09.03.2015 / Wort zum Tag

Philipper 3,3

„Wir bauen nicht auf Vorzüge, die irdisch und menschlich sind, sondern rühmen uns allein damit, dass wir zu Jesus Christus gehören.“

Philipper 3,3

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Kennen Sie Veranstaltungen, bei denen man am Eingang ein Namensschild bekommt? Bei Empfängen kann das sein, bei Seminaren oder bei einem Kongress. Auf dem Namensschild steht dann der Name und manchmal auch noch mehr. Titel zum Beispiel. Professor Doktor. Oder die Herkunft: Graf von und zu Hohenberg. Oder die berufliche Stellung: Chef oder Bankdirektor oder Aufsichtsratsvorsitzender. Manchmal sind auch Verdienste auf dem Namensschild zu lesen: Träger des Bundesverdienstkreuzes oder ähnliches.
Was müsste auf Ihrem Namensschild stehen? Außer Ihrem Namen? Tragen Sie einen Titel? Oder fällt Ihnen ein besonderes Verdienst ein, das unbedingt da drauf müsste? Oder schütteln Sie jetzt den Kopf und denken: Nein, mir fällt da gar nichts ein. Nichts, womit ich mich rühmen könnte und was bei anderen Eindruck macht. Kann sein, wäre aber überhaupt nicht weiter schlimm. Im Gegenteil. Das Bibelwort für heute bringt unsere Gedanken auf die richtige Spur. Es stammt aus dem Philipperbrief , Kapitel 3 Vers 3:
„Wir bauen nicht auf Vorzüge, die irdisch und menschlich sind, sondern rühmen uns allein damit, dass wir zu Jesus Christus gehören.“
Paulus schreibt das den Christen in Philippi – und das mit gutem Grund. Dort gab es Rangeleien darüber, was zum Namen noch dazu gehört als Titel oder Herkunft oder als besonderes Verdienst. Da gab es in der Gemeinde solche, die aus dem Judentum stammen, die Christen wurden und die nun sagen: „Wir sind doch besser als andere! Wir sind das Volk Gottes. Wir sind beschnitten und gehören deshalb zu den Auserwählten. Wir sind was Besonderes.“ So sagen sie und fordern gleich dazu: Wer ein rechter Christ sein will, der sollte eigentlich so werden wie wir.
Was meinten die anderen Christen in Philippi dazu? Wir können es nur erahnen. Vielleicht reagierten einige über die Arroganz und den Hochmut verärgert. Vielleicht reagierten andere mit Neid und innerer Abwehr. So, wie es in heutigen christlichen Gemeinden Rangeleien und Eifersucht gibt. Nicht mehr aus dem Grund wie damals in Philippi, aber manchmal auch heftig. Wenn manche von sich sagen: Wir beten mehr als andere, wir sind die besseren Bibelkenner, wir sind frömmer, wir sind die begabteren Gemeindeleiter. Wie schnell können Selbstüberhebung und falscher Stolz in eine Gemeinde einziehen! Und die führen dann zu Problemen, zu gegenseitigen Vorwürfen bis hin zu Spaltungen. Wann sind einzelne Christen besser als andere? Womit können sie sich voreinander rühmen?
Paulus nimmt hier klar Stellung: „Wir rühmen uns allein damit, dass wir zu Jesus Christus gehören.“ Das ist die Ehre, die mich nicht überhebt, sondern die mich mit anderen Christen auf eine Stufe stellt: Ich bin ein Christ. Das ist die Würde, die wir als erstes zeigen können und sollen: Wir gehören zu Christus. Das ist der Vorzug, mit dem wir uns nicht anderen vorziehen, sondern mit dem wir andere zu Jesus ziehen: Zu ihm gehören – das ist nicht unser Verdienst, sondern das ist Gnade, Geschenk, Ausdruck seiner Liebe. So zählt es Paulus dann im Philipperbrief und noch mehr im 2.Korintherbrief auf: Das ist mein Verdienst, dass ich zu Christus gehöre. Dass er mich begabt. Dass ich Erfahrungen mit ihm mache. Ja sogar, dass ich mit ihm und für ihn Nachteile einstecke und ins Leiden komme.
Was müsste auf Ihrem Namensschild stehen. Paulus würde sagen: Es reicht, wenn da neben meinem Namen steht: „Paulus, Christ!“ Oder genauer: „Paulus, der zu Christus gehört“. Gibt es eine schönere Ehrenbezeichnung? Alle Titel und irdischen Verdienste sind vergänglich. Zu Christus gehören – das bleibt.
 

Autor/-in: Prälat Ulrich Mack