19.09.2012 / Wort zum Tag

Matthäus 8,8

"Der Hauptmann sprach zu Jesus: Herr, sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund"

Matthäus 8,8

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An einem lauen Sommerabend schlendere ich mit dem Fahrrad durch die Automeile meiner Heimatstadt. Ich will einfach mal schauen, was der Gebrauchtwagenmarkt gerade so hergibt. Plötzlich biegt die Polizei um die Ecke und hält an. Mir rutscht das Herz in die Hose. Habe ich irgendetwas ausgefressen? Ist mit meinem Fahrrad etwas nicht in Ordnung? Denken die, ich wollte mich an den Autos zu schaffen machen? Die Scheibe des Polizeiwagens geht herunter – und ein bekanntes Gesicht lächelt mich an. „Hallo, Uwe – lange nicht gesehen!“ – ein Schulkamerad, der nur mal 'Hallo' sagen wollte. Ich fühle mich ertappt. Von meinem eigenen Schreck, meinem eigenen schlechten Gewissen. Ich fahre auch immer sofort etwas langsamer und vorschriftsmäßiger, wenn mal die Polizei hinter mir ist. Warum bloß? – Weil ein Mensch in Uniform Autorität hat! Er ist bewaffnet, und er hat die Macht des Gesetzes hinter sich.

Und ein Offizier – so wie hier in der Geschichte, die Jesus erlebt hat - weiß, was Befehl und Gehorsam ist. Wenn er mit seiner Amtsautorität einen Befehl erteilt – dann tun seine Untergebenen, was er sagt. Und er begreift: Dieser Jesus verfügt über Befehlsgewalt. Und das bei Dingen, wo wir Menschen normal machtlos sind. Jesus hat Macht über die Natur – und damit über jede Krankheit. Dieser Jesus ist kein Wunderheiler, der mit Zaubersprüchen und Ritualen irgendwelche fremden Mächte mobilisiert. Er kann aus eigener Vollmacht dieser Welt – der Schöpfung – Befehle erteilen. Der Offizier hatte gesehen, was vor seinen Augen passierte, und es – anders als die jüdischen Zeitgenossen von Jesus - richtig eingeordnet.  Obwohl Jesus gar nicht „militärisch“ aufgetreten ist. Jesus hat gerade nicht mit Waffengewalt einen Aufstand anzetteln wollen. Jesus hatte gepredigt und geheilt und Wunder getan. Und das mit Vollmacht! Viele waren erstaunt – und der römische Offizier zog die richtige Konsequenz: „Sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund.“ – „Jesus, Du hast die Befehlsgewalt!“
„Solchen Glauben habe ich in Israel bei keinem gefunden!“ – sagt Jesus. Und damit zeigt er uns, was Glaube ist: Ihn erkennen und anerkennen. Und zu bekennen: Jesus ist der Herr dieser Welt. Er ist der Herr über diese Schöpfung. Er ist der Herr über alles Leben. Auch über meins. Er ist Gott..

Was bedeutet das für Sie – „Glaube“? Dass Sie irgendwelche religiösen Überzeugungen teilen? Oder heißt „Glaube“ für Sie: Etwas religiöse Umrahmung bei besonderen Familienfeiern – Taufe, Hochzeit, Beerdigung? Oder: „Glaube ist die richtige Moral! Es geht um das richtige Leben!“ Oder der vielleicht auch: „Ich habe ja meinen Jesus – der hilft mir, wenn ich ihn brauche, und ist für mich da“?

Das alles wäre Jesus zu wenig. „Sprich nur ein Wort…“ – „Jesus, Du hast die Befehlsgewalt“.  Ich möchte, dass Jesus in meinem Leben komplett das Sagen hat! Das meint Jesus, wenn er von Glauben spricht!
Das heißt dann übrigens auch, zu akzeptieren, wenn Jesus sich entscheidet, nicht zu befehlen, dass ich gesund werden soll. Ich habe mal miterlebt, wie in einer christlichen Jugendgruppe sehr intensiv für ein Mädchen gebetet wurde, das Leukämie hatte. Die Jugendlichen glaubten ganz fest daran: „Jesus, du musst doch nur ein Wort sprechen…“. Aber Jesus wollte in diesem Fall kein „Machtwort“ sprechen. Das war hart. „Sprich nur ein Wort – aber ich weiß auch, dass Du Dinge anders überschaust, als ich“ – das ist Glaube! Und es hat lange gedauert, bis einige aus der Jugendgruppe das fassen konnten. Jesus hat einen größeren Horizont als ich. Und deshalb entscheidet er Dinge, die ich - noch - nicht verstehe und nicht einordnen kann. Die ich überhaupt in dieser Welt nicht mehr verstehen werde. „Sprich nur ein Wort“ – „Jesus, Du hast die Befehlsgewalt“. So möchte ich glauben! Sie auch?

 

Autor/-in: Uwe Bertelmann