22.05.2015 / Wort zum Tag

Philipper 3,1

"Paulus schreibt: Freut euch in dem Herrn! Dass ich euch immer dasselbe schreibe, verdrießt mich nicht und macht euch umso gewisser."

Philipper 3,1

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Fröhliche Menschen sind ansteckend. Sie stecken an mit ihrem Optimismus, mit ihrer positiven Sicht, mit ihrem Lachen und ihrer Unbeschwertheit. Fröhliche Menschen ziehen mich aus meinem Stimmungstief. Sie machen Mut, nach vorne zu schauen. Ich habe gerne fröhliche Menschen um mich herum – meistens.
Ganz ehrlich – fröhliche Menschen können aber auch nerven. Z. B. Wenn sie mit ihrem Zweckoptimismus und ihrem sonnigen Gemüt eine Lebenslage positiv sehen, die ich gar nicht mehr positiv sehen kann. Ob es nun eine schmerzhafte Krankheit oder eine verfahrene berufliche Situation ist: Es gibt Lebenslagen, da vergeht einem doch die Freude – oder? Da kann man nicht einfach fröhlich sein und ein „Kopf hoch, es wird schon wieder“ wirkt dann eher deprimierend. Wenn in schwierigen Lebenslagen fröhliche Menschen um mich herum sind und ich einfach nicht fröhlich sein mag, dann habe ich das Gefühl der Miesmacher zu sein – obwohl ich doch die Situation einfach nur realistisch sehe, nüchtern, abwägend – oder?
Paulus war in einer schwierigen Lebenslage. Ganz realistisch hat er seine Lage gesehen. Er saß im Gefängnis. Den Tod vor Augen. Er wusste nicht wie lange er noch leben würde. Und dennoch versprüht er eine unbändige Freude. „Freut euch in dem Herrn!“ – schreibt er den Gemeindegliedern in Philippi. Und Paulus schreibt das nicht nur einmal. Paulus schreibt das Wort „Freude“ oder „sich freuen“ im Philipperbrief rund 17 Mal. Der ganze Brief atmet eine ansteckende Freude aus.
Paulus ahnt, dass er seine Leser mit dieser Freude eventuell nervt. So schreibt er: „Dass ich euch immer dasselbe schreibe, verdrießt mich nicht“. Mit anderen Worte: „Ich werde nicht müde von der Freude zu schreiben.“ Hand aufs Herz: Nervt sie der heutige Lehrtext?
Sagen sie vielleicht: Mir ist nicht zum Freuen zu Mute? Woher nimmt Paulus diese Kraft, von der Freude zu sprechen, obwohl seine Lebenssituation alles andere als rosig war?
Es ist ein kleines Wörtchen in dem heutigen Lehrtext, das uns auf die Spur des Paulus bringen kann. Paulus schreibt: „Freut euch in dem Herrn!“ – „in dem Herrn“. Sollte es nicht besser heißen „Freut euch an dem Herrn“? Wäre das nicht die richtige Formulierung?
Nein, Paulus formuliert bewusst so: „Freut euch in dem Herrn!“
Folgendes Beispiel kann den Unterschied verdeutlichen: Es ist etwas anderes, ob ich mich an einer Familie freue, oder ob ich mich in einer Familie freue. Wenn ich mich an einer Familie freue, bleibt die Distanz. Ich sehe den netten Umgang der Eltern mit den Kindern, freue mich über das nette Miteinander der Familie.  Aber ich bleibe außen vor. Anders ist es, wenn ich mich in der Familie mit den Menschen freue. Ich lebe eine Beziehung zu den Familienmitgliedern. Ich erlebe die Höhen und Tiefen, das Schöne, und das nicht so Schöne. Ich bin mit dabei – mittendrin. So soll der Glaube an Jesus sein. In Jesus sein – das bedeutet: Ich bin in Jesus, und er ist in mir. Es geht um eine Beziehung. Glaubensfreude ist nicht abhängig von den äußeren Umständen. Was auch immer heute auf sie zukommen mag: Jesus möchte in Ihnen sein und Sie dürfen in Christus sein. Er in Ihnen, Sie in ihm! Vielleicht möchten Sie gleich darum beten, dass diese Beziehung heute gelingen mag. Es ist Jesus, der diese Beziehung ermöglicht.  Er ist der Grund der Glaubensfreude! Eine Freude, die mehr ist als Zweckoptimismus. Die mehr ist als das optimistische Gerede eines heiteren Menschen. Jesus ist das Fundament: Deshalb ruft Paulus uns aus dem Gefängnis zu: „Freut euch in dem Herrn!“
 

Autor/-in: Pfarrer Andreas Hannemann