22.01.2015 / Wort zum Tag

Offenbarung 22,1-2

“Und er zeigte mir einen Strom lebendigen Wassers, klar wie Kristall, der ausgeht von dem Thron Gottes und des Lammes; mitten auf dem Platz und auf beiden Seiten des Stromes Bäume des Lebens, die tragen zwölfmal Früchte, jeden Monat bringen sie ihre Frucht, und die Blätter der Bäume dienen zur Heilung der Völker“.

Offenbarung 22,1-2

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In jedem von uns wohnt tief in der Seele, im Herzen, ein Sehnen nach Gott und nach der Ewigkeit. Wir sehnen uns nach der Fülle des Lebens, nach Vollkommenheit, nach ewigem Leben ohne Tod. Denn wir erleben ja täglich den Mangel, die Unvollkommenheit in dieser Welt und in uns selbst. Wir leben in einer Welt von Streit und Krieg und erfahren, dass der größte Feind des Menschen der Mensch selbst ist, im Kleinen wie im Großen. Wir trachten einander nach dem Leben, erfahren Krankheit und Leiden und dann am Ende den Tod. Darum wohnt tief in uns ein Sehnen nach dem verlorenen Paradies, nach Gott selbst. Wir spüren, dass wir zwar ein Ebenbild Gottes sind, doch gebrochen und verbogen, entfremdet und heimatlos. 

Deutlich wurde mir das vor einiger Zeit bei einer Begegnung mit Bernhard Rebsch, der damals noch Leiter des Missionszentrum Klostermühle in Obernhof war. Ich fragte ihn nach Major Ian Thomas, einem gemeinsamen Freund, dem Gründer des weltweiten Missionswerkes der Fackelträger. Er war schon weit über 90 Jahre alt und wohnte bei seinem Sohn, der Pfarrer in den USA ist. Bernhard Rebsch sagte mir: “Major Thomas hat solch ein Sehnen nach Gott, nach der ewigen Heimat, er will nur noch nach Hause“. Ich konnte das nur zu gut verstehen; denn ich habe auch manchmal solch ein Sehnen nach der Ewigkeit, besonders dann, wenn ich die Endlichkeit und Unvollkommenheit meines Lebens so hautnah erfahre: wenn ich krank bin und Schmerzen habe, in Anfechtungen und Zweifel, in Anfeindungen und Ungerechtigkeit.

Das Thema Ewigkeit ist das einigende Band all der unterschiedlichen Bücher und Verfasser der Bibel - es geht allen und in allen immer und immer wieder um das Sehnen nach der Ewigkeit. Die Bibel redet davon z. B. in Bildern, wie hier in den Worten aus der Offenbarung. Wie sollte sie auch sonst das Unsagbare und Unvorstellbare ausdrücken, wenn nicht in Bildern? Es ist doch das, was sonst noch kein Mensch je gesehen und gehört hat! Hier malt sie uns das Bild des kristallklaren Wassers und der Fülle der Früchte, die die Bäume tragen. Verständlich bei Menschen des Vorderen Orients, die den Wassermangel kannten und so oft von Hungernöten geplagt wurden. Der Dichter Richard Torrey aus dem 19. Jahrhunderts dichtete dieses Bild in ein Lied: “Ich weiß einen Strom, dessen herrliche Flut fließt wunderbar stille durchs Land; doch strahlet und glänzt er wie feurige Glut. Wem ist dieses Wasser bekannt? O Seele, ich bitte dich: Komm! Und such diesen herrlichen Strom! Sein Wasser fließt frei und mächtiglich, o glaube, es fließet für dich!….“ und umschreibt in weiteren Versen fantasievoll diesen Bibelvers. Nur schade, dass dieses Lied heut kaum noch gesungen wird.

Wohnt heute dieses Sehnen in Ihrem Herzen? Sind Leid und Krankheit, körperlich und seelisch, so stark in Ihnen, dass Sie sich nichts sehnlicher wünschen, als bei Gott zu sein? Corrie ten Boom, die gesegnete Predigerin aus den Niederlanden, hatte immer diese Worte bereit: “Bruder, Schwester: das Schönste kommt noch“. Sie war dem Konzentrationslager  Ravensbrück entkommen und durfte weiterleben. Sie war so oft dem Sterben und Ermordetwerden so nahe, und sie kannte Hunger und Durst. Darum kamen diese Worte in jeder Predigt und nahezu in jeder Begegnung vor: “Brüder und Schwestern: das Schönste kommt noch“.

Darum atmen Sie jetzt einmal tief durch und bringen Sie Ihr Sehnen nach der Ewigkeit in ein Gebet. Und dann, wenn Sie einen Augenblick das Ewige im Glauben und Beten geschaut haben, dann leben und arbeiten Sie das, was heute anliegt.

Autor/-in: Pfarrer i. R. Bernd Schlottoff