06.04.2024 / Andacht
Ostern ist erst der Anfang
Wie Jesus mit dir und mir Geschichte schreibt.
Wenn ich die Ostergeschichte lese, durchlebe ich alle möglichen Gefühlslagen: Wenn Jesus ankündigt, dass er aus seinem engsten Kreis verraten wird, steigt Spannung in mir auf. Wird Judas Jesus tatsächlich seinen Feinden ausliefern? Als alle Freunde Jesus bei der Gefangennahme wenig später verlassen, bin ich enttäuscht. Während Jesus einen heftigen inneren Kampf durchlebt, ist er ganz allein.
Dann wird Jesus gekreuzigt. Was mich traurig macht, denn Jesus hat die Schmerzen, die Verachtung und den Spott nicht verdient. Und ich verstehe, warum die Jünger nach Jesu Tod hoffnungslos sind. Sie waren davon überzeugt, dass Jesus der versprochene Messias ist. Sie haben ihr Leben für ihn aufgegeben! Und dann ist er tot. Gekreuzigt und im Grab.
Das Lesen der Ostergeschichte ist für mich eine Achterbahnfahrt der Gefühle.
Die Geschichte ist an dieser Stelle aber noch nicht zu Ende. Es kommt der Wendepunkt: Als Maria Magdalena und Maria, die Mutter von Jakobus, nach drei Tagen zu Jesu Grab gehen, ist er nicht mehr dort. Ein Engel erklärt ihnen, dass Jesus auferstanden ist, wie er vorausgesagt hat. Als Jesus daraufhin den Jüngern erscheint, sind diese ganz aus dem Häuschen. Was für ein Gefühlschaos muss das für die Jünger gewesen sein! Schon alleine das Lesen ist für mich eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Wie geht’s nun nach der Ostergeschichte für die Jünger weiter – und für mich?
Ein neues Kapitel
Die Jünger jedenfalls sind überglücklich. Ihr Glaube an Jesus, den Retter, hat sich bestätigt. Und sie berichten überall davon: Einige bleiben in Jerusalem und gründen dort eine Gemeinde, andere reisen von Galiläa bis nach Antiochia, Mazedonien und Griechenland, um dort von Jesus zu erzählen. Schließlich war das der Auftrag, den Jesus ihnen gegeben hat.
Etwas später haben Jesu Nachfolger aufgeschrieben, was sie mit Jesus erlebt haben, um es der Nachwelt zu hinterlassen. Ihnen wurde bewusst, dass Jesu Zeitzeugen bald nicht mehr leben werden. Also sammeln sie die Erlebnisse. Johannes schließt seine Berichte mit folgenden Worten ab: „Es gäbe noch vieles andere zu berichten, was Jesus getan hat. Wenn alles einzeln aufgeschrieben würde – ich glaube, die Welt wäre zu klein, um all die Bücher zu fassen, die man dann schreiben müsste“ (Johannes 21,24).
Geschichten, die Jesus mit uns schreibt
Ist das nicht ein wunderschönes Schlusswort für ein Evangelium? Auf der einen Seite bricht die Berichterstattung durch Johannes an dieser Stelle ab, dennoch empfinde ich den Punkt an dieser Stelle eher als Doppelpunkt. Denn auch wenn Jesus nicht mehr da ist, sind seine Nachfolger es noch – vielleicht nicht mehr die Zeitzeugen oder die Zeitzeugen der Zeitzeugen. Aber diese haben dafür gesorgt, dass uns die Erlebnisse von und mit Jesus überliefert sind.
Jesus schreibt Geschichten mit jedem von uns.
Und jetzt füllen wir neue Bücher: Geschichten, die Jesus mit uns schreibt. Mit jedem einzelnen seiner Nachfolger. Und wahrscheinlich wäre auch hier die Welt zu klein, um all die Bücher zu fassen, die man dann schreiben müsste. Die Ostergeschichte ist also noch längst nicht abgeschlossen!
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