14.03.2015 / Wort zum Tag

Philipper 3,10

"Ihn möchte ich erkennen und die Kraft seiner Auferstehung und die Gemeinschaft seiner Leiden und so seinem Tode gleich gestaltet werden."

Philipper 3,10

Ihr Browser unterstützt HTML5 Audio nicht!

Viele Dinge gibt es nur im Gesamtpaket. Die schöne Sonne am Mittelmeer nur im Paket mit ihrer manchmal stechenden Hitze. Ein gutes Abendessen nur, wenn sich jemand damit Arbeit macht. Die Schönheit einer vertrauten Gemeinschaft gibt es nur im Paket mit der Bereitschaft, auch die schwierigen Fragen und Zeiten miteinander zu teilen.

Ich gebe zu, ich will manchmal nur das Schöne. Ob das nun durch Werbung beeinflusst ist, ob es ein Phänomen unserer Zeit ist, ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich sehr gerne nur die angenehme Seite der Sonne hätte, nur das schöne Abendessen ohne Abwasch und gerne nur die sonnige Seite von Gemeinschaft ohne Probleme. Ich ahne, dass das nicht geht. Und wir ahnen auch, dass das fade wird. Nur Glück, das hält kein Mensch aus. Und nach leicht kommt seicht. Das ist ein Leben  ohne Tiefgang, ohne Erdung. Wir wissen: das Leben ist anders.

Auch das Leben mit Jesus Christus. Paulus schreibt es ganz realistisch. „Christus möchte ich erkennen und die Kraft seiner Auferstehung und die Gemeinschaft seiner Leiden“. Für ihn ist Glaube vor allem  eine innige Beziehung mit Jesus Christus. Und deswegen sind wir mit Jesus verbunden  sowohl in der Kraft seiner Auferstehung als auch in der Gemeinschaft mit seinen Leiden. Christus gibt es nur im Gesamtpaket.

Die Kraft der Auferstehung, da sind wir gerne dabei. Leben, neues Leben, ewiges Leben. Wer wollte das nicht? Jesus hat den Tod überwunden. Wer mit ihm verbunden ist lebt, jetzt und hier und auch wenn er gestorben  ist. Welche eine Perspektive, besonders wenn wir an einem offenen Grab stehen.

Aber wie ist es mit der Gemeinschaft mit seinen Leiden? Das ist schon etwas anderes. An solchen Stellen hört man häufig einen Abgesang auf unsere Kultur: dass wir ja in einer ach so leidensscheuen Zeit lebten, dass wir uns  ja schnell betäuben, die Schmerztablette schmeißen und eigentlich ein wehleidiges Volk seien. Ich bin da unsicher. Es wird wohl etwas dran sein. Aber ist es nicht auch normal, Leiden zu vermeiden? Und wenn jemand verliebt ist ins Leiden, das macht uns auch skeptisch. Zu Recht. Ich bin froh, dass  es Schmerzmedikamente gibt. Mit Christus in einer Gemeinschaft zu stehen auch im Leiden? Nein, diesen Teil des Paketes wollen wir nicht und das ist mehr als in Ordnung.

Aber: Christus gibt es nur im Gesamtpaket. Sein Leiden färbt ab. Zum christlichen Glauben gehört das immer dazu. Nicht dass wir es lieben und wünschen und suchen. Aber – und darin liegt die Herausforderung – wir sollen es auch nicht vermeiden.

Was das konkret bedeutet ist sehr individuell.  Für den einen bedeutet es, finanzielle Nachteile in Kauf zu nehmen. Es kann bedeuten, sich in ein Krisengebiet zu begeben im Namen Jesu. Die ersten Christen waren bekannt geworden, weil sie sich um die  Pestkranken kümmerten, während viel andere die Flucht ergriffen. Was bedeutet die Gemeinschaft seiner Leiden für uns im Kampf gegen Ebola?

Für den nächsten kann es bedeuten, sich dem Spott von Menschen auszusetzen. Oder noch mehr. Viele Menschen, die aus muslimischen Familien stammen und Jesus Christus folgen, müssen extreme Schwierigkeiten befürchten. Und das nicht nur in fremden Ländern, auch  hier in Deutschland. So schwer das ist, es kann ein Teil der Gemeinschaft mit Christus bedeuten.

Aber das Ziel und der Lebensinhalt sind einmalig nämlich die tiefe Gemeinschaft mit Jesus. Seine Gegenwart gibt uns die Kraft, Leiden zu akzeptieren, ja vielleicht sogar sich daran zu freuen, weil sie eine Auszeichnung bedeuten. Denn so haben alle Märtyrer der Kirchengeschichte ihr Leiden  gedeutet: als Zeichen besonders inniger Gemeinschaft mit Jesus Christus. 

Autor/-in: Präses Ansgar Hörsting