07.05.2013 / Wort zum Tag

Matthäus 7,21

„Es werden nicht alle, die zu mir sagen: Herr, Herr!, in das Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun meines Vaters im Himmel.“

Matthäus 7,21

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Damit wir verstehen, was Jesus meint, erzählt er ein paar Sätze weiter eine kleine Geschichte. Sie handelt von zwei Bauherren, die sich ein Haus bauten. Einer von beiden suchte sich dazu ein sicheres Grundstück. In den felsigen Untergrund befestigte er die Grundmauern seines Hauses. Als das Haus fertig gebaut war, bewies es bald seine Stabilität. Ein Wolkenbruch kam, erzählt Jesus, und in Israel kann es manchmal heftige Stürme und Regenfälle geben. Aber das Haus des einen Bauherrn hielt stand.
Der andere Bauherr suchte sich auch ein Grundstück. Er wählte aber nicht einen felsigen Untergrund, sondern er baute in eine Ebene, die mit Sand bedeckt war. In den Sommermonaten, in denen es keinen Tropfen regnet, war der Sand sehr hart geworden. Warum sollte man nicht darauf bauen können? Der Bauherr stabilisierte das Fundament seines Hauses in den Boden. Alles schien gut. Bis dann jener Wolkenbruch kam. Die Stürme fegten um das Haus, Regengüsse weichten den Sand auf und schwemmten einiges von dem fort, was als Fundament des Hauses gedacht war. Der Bau stürzte zusammen. Dabei hatte alles so perfekt ausgesehen. Das Haus schien fest. Doch den Härtetest hat es nicht bestanden. Die Stabilität war nur Schein.
Wer von den beiden Bauherren war klug? So fragt Jesus. Er fragt uns. Liebe Bauherren eures Lebens – worauf baut ihr?
Auf unseren Glauben, sagen wir schnell. Unser Christsein soll einem schönen Haus gleichen. Unser Bekenntnis soll nach außen strahlen. Unser Vertrauen soll sichtbar sein. Aber was, wenn Stürme kommen? Wenn es im Leben Nieder-Schläge gibt? Wenn unser Christsein in den Alltags-Praxis-Härtetest kommt? Wenn es nicht mehr nur auf die Außenwand des „Herr-Herr“-Sagens ankommt, sondern darauf, ob unser Glaube tiefere Stabilität hat. Ob das Christsein auch bis in die Verästelungen des täglichen Lebens reicht und es prägt. Das meint Jesus, wenn er sagt: nicht nur „Herr, Herr“ sagen, sondern Gottes Willen tun.
Wer bei seinem Haus nur auf die Zimmer oben achtet und nicht aufs Fundament, der ist dumm. Wer nur auf die Fassade sieht, der ist ein törichter Bauherr. Denn der Bau stimmt dann nicht zusammen. Jesus will, dass unser Leben stimmt – dass unser Reden und unser Tun zusammen passt, unsere Predigt und unsere Praxis. Nicht nur Herr, Herr sagen, sondern den Willen meines Vaters im Himmel tun, sagt Jesus.
Was ist der Wille Gottes? Eben hat Jesus die Bergpredigt gehalten. Jetzt ist er am Ende. Die Leute haben zugehört: „Selig sind die Sanftmütigen“, hatten sie gehört. Nicht die Ellenbogenmenschen, die zuerst einmal nur sich gelten lassen. „Selig sind, die ein reines Herz haben.“ Und dann: Bevor du in den Gottesdienst gehst, versöhne dich mit deinem Bruder. Liebe ihn, liebe sogar deinen Feind. Das ist konkret gemeint. Gottes Willen, den Jesus neu erklärt. Und auch das gehört dazu: Sorgt euch nicht um euer Leben und um das Morgen, aber sorgt euch darum, dass Gott bei euch Herr ist und sein Reich sich bei euch ausbreitet und seine Herrlichkeit bei euch groß wird und seine Liebe mächtig.
In der Mitte der Bergpredigt steht das Vaterunser. Dein Wille geschehe – und vergib uns unsere Schuld. So das ganze Leben – das Reden und das Tun – vom Vater im Himmel prägen lassen – das macht unser Lebenshaus stabil.
 

Autor/-in: Prälat Ulrich Mack