25.10.2021 / Wort zum Tag

Netzwerk des Bösen

Erlöse uns von dem Bösen.

Matthäus 6,13

Ihr Browser unterstützt HTML5 Audio nicht!

„Erlöse uns von dem Bösen…“ So lautet die siebte und letzte Bitte des Vaterunsers. Doch eigentlich ist es weniger eine Bitte als vielmehr ein Seufzen, ein lautes Klagen, ein Schreien und Rufen: „Erlöse uns von dem Bösen!“

Erst wenige Wochen ist es her, als ein fürchterlicher Tornado in Ostfriesland eine Spur der Verwüstung hinterließ. Eine Einwohnerin filmte mit ihrem Handy den herannahenden Sturm. Und während sie selbst filmte, schrie sie immer wieder in panischer Angst: „Zieh weiter, zieh weiter! Lass mein Haus stehen!“

Ebenfalls vor wenigen Wochen überschlugen sich die Ereignisse in Afghanistan. Angesichts der herannahenden Taliban klammerten sich Menschen in ihrer Verzweiflung an Flugzeuge, um in letzter Minute dem Bösen noch zu entrinnen.

Wenn es um eine Naturkatastrophe geht oder um Krieg und Terror, dann fällt es uns nicht schwer, „das Böse“ oder auch „den Bösen“ zu benennen. Ein zerstörerischer Tornado oder eine verheerende Flutwelle hinterlassen eine Spur der Verwüstung. Und terroristische Vereinigungen wie die „Taliban“ oder der sogenannte „Islamische Staat“ hinterlassen eine Spur des Verderbens.

Doch - „wenn es nur so einfach wäre“, schreibt Alexander Solschenizyn, „dass irgendwo Menschen mit böser Absicht schwarze Werke vollbringen und es nur darauf ankäme, sie unter den übrigen zu erkennen und zu vernichten. Aber der Strich, der das Gute vom Bösen trennt, durchkreuzt das Herz eines jeden Menschen.“

Es gibt nicht nur eine „Achse des Bösen“ in dieser Welt, wie es ein amerikanischer Präsident einmal benannte. Es gibt vielmehr ein „Netzwerk des Bösen“, das die gesamte Welt umspannt. Ein Netzwerk, in dem wir alle gefangen sind. Niemand kann mit Gewissheit behaupten: Ich bin auf der Seite des Guten, und die auf der anderen Seite, das sind die Bösen. Das funktioniert weder in der Politik noch in unserem eigenen Leben.

Der Apostel Paulus beschreibt diese Erfahrung einmal mit den Worten:

„Wollen habe ich wohl, aber das Gute vollbringen kann ich nicht. Denn das Gute, das ich will, das tue ich nicht; sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich. Ich elender Mensch: Wer wird mich erlösen von diesem todverfallenen Leib? - Dank sei Gott durch Jesus Christus, unsern Herrn!“ (vgl. Röm 7,18-19 und 24-25)

Wie gut, dass der Apostel Paulus nicht im Klagen stecken bleibt! Wie gut, dass er nicht im bloßen Fragen verharrt und uns am Ende die Antwort schuldig bleibt. Wie gut, dass er nicht nur hindeutet auf „die Bösen da drüben“, oder „die Bösen da oben“, oder „die Bösen da unten“, oder auch „das Böse in mir“…

… sondern dass er hindeutet auf Christus, den Heiland und Erlöser der Welt. Christen haben eine Hoffnung, die größer und stärker ist als die dunkle Macht der Schreckensbilder dieser Welt. Christen haben eine Hoffnung, die stärker ist als all das, was uns immer wieder nach unten ziehen will.

Im Vertrauen auf Christus dürfen Sie darum das Vaterunser zu Ende beten und einstimmen in den Lobpreis:

Denn dein ist das Reich – darauf dürfen wir bauen.

Dein ist die Kraft – darauf wollen wir trauen.

Und dein ist die Herrlichkeit – die werden wir schauen.

Autor/-in: Lothar Podszus