12.03.2010 / Wort zum Tag

Offenbarung 7,9-10

Der Seher Johannes schreibt: Ich sah eine große Schar, die niemand zählen konnte, aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Sprachen; die standen vor dem Thron und vor dem Lamm, angetan mit weißen Kleidern und mit Palmzweigen in ihren Händen, und riefen mit großer Stimme: Das Heil ist bei dem, der auf dem Thron sitzt, unserm Gott, und dem Lamm!

Offenbarung 7,9-10

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Unvergesslich ist mir eine großartige Bergtour im Großglockner-Gebiet. Wir hatten den Klein- und Großglockner bereits bestiegen und brachen von der Oberwalder Hütte früh morgens auf, um durch die Überschreitung von mehreren Dreitausendern zum Heinrich-Schwaiger-Haus zu kommen. Dann standen wir auf dem schmalen Gipfel der Klockerin. Hinter uns lag ein steiler und schwerer Aufstieg in weichem Schnee und vor uns ein steiler Abstieg, um zum nächsten Gipfel wieder aufzusteigen. Als wir keuchend oben am Gipfel standen, da zeigte mein Freund auf einen kleinen blinkenden Punkt in der Ferne. „Schau - das ist das Heinrich-Schwaiger-Haus – dort werden wir heute Abend sein!“ Zu sehen war nur ein kleiner blinkender Punkt – die Sonne spiegelte sich im Blechdach der Hütte. Aber allein dieser Ausblick weckte in uns Mut und Zuversicht für die nächsten Ab- und Aufstiege. Zugegeben – wir rochen noch nicht die Bouillonsuppe, sahen auch nicht, wie groß die Hütte sein wird, erkannten auch noch nicht den Hüttenwirt – aber wir hatten das blinkende Blechdach gesehen. Dazwischen lagen noch einige Täler, in denen wir das Ziel nicht mehr so vor Augen haben werden. Aber die Hoffnung: „Dort werden wir heute Abend sein!“, genügte.

Das Wort zum Tag erscheint mir heute wie das blinkende Dach der Berghütte. Wir können nur ahnen, was auf uns warten wird. Aber die hellen Strahlen, die uns in diesem Wort gegeben sind, die genügen, um eine große Freude, Gewissheit und Zuversicht auszulösen. In Offenbarung 7 heißt es: Der Seher Johannes schreibt: „Danach sah ich, und siehe, eine große Schar, die niemand zählen konnte, aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Sprachen; die standen vor dem Thron und vor dem Lamm, angetan mit weißen Kleidern und mit Palmzweigen in ihren Händen, und riefen mit großer Stimme: Das Heil ist bei dem, der auf dem Thron sitzt, unserm Gott, und dem Lamm!“ Der Jünger und Freund Jesu, Johannes, ist in einer bescheidenen Lage. Er wurde auf die Todesinsel Patmos verbannt. Warum? Weil er in Ephesus Jesus Christus bekannte, sein Wort predigte und sich weigerte, den römischen Kaiser als Gott anzubeten. Patmos stand für grausamen Tod durch Durst und Hunger.

Und genau in dieser verzweifelten Lage bekommt Johannes von Gott selbst einen Einblick in die Zukunft. Er darf einen blinkenden Punkt in der Ferne sehen. Darauf steuert alles zu. Die Gegenwart und diese Welt ist nicht das Letzte, sondern nur das Vorletzte – wie es Dietrich Bonhoeffer trefflich ausdrückte. Johannes darf in der Offenbarung die neue Schöpfung Gottes sehen. Die alte Welt ist vergangen. Nichts erinnert mehr an das Tohuwabohu der ersten Welt. Alles Unfertige hat dem Fertigen Platz gemacht. All das sprengt aber die Vorstellungskraft von Johannes. Deshalb kann er auch nur in menschlichen Bildern umschreiben, was er wahrnimmt. Was aber ist die Mitte der neuen Welt? Wovon geht der Herzschlag aus? Johannes sieht die vollendete Gemeinde Gottes: „Eine große Schar, die niemand zählen konnte, aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Sprachen; die standen vor dem Thron!“ Die Gemeinde Jesus – herausgerufen aus der alten Welt, erlöst und herrlich gemacht. Vor Grundlegung der Welt, hat Gott sich seine Gemeinde erwählt. Die Gemeinde ist keine Erfindung der Menschen, sondern entspringt den Gedanken Gottes. Menschen, die sich von Jesus zur Umkehr rufen ließen und ihre Bestimmung in Gott neu erkannt haben, gehören zu dieser globalen Gemeinschaft. Sie sind eins, trotz unterschiedlicher Kultur, Aussehen, Lebens- und Frömmigkeitsstil. Eins in Jesus. Ihm gehören sie, das hilft Unterschiede zu ertragen. Und gemeinsam haben sie nur ein Anliegen: Gott soll gelobt und verherrlicht werden. Anbetung prägt Gemeinde Jesu hier auf der Erde und das wird tragendes Element in der Ewigkeit sein.

Johannes schreibt in seinem Brief: Meine Lieben, wir sind schon Gottes Kinder; es ist aber noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden. Wir wissen aber: wenn es offenbar wird, werden wir ihm gleich sein; denn wir werden ihn sehen, wie er ist. Der Blick zwischendurch zum Ziel kann unendlich hilfreich sein, Probleme in der Gegenwart klarer einzuordnen und in Schwierigkeiten heute, nicht zu verzagen. „Schau – dort werden wir heute Abend sein!“ Als wir dann abends ziemlich müde vor der Hütte saßen, erlebten wir ein wunderschönes Alpenglühen. Und in mir klang es: „Wie herrlich muss das einmal in der Ewigkeit sein!“ Der Mensch ist gut dran, der in seinem Leben die Gewissheit der Ewigkeit hat.
 

Autor/-in: Friedhelm Geiß