07.10.2011 / Wort zum Tag

Matthäus 9,12

Christus spricht: Die Starken bedürfen des Arztes nicht, sondern die Kranken.

Matthäus 9,12

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Jesus antwortet hier auf eine kritische Frage seiner Gegner, der Pharisäer. Es hatte deren Missfallen erregt, dass Jesus einen Zolleinnehmer namens Matthäus in seine Nachfolge berufen hatte und kurz darauf mit vielen weiteren Zolleinnehmern und noch anderen mit Schuld beladenen Menschen zu einem gemeinsamen Essen zusammenkam.

Wie konnte es sein, dass sich Jesus mit diesen Menschen so zusammenfand? Die Pharisäer fragten die Jünger Jesu nach einer Begründung für dieses in ihren Augen anstößige Verhalten. Jesus antwortete daraufhin: „Nicht die Gesunden, Starken brauchen einen Arzt, sondern die Kranken.“

Mit dieser Antwort verweist er auf die alltägliche Erfahrung der Menschen. In Arztpraxen und Krankenhäusern finden sich eben keine gesunden Menschen zur Behandlung ein. Es sind vielmehr wichtige Orte für erkrankte Menschen, die dort ärztliche Hilfe und notwendige Heilung erwarten.

Schließlich fügt Christus noch hinzu: „Ich bin nicht gekommen, die Gerechten zur Umkehr zu rufen, sondern die Menschen, die voller Schuld sind.“

Da macht er seinen Gegnern ganz deutlich, dass er der Arzt ist, der das Leben von Schuld heilen kann.

Christus lehnt keinen Menschen ab, der zu ihm kommt, sondern bietet ihm seine Nähe an. Er gewährt auch denen seine Gemeinschaft, die es in den Augen der religiösen Führer seiner Zeit nicht wert waren, von ihnen zum Essen eingeladen zu werden.

Gegen die Kritik der Pharisäer hält Jesus an seiner Barmherzigkeit fest. Durch seine Liebe überwindet die Distanz zu den Menschen, die von den Pharisäern gemieden und als Sünder ausgegrenzt werden. Es ist eine Liebe mit Öffentlichkeitscharakter, die Jesus mit seinen Jüngern in dieser Geschichte bezeugt und die er mit den Worten verteidigt: „Die Starken bedürfen des Arztes nicht, sondern die Kranken.“

Deshalb ist sie so anstößig und wird von den Pharisäern kritisiert. Sie hätten viel lieber gesehen, Jesus hätte die Sünder nicht an seinen Tisch ins Haus geladen und die Grenzen zwischen den kultisch Reinen und Unreinen eingehalten.

Wir Christen, die den Namen Jesu tragen, stehen bis heute in der Herausforderung, dem Beispiel Jesu zu folgen und unsere Gemeinschaft gerade für die zu öffnen, die gesellschaftlich geächtet oder gemieden werden.

Sein Beispiel weist uns hin auf die Menschen, die keine religiösen Normen erfüllen, aber viele Fragen haben und vielleicht sogar auf eine Einladung warten. Wie können sie eine Antwort finden auf ihre Fragen? Wie können sie die Liebe Christi durch Menschen, die in dieser Liebe leben, erfahren? Dies geht sicher nur, wenn sie Menschen begegnen, die ihre Herzen und Häuser offen halten zur Begegnung, zu gemeinsamen Mahlzeiten, zu gemeinsamen Festen und Feiern. Da ist es möglich, miteinander zu sprechen und dem anderen mit dem, was ihn bewegt, zu begegnen. Da gibt es gute Möglichkeiten, Grenzen zu überwinden und Kontakte zu knüpfen.

Auf dem Wege, die Liebe Jesu Christi zu erfahren und weiterzugeben, sollen diese Begegnungen zum Wohl und zum Heil von Menschen beitragen. Vielleicht finden Sie gerade heute eine solche Möglichkeit!
 

Autor/-in: Pfarrer Helmut Heiser