02.07.2020 / Wort zum Tag

Plötzlich schwanger

Maria sprach: Er hat große Dinge an mir getan, der da mächtig ist und dessen Name heilig ist.

Lukas 1,49

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Es ist sicher ungewöhnlich, dass eine junge, unverheiratete Frau zu Beginn ihrer Schwangerschaft ein Lied zur Ehre Gottes singt. Doch Maria, die Mutter von Jesus, konnte das. Sie konnte singen: Denn er (Gott) hat große Dinge an mir getan, der da mächtig ist und dessen Name heilig ist. Ein Vers aus dem Lobgesang der Maria, nachzulesen im Evangelium des Lukas, Kapitel 1, die Verse 46 bis 55.

Wer so von Gott singt, der muss wirklich Großes erlebt haben. Unerhörtes hatte der Engel Gabriel angekündigt. Einen Sohn würde sie, Maria, bekommen und dabei war sie doch noch gar nicht verheiratet. Sie sollte ihm den Namen Jesus geben. und andere würden ihn Sohn des Höchsten nennen.

Der Engel erklärt Maria, wie diese Schwangerschaft zustande kommen soll. Der Heilige Geist würde über sie kommen und Kraft des Höchsten sie überschatten. Maria nimmt die Herausforderung an. Trotzdem werden auch ganz andere Gefühle, Ängste und Sorgen Maria bewegt haben.

Vater, ich bin schwanger; Mutter, ich bekomme ein Kind. Was mag das wohl in der betroffenen Familie in Nazareth ausgelöst haben? Was würde Josef, ihr Verlobter, dazu sagen? Was würden die Leute dazu sagen – schwanger vor der Hochzeit?

Der Engel Gabriel hatte zu Maria gesagt, dass auch Elisabeth, ihre Verwandte, einen Sohn erwartet. Anders als bei Maria hatte Gott bei Elisabeth eine natürliche Fähigkeit wieder hergestellt. So konnte sie trotz ihres hohen Alters ganz natürlich ein Kind empfangen und zur Welt bringen.

Maria hat sich die Reise zu Elisabeth gut überlegt. Schließlich wohnt Elisabeth mit ihrem Mann, dem Priester Zacharias, in einer der Priesterstädte in der Nähe von Jerusalem. Maria dagegen kommt aus dem verachteten Nazareth in Galiläa, einige Tagesreisen von Jerusalem entfernt.

Maria hatte mehrere Gründe für diese Reise. Ich denke, Maria brauchte einfach eine vertraute Person, um von ihrer Schwangerschaft zu erzählen. Sie brauchte auch eine Atmosphäre der Sicherheit, ohne bohrende Fragen nach dem Vater ihres Kindes, ohne böse Blicke. Maria hoffte auf Verständnis bei Elisabeth, denn wer selbst ein Wunder erlebt hat, glaubt leichter, dass andere auch so etwas erleben.

Ganz bestimmt braucht Maria aber eine Bestätigung von all dem, was ihr der Engel mitgeteilt hat. Ihre Hoffnung wird nicht enttäuscht. Wie Elisabeth sie begrüßt, was sie zu Maria sagt, das Hüpfen des Johannes im Bauch seiner Mutter, alles bestätigt Maria: Du kannst glauben, was der Engel dir gesagt hat. Und dann stimmt sie ihren Lobgesang an.

Maria stammte aus königlichem Geschlecht. Aber von der Familie des Königs David war nicht viel übrig geblieben. Maria hatte es nach der verachteten Stadt Nazareth verschlagen, einem Nest in der Provinz Galiläa. Maria, eine unbedeutende Frau, verlobt mit Josef, dem Zimmermann.

Gott hat das alles gesehen und  Maria findet Gnade in seinen Augen. Maria freut sich: Gott hat mich wahrgenommen und jetzt bin ich so wichtig, dass spätere Generationen mich preisen werden.

Maria ist der Gnade Gottes begegnet und ihr nicht ausgewichen. Und ich denke: Auch das ist Glaube. Die Gnade annehmen und das Wirken mit sich geschehen lassen. Die alte Elisabeth spricht der Maria deshalb zu: Und selig bist du, die du geglaubt hast. (Vers 45)

Maria jubelt, dass Gott große Dinge an ihr getan hat. Sie besingt ihn als den Mächtigen mit einem heiligen Namen. Ich denke, Maria als gläubige Frau weiß, dass ihr etwas ganz Besonderes, etwas Einmaliges widerfahren ist. Dass auf diese Art und Weise noch nie der Himmel die Erde berührt hat und auch nie wieder tun wird.

Autor/-in: Herbert Laupichler