05.10.2011 / Wort zum Tag

Matthäus 23,11

Christus spricht: Der Größte unter euch soll eucher Diener sein.

Matthäus 23,11

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Der Größte sein - das will ich doch gar nicht – denken Sie vielleicht. Aber ein bisschen größer, das wäre vielleicht nicht schlecht. Ein bisschen größer, gesünder, stärker, mit besseren Nerven, besseren Beziehungen, ein bisschen mehr finanziellen Rücklagen. Wenn du größer sein willst, dann werde kleiner, sagt Jesus.

Bei Jesus geht das Wachstum nicht nach oben, sondern nach unten. Das meint er ernst. Das ist kein Trick, dass wir dann durch die Hintertür doch noch irgendwie größer werden.

So redet Jesus. Und so lebt er auch. Das ist sein Weg. Der König der Welt macht sich selber zum Sklaven. Dafür gibt es nur einen Grund. Der sind Sie und ich und die anderen Menschen. "Er wird ein Knecht und ich ein Herr – das mag ein Wechsel sein" – so singen viele Christen an Weihnachten. Mit Recht. Hier leuchtet die Einzigartigkeit von Jesus auf. Der Größe wird zu unserem Diener. Aus Liebe. Jesus schlägt nicht mit guten Ratschlägen um sich, sondern fragt uns nach unseren Lebenszielen. Er operiert nicht an uns herum, sondern fragt, was wir wollen. Er kommt nicht von oben herab, sondern er stellt sich unter uns und bittet um einen Gefallen. Lieber lässt er sich erschlagen, als dass er andere mit seiner Meinung erschlägt.

Wenn wir einmal schauen, was für ein Wort im griechischen Urtext der Bibel für Diener steht, machen wir eine erstaunliche Entdeckung. Dort steht diakonos. Wörtlich übersetzt: Durch den Staub, durch den Schmutz, durch den Dreck. Jesus durchwandert die staubigen Wege dieser Welt. Warum? Weil da die Menschen wohnen, die ihm wichtig sind. Jesus erledigt die Drecksarbeit der Vergebung für uns auf Golgatha, der Müllhalde von Jerusalem. Warum? Weil er Leute mit Dreck am Stecken mit sich im Paradies haben will. Jesus wäscht seinen Freunden nicht den Kopf, sondern die schmutzigen Füße. Warum? Weil er uns ein Beispiel geben will, wie Miteinander gelingt.

Unser Kopf stimmt da zu. Unser Herz wird sich mit diesem Satz schwer tun, solange wir leben. Denn Diener sein, - das heißt ja nicht nur anpacken. Verantwortung übernehmen und schaffen. Das heißt auch, andere Herr sein lassen. Einsehen: Es geht auch anders, als ich denke. Es geht auch ohne meine guten Ideen. Ich ordne mich unter. Ich ordne mich ein. Ich trete einen Schritt zurück. Das ist oft schwerer als Ärmel hochkrempeln und loslegen.

Fühlen Sie sich wohl in Ihrer Kirchengemeinde? Der Größte soll euer Diener sein. Das ist Therapie für Leute, die sich schwer tun in  ihrer Gemeinde. Nicht klagen. Nicht kündigen. Dienen. Schlicht fragen: Wo wird jemand gebraucht? Nicht: Wie kann ich mich selbst verwirklichen?, sondern: Wo gibt es eine Not? Wo kann ich einspringen?

Wir denken oft: Brauchbar für Jesus werden wir durch Routine, Erfahrung und Selbständigkeit. Aber es gibt noch Wichtigeres: Brauchbar für Jesus werden wir, wenn wir uns täglich von ihm dienen lassen. Brauchbar für Jesus werden wir, wenn wir immer abhängiger werden von ihm. Wenn wir Menschen so sehen, wie er sie sieht.

Autor/-in: Pfarrer Matthias Adt