13.08.2024 / Wort zum Tag

Musikalische Klänge

Singet dem HERRN ein neues Lied; singet dem HERRN, alle Welt!

Psalm 96,1

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„Musik wird störend oft empfunden, dieweil sie mit Geräusch verbunden.“ So dichtete einst Wilhelm Busch. Das Problem ist also nicht neu. An der Musik scheiden sich allzu oft die Geister, auch in christlichen Gemeinden. Was die einen als schön, zeitgemäß und einladend empfinden, lässt die anderen die Ohren zuhalten. Die Empfindungen und damit die Gemüter prallen dann bisweilen aufeinander. Alles soll der Ehre Gottes dienen, aber zuletzt bleiben oft nur Missklänge übrig. Mich stimmt das vor allem traurig. Gott hat uns doch die Musik und den Gesang gegeben, um ihn zu loben, ihm die Ehre zu geben!

Ich selbst halte mich in Bezug auf den Musikgeschmack für relativ weitherzig. Aber bei Zwölftonmusik oder Heavy Metal schwingt sich auch mein Inneres zu keinem Gotteslob mehr auf. Und auch in für mich verträglichere Melodien komme ich, je älter ich werde, nicht mehr so schnell rein wie früher. Wir sind Menschen und haben alle unsere Grenzen. Was also tun? Wie füllen wir das Psalmwort gemeinsam und von ganzem Herzen mit Leben: „Singet dem HERRN ein neues Lied; singet dem HERRN, alle Welt!“

„Da hört ihr es doch!“ rufen die einen, „mit neuen Liedern, nicht mit den alten Chorälen, die kein Mensch mehr versteht, und auch nicht mit abgestandenen Pietistenwalzern!“ - „Ach was“, antworten die anderen, „mit ‚neu‘ ist nicht das Erscheinungsjahr der Melodie gemeint, sondern die Echtheit der Herzensbewegung, die Lebendigkeit des Glaubens. Und alle paar Jahre ein ganzes Liederbuch mit neuen Liedern, wer soll da noch mitkommen?“

Nein, eine Patentlösung habe ich nicht. Aber bei einem Mitarbeitertreffen wurde kürzlich ein verheißungsvoller Gedanke zu dem Problem geäußert: Über unseren Geschmacksschatten können wir nicht einfach springen, aber vielleicht hilft es ja, ein mir fremdes Lied als das Lieblingslied eines Bruders oder einer Schwester im Glauben zu entdecken? Dadurch wird mir das Lied vermutlich nicht mehr liegen als vorher. Aber ich finde vielleicht doch einen Zugang dazu. Und dann könnte sich das Herz vielleicht auch jenseits meines Geschmacks ein wenig bewegen, oder?

Gesang ist doch etwas so Wunderbares! Wo sonst klingen so viele Stimmen so harmonisch zusammen? Wie sonst können alle das Gleiche aussagen und im Einklang miteinander sein? Ein gemeinsamer Rhythmus, eine Melodie, in Harmonie und mit gleichlautenden Worten. Und das alles ohne Zwang und mit großer Freude. Das ist ein wahres Gottesgeschenk und ein Wunder! Wo Glaube lebendig und Gott gegenwärtig ist, da erhebt sich die Seele zum Lob und findet vor allem Ausdruck in Musik und Gesang. Gott hat diese Welt geschaffen. Gott liebt uns und vergibt uns durch Jesus unsere Verfehlungen. Er nimmt uns an, wie er uns schuf. Wenn das keine Gründe sind, Gott zu loben!

Und noch eins: Alle Welt soll Gott loben! Also nicht nur eine im bürgerlichen Milieu geprägte Gemeinde Mitteleuropas, egal ob mit Beat oder Bach, sondern auch die asiatische Großstadtgemeinde, die Trommelklänge der Aborigines, die Gospelkirchen in den USA, der Rhythmus und die Harmonien Afrikas und so weiter und so fort! Erst diese Vielfalt bringt das ganze Lob zum vollen Klang. Ich lade Sie ein, diese Fülle zu entdecken, in der unsere Stimme mit den eigenen Gaben und Grenzen nur ein Teil des Ganzen ist - zur Ehre Gottes!

Autor/-in: Pfarrer Jens Brakensiek