13.05.2022 / Wort zum Tag

Nachhaltige Dankbarkeit

Jesus sprach zu dem Geheilten: Geh hin in dein Haus zu den Deinen und verkünde ihnen, welch große Dinge der Herr an dir getan und wie er sich deiner erbarmt hat.

Markus 5,19

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Kennen Sie das auch? Sie hoffen, beten und bangen auf etwas hin: ein gutes Diagnose-Ergebnis; eine Job-Zusage; eine erfolgreiche Examens-Note; ein versöhnliches Gespräch. Und wenn es dann tatsächlich gut ging – freuen Sie sich einen Moment, haken es ab, weiter geht’s im Leben.

Ich wünschte, ich wäre nachhaltig dankbar. Nicht nur einen flüchtigen Augenblick, sondern langanhaltende Freude über etwas, wovor ich Sorge hatte, und dann hat Gott doch geholfen.

Nachhaltige Dankbarkeit. Was kann ich dafür tun?

Jesus sagte zu dem Geheilten: »Geh nach Hause zu deiner Familie und deinen Freunden und erzähle ihnen, welches große Wunder der Herr an dir getan hat, und wie barmherzig er mit dir gewesen ist!« So lautet  Vers 19 aus dem Markusevangelium, Kapitel 5.

Hingehen und von dem Guten erzählen, das Gott mir geschenkt hat. Das hilft wirklich gegen das Vergessen.

Denn erstens brennen sich mir Dinge besser ins Gedächtnis, die ich anderen erzähle; je öfter, desto besser.

Und zweitens habe ich in meinen Mitmenschen Erinnerungshilfen, wenn wieder eine beängstigende Situation kommt. Meine Freunde sagen dann etwa: „Mensch, erinnere dich doch mal, wie Gott dir bei der letzten Prüfung geholfen hat. Dann wird er dir jetzt auch beim Jobwechsel beiseite stehen.“

Durch das Erzählen von Gottes Hilfe stärke ich also nicht nur den Glauben anderer. Sondern das begeisterte Teilen von Gottes Güte kehrt quasi zu mir zurück, wenn es den anderen berührt hat und er mich bei Bedarf an meine eigenen Worte und Gottes Hilfe erinnert.

Manchen Menschen hilft gegen das Vergessen, ein Gebetstagebuch zu führen. Einige schreiben ihre Erlebnisse mit Gott ausführlich auf. Andere machen einfach nur Listen mit ihren Gebetsanliegen, und wie Gott darauf geantwortet hat. In Notsituationen reicht schon ein Stichwort, um sich wieder zu erinnern, wie Gott mal geholfen hat; und daraus Mut zu schöpfen, dass er mich auch jetzt nicht im Stich lassen wird.

Aber was, wenn doch? Was, wenn Gott ein Gebet nicht erhört? Nicht heilt? Nicht so hilft, wie ich es erhofft und erbeten habe?

Schweigen und sich in sich selbst verkriechen ist eine typische, aber nicht unbedingt hilfreiche Reaktion.

Schweigen Gott gegenüber lässt meinen Glauben erstarren. Besser, ich schreie meine Enttäuschung, Wut und Angst hinaus und werfe sie Gott vor die Füße. So bleibe ich in Kontakt mit ihm, kann mich nach anfänglichem Nicht-Verstehen sogar von ihm trösten lassen.

Schweigen gegenüber anderen, wenn Gott nicht antwortet und ich verzweifelt bin, klingt zwar nach netter Schonung. Ich will ja meine Mitmenschen nicht in Glaubenszweifel bringen. Es reicht, dass ich am Ver-Zweifeln bin Gott gegenüber.

Allerdings könnte auch hier das Reden mit anderen Christen helfen. Wo ich nicht platte Antworten und leere Phrasen bekomme, sondern ein zugewandtes Ohr und Herz finde, fühle ich mich verstanden, getragen und getröstet. Auch durch meinen Nächsten kann Gott meinen Schmerz lindern.

‚Gottes Barmherzigkeit verkünden‘: Dazu muss ich weder Pastor noch redegewandt sein; weder Glaubensheld sein noch riesige Wunder erleben. Ich kann meine Augen öffnen und Gottes Güte in den kleinen Alltagsdingen entdecken: meine Erkältung ist nicht schlimmer geworden; das Kaffeetrinken mit meiner Freundin war richtig schön; der Regenguss kam erst, als ich zuhause angekommen war. Diese Alltagsgeschenke wahrzunehmen, macht dankbar. Sie anderen zu erzählen, hilft gegen das Vergessen und schenkt nachhaltige Dankbarkeit.

Autor/-in: Gabriele Berger-Farago