24.11.2011 / Wort zum Tag

Philipper 1,6

Paulus schreibt: Ich bin darin guter Zuversicht, dass der in euch angefangen hat das gute Werk, der wird's auch vollenden bis an den Tag Christi Jesu.

Philipper 1,6

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Ich kann mich noch gut an eine Begebenheit aus meiner Kindheit erinnern. In unserem kleinen Ort hatte jemand angefangen, ein Haus zu bauen. Die Baugrube wurde ausgeschachtet, das Fundament gelegt und dann der Keller gemauert. Bis zur ersten Betondecke ging alles glatt. Weiter aber geschah nichts mehr. Der halbfertige Keller blieb liegen und moderte langsam vor sich hin.

Ich konnte mir damals als Kind keinen Reim darauf machen, warum jemand anfängt, ein Haus zu bauen, es dann aber nicht zu Ende bringt. Denn gar nicht so lange vorher hatten meine Eltern ein Haus gebaut. Ich hatte miterlebt, wie die Wände wuchsen und das Dach oben drauf kam. Als die Fenster eingesetzt und die Innenarbeiten abgeschlossen waren, zogen wir als Familie in das neue Zuhause ein. Meine Mutter sagte damals: Ich komme mir vor, wie in einem Schloss. Sie war so glücklich, dass das neue Heim endlich fertig war. Wer möchte schon gern etwas anfangen und nicht zu Ende bringen? Da ist doch alles Geld, aller Einsatz, alles Mühen und alles Planen umsonst gewesen.

Ebenso ist es bei Gott. Auch er mag keine halbfertigen Sachen. Er selbst hat sein gutes Werk in jedem Christen begonnen und will es nicht unvollendet lassen. Was sind das für hoffnungsvolle und zuversichtliche Worte, wenn Paulus an die Philipper schreibt: "Ich bin darin guter Zuversicht, dass der in euch angefangen hat das gute Werk, der wird's auch vollenden bis an den Tag Christi Jesu." Ich kann für mich nur darüber staunen, dass Gott sich auf die Suche nach mir gemacht hat. Er ist mir begegnet, hat mich angesprochen und die Bereitschaft zum Glauben in mir geweckt. Was habe ich zu diesem Prozess beigetragen? Ich habe doch nur auf Gottes gutes Angebot geantwortet und mich durch mein Ja geöffnet. Das Wesentliche hat er getan. Er hat den guten Start in Gang gebracht.

In meinem weiteren Leben hat er mich an die Hand genommen und geführt. Manchmal hat er mich mit festem Griff gehalten und mich vor Fehltritten bewahrt. Und dann ist er mir auch nachgegangen und hat mich von falschen Wegen zurückgeholt. - Wo wäre ich heute, wenn Gott nicht solch ein Engagement für mich gezeigt hätte? Ich weiß nicht, ob ich nicht irgendwann den Glauben verloren oder aufgegeben hätte, wenn er nicht mit seiner großen Geduld da gewesen wäre. Für mich ist das ein Wunder. Dass sich Gott mit mir und mit allen anderen Nachfolgern Jesu eine solch große Mühe gibt, weckt in mir die Hoffnung und Gewissheit, dass er sein Vorhaben wirklich auch zu Ende bringt. Ab und zu entdecke ich in mir und auch bei anderen Christen Resignation und wenig Hoffnungen. Was würde wohl in unseren Gemeinden passieren, wenn wir uns von der Zuversicht des Paulus in unserem Bibeltext anstecken ließen? Was könnte sich verändern, wenn wir einander in dieser Sichtweise sehen würden: Gott kommt mit mir an sein Ziel und ebenso mit dir? Wie manche Begegnung würde sich entspannen. Viel Rechthaberei wäre nicht mehr nötig. Gezänk um Kleinigkeiten fiele unter den Tisch. In solch einer Gemeinde bin ich gern dabei. Ich kann ja dabei mithelfen, indem ich um die Kraft Gottes bitte und mehr seiner gewinnenden Liebe zutraue.

 

Autor/-in: Pastor Rolf Herrmann