25.08.2019 / Wort zum Tag

Mutig entscheiden

Was vom Hause Juda errettet und übrig geblieben ist, wird von Neuem nach unten Wurzeln schlagen und oben Frucht tragen.

2. Könige 19,30

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Die Lage sieht aussichtslos aus. Eine feindliche Großmacht steht vor der Stadt. Und nicht irgendeine. Wir schreiben das Jahr 701 v. Christus. Die Assyrer sind die dominierende Großmacht dieser Zeit. Allerdings wurde ihre Vormachtstellung nach dem Tod Sargons im Jahre 705 von verschiedenen Regionalmächten in Frage gestellt. So auch vom damaligen Herrscher Judas, König Hiskia. Denn Hiskia spürte Rückenwind. Unter seiner Herrschaft blühte Juda geistlich und politisch auf. Er beseitigte weitläufig den Götzendienst, den viele seiner Vorgänger geduldet oder sogar gefördert hatten. Ihm gelang es, die Philister zurückzudrängen. Der Segen Gottes war spürbar mit ihm. Das gab ihm Mut, sich von der Vorherrschaft der Assyrer loszusagen, denen Juda zum Tribut verpflichtet war.

Doch der neue assyrische Herrscher - König Sanherib – handelt umgehend und schickt eine Streitmacht gegen Jerusalem. Dass der assyrische König nicht zimperlich ist, hat er auf seinem Weg nach Jerusalem bewiesen, wo er eine Schneise der Zerstörung hinterlassen hat. Jerusalem und vor allem König Hiskia müssen seinen Zorn fürchten.

Hat Hiskia übermütig gehandelt? War es wirklich notwendig, sich von der assyrischen Vorherrschaft loszusagen? Im 2. Buch der Könige, Kapitel 18, wird die Entscheidung Hiskias nicht bewertet. Weder wurde Hiskia durch Gott oder einen Propheten dazu ermutigt, noch gewarnt. Ich finde dieses Schweigen zu Hiskias Entscheidung ermutigend. Es macht deutlich, dass Menschen, die mit Gott unterwegs sind, mutig eigene Entscheidungen treffen können.

Ja, Gott ist ein Gott, der redet und der denen, die mit Ihm unterwegs sind, auch den Weg zeigt, wie es zum Beispiel in Psalm 32,8 heißt: „Ich will dich unterweisen und dir zeigen den Weg, den du gehen sollst.“ Aber es gibt genügend Bereiche und Situationen, in denen die Freiheit der Kinder Gottes sich genau darin zeigt: In Freiheit Entscheidungen treffen zu können in dem Wissen: Gott geht mit mir – auch wenn mich meine Entscheidungen in schwieriges Terrain oder sogar in Kämpfe führen.

So war es nämlich auch bei König Hiskia der Fall. Seine Entscheidung, sich von Assyrien loszusagen, hat dazu geführt, dass etliche Städte und Befestigungsanlagen von König Sanherib dem Erdboden gleichgemacht wurden.

Hiskias Entscheidung hatte Konsequenzen, unter denen viele Menschen leiden mussten. Es war nach menschlichem Ermessen definitiv keine weise Entscheidung. Und trotzdem macht Hiskia die Erfahrung, dass Gott eingreift. Auch wenn die Lage hoffnungslos aussieht – die Assyrer ziehen ab, ohne dass ein Bewohner Jerusalems sein Leben lassen musste. In 2. Könige 19 wird berichtet, dass der Engel des HERRN den Assyrern eine empfindliche Niederlage zugefügt hat. Dem voraus gehen Worte der Ermutigung durch den Propheten Jesaja im Namen Gottes. Doch Gottes Ermutigung geht weiter. Er lässt Hiskia nicht nur wissen, dass und wie er ihn retten wird – sondern wie er seine Segens- und Liebesgeschichte mit ihm und seinem Volk weiterführen wird: „Und was vom Hause Juda errettet und übriggeblieben ist, wird von Neuem nach unten Wurzeln schlagen und oben Frucht tragen.“ (2. König 19,30).

Wenn Gott befreit, dann befreit er nicht nur von etwas, sondern zu etwas. Die Befreiung hat nicht nur das Ziel, einen aus schwierigen Situationen zu führen, sondern in ein neues Land, eine neue Beziehung, ein neues Leben zu führen. Dies ist ein Leben, das in der Liebe Gottes Wurzeln schlägt und nach oben – also zu Gott hin – Frucht bringt. In diesem Sinne beschreibt Vers 30 einen zutiefst reformatorischen Gedanken: Nur durch Gottes Gnade und Befreiung finden wir Heimat und können wir ein Leben leben, das Frucht bringt, das also produktiv für Gott und andere ist – durch Taten der Liebe und des Erbarmens, weil die Liebe und Befreiung mich zuerst gefunden hat.

In diesem Sinne: Treffen Sie heute mutige Entscheidungen und seien Sie sicher: Gott geht mit und führt durch Schwierigkeiten hindurch in ein Leben, das in ihm mehr und mehr seine Heimat findet und für ihn und andere Frucht bringt.

Autor/-in: Michael Gerster