24.11.2012 / Wort zum Tag

Philipper 4,6

Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen laßt eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden!

Philipper 4,6

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Beim Buchen der Ferien oder beim Abschliessen einer Versicherung wird mir oft ein ‚Rundum-Sorglos-Paket‘ angeboten. Wenn ich darauf eingehe, so das Versprechen, kann ich mich in Sicherheit wiegen, dass im Urlaub alles klappen wird oder dass alles, was irgendwie schief gehen könnte, von der Versicherung bezahlt wird. Ob das dann auch tatsächlich so passieren würde, habe ich noch nie ausprobiert. Meine Befürchtung ist, dass im Kleingedruckten allerhand stehen könnte, was mir durchaus noch zur Sorge Anlass geben könnte.
Das Wort zum heutigen Tag klingt im ersten Moment ähnlich wie ein ‚Rundum-Sorglos-Paket‘. Es gehört zu den abschliessenden Mahnungen, die Paulus an die Christen von Philippi richtet. Im Philipperbrief schreibt er in Kapitel 4, Vers 6: „Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden!“ Es gibt im Neuen Testament ja eine ganze Reihe von Verheissungen, die ähnlich klingen. Einerseits tun sie gut. Andererseits irritieren sie auch, weil der Eindruck entstehen könnte, dass wir alles, was wir wollen, nach einem Gebet auch erhalten werden. Dabei wissen wir ganz genau, dass dem nicht so ist. Gott ist kein Automat, der unsere Wünsche erfüllt. Trotzdem, so wird gesagt, sollten wir solche Verheissungen nicht relativieren und von Gott nie weniger als alles erwarten. Ich erinnere mich an zahlreiche Gespräche, die sich zwischen diesen beiden Polen bewegt haben.
Der erwähnte Satz aus dem Philipperbrief hilft mir immer wieder, mich nicht zwischen enttäuschten Erwartungen und zugesagter Erfüllung aufreiben zu lassen. Einerseits erweckt dieser Satz im Blick auf die Erfüllung nicht übertriebene Erwartungen. Es wird nur gesagt, dass es wichtig sei, alles im Gebet vor Gott zu bringen. Und andererseits verknüpft Paulus die Einladung zum Gebet im anschliessenden Vers gleich noch mit einem Segenszuspruch, den man so zusammenfassen kann: Wer seine Anliegen vor Gott kund werden lässt, dessen Herz und Sinne bleiben in Christus und damit im Frieden Gottes bewahrt.
Gottes Frieden ist Ausdruck seines Segens. Er bedeutet für mich die Gewissheit, dass ich nicht vergessen gehe. Ich bin nicht allein. Gott weiss, was mich bewegt. Andere Men-schen kennen meine Anliegen und tragen sie – allein schon durch ihr Mitwissen, viel-leicht sogar durch ein Gebet – mit. Ich bin gehalten in einem tragfähigen Beziehungsetz von Menschen, die wie ich mit Christus verbunden sind. Wenn meine direkte Beziehung zu Gott mal abreissen sollte, bleibe ich durch meine Glaubensgeschwister mit ihm verbunden. Wenn die Beziehung zu meinem Mitmenschen gestört sein sollte, vermag Gott, der uns alle trägt, die Störung wieder zu heilen.
“Lass alles, was Dich bewegt vor Gott kund werden!“ ’Vor Gott’ heisst für Paulus, dass dies auch in der Gemeinde und damit vor Mitmenschen geschieht. Teilt miteinander, was euch bewegt, was euch belastet, aber auch, was euch freut.
Das ist kein Aufruf zum seelischen Striptease. Aber wir sind eingeladen, Vertrauen zu wagen, Nähe zu suchen und zu finden. So wie Gott uns in Christus nahe gekommen ist, so können auch wir einander nahe sein und unsere Freuden und Lasten gemeinsam tragen. Einer solchen betenden Gemeinschaft ist der Friede Gottes verheissen. Das ist zwar kein ‚Rundum-Sorglos-Paket‘, wie es mir in der Werbung manchmal versprochen wird. Aber es ist die Zusage, dass ich mit meinen Sorgen bei Gott gut aufgehoben bin. Trotz aller Sorgen, die ich mir noch machen mag, kann ich bei ihm zur Ruhe kommen und Frieden finden.
 

Autor/-in: Pfarrer Daniel Eschbach