29.08.2024 / Andacht

Ohne Rankhilfen gibt’s keinen guten Wein

Was ich aus dem Weinbau für mein Leben lernen kann. Eine Andacht.

Ich liebe ein Gläschen Rotwein. Besonders gerne trinke ich ihn an lauen Sommerabenden mit Freunden auf der Terrasse hinterm Haus. Eine Flasche Wein und ein paar Kerzen auf dem Tisch, eine Mückenfalle in der Nähe und netter Besuch – mehr braucht es für einen schönen Abend nicht.  

Viel Arbeit für den Genuss 

Im Moment ist die Weinernte im vollen Gang. Ende September wurde die Saison mit Federweißem und Zwiebelkuchen eröffnet. In den zurückliegenden Wochen ist hart gearbeitet worden. Bald werden die letzten Lagen abgeerntet und damit der Jahrgang 23 eingebracht sein. 

Damit ich ein Glas Rotwein genießen kann, ist allerhand nötig. Wein ist nämlich das Endprodukt mehrerer Faktoren und Prozesse, die zusammenwirken müssen. Dazu gehören beispielsweise die richtige Lage, eine sachgemäße Pflanzung und anschließende Pflege, Rankhilfen, reichlich Sonne und Regen.  

Meine Gedanken ziehen weiter. Ein Abschnitt aus der Bibel kommt mir in den Sinn. Das Johannes-Evangelium überliefert Gedanken von Jesus zu Weinstock und Rebe. In Johannes 15,5 sagt er von sich:  „ Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun“.

Es geht Jesus also um Verbundenheit mit ihm. Ich gedeihe als Christ nur dann, wenn ich im ständigen Kontakt mit Jesus bin.

Oder, um im biblischen Bild zu bleiben: Nur wenn die Verbindung von Weinstock und Rebe gegeben ist, kann sich mein Leben und Wirken nachhaltig entfalten.  Wie kann das gelingen?

Rankhilfen für mein Leben

Um gute Frucht zu bringen, braucht der Weinstock eine Rankhilfe. Denn er ist eine Kletterpflanze. Anders als die meisten Pflanzen, benötigt er externe Hilfe, um sich zu verbreitern. Es muss ein Spalier oder ein anderes Gestell her, an dem die Pflanze sich festhalten kann. Sonst gibt es keine gute Ernte. 

Mir geht es ähnlich. Ich habe erkennen müssen, dass auch ich in meinem Leben und auf meiner Glaubensreise „Rankhilfen“ benötige, die mich unterstützen. Hier sind ein paar praktische Beispiele:  

  1. Die meisten Deutschen parken ihr Mobiltelefon in Griffweite auf dem Nachttisch neben dem Bett. Das habe ich abgestellt. Mein Handy übernachtet außerhalb des Schlafzimmers. Und das aus gutem Grund: Ich möchte ungestört schlafen können. Und ich will auch nicht am Morgen gleich mit den neuesten Schlagzeilen bombardiert werden. 

  1. Der morgendliche Moment der Stille ist für mich eine weitere Rankhilfe. Ich nehme mir Zeit, in der ich mit meiner Bibel allein bin und meine Gedanken auf die Begegnung mit Gottes Wort ausgerichtet sind. Hier schöpfe ich Inspiration für den kommenden Tag. 

  1. Ich habe mir angewöhnt, den Tag früh zu starten. Dann sind meine Gedanken frisch und der Kopf leistungsfähig. Überdies ermöglicht mir der frühe Start ein erstes Erfolgserlebnis noch bevor meine Kollegen zur Arbeit erscheinen. 

  1. Seit einiger Zeit versuche ich, mich möglichst nur einer Sache zu widmen. Da ich mich schnell ablenken lasse, fordert mich das ganz schön heraus. Aber es hilft mir bei dem, was ich zu erledigen habe. Ich merke, dass die Arbeit besser und schneller von der Hand geht. Dementsprechend lautet die Rankhilfe: Eins nach dem anderen. Alles zu seiner Zeit.  

  1. Mindestens einmal am Tag sorge ich für ausreichend Bewegung. Der Schrittzähler auf meinem iPhone hilft mir dabei. Er erinnert mich daran, dass ich mein tägliches Bewegungsziel erreichen will. Mir geht es nicht um die Anzahl der Schritte, sondern um den Effekt, den regelmäßige Bewegung bewirkt: bessere Widerstandskräfte, innere Ausgeglichenheit und mehr physische Kondition. 

  1. Ich schätze die regelmäßige Gemeinschaft mit Christen, die mit mir auf ihrer Glaubensreise unterwegs sind, Die Begegnung mit ihnen erlebe ich als eine weitere Rankhilfe. 

  1. Ich beschäftige mich mit dem, was um mich herum gedacht und geschrieben wird. Diese kritische Auseinandersetzung hilft mir bei der Gestaltung meiner Nachfolge von Jesus, denn sie fordert mich immer wieder heraus, meine Überzeugungen und die von anderen Menschen an dem zu messen, was ich in der Heiligen Schrift lese. 


Ein anderes Wort für Rankhilfe ist Struktur. Ich erlebe das immer wieder aufs Neue. Ohne sie gerate ich ins Schlingern. Das frustriert mich.  

Ich benötige Struktur in meinem Leben, damit das, wovon Jesus spricht, passieren kann: Damit der Segen Gottes ungehindert zu mir und weiter zu meinem Nächsten fließen kann.

Fragen zum Nachdenken  

  1. Welche Strukturen sind hilfreich für deinen Glauben und deinen Alltag? 

  1. Gibt es Angewohnheiten, die du ändern solltest, weil sie dir nicht guttun?
     

Autor/-in: Wolf-Dieter Kretschmer

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