05.03.2015 / Wort zum Tag

Matthäus 22,9-10

“Der König sprach zu seinen Knechten: ‚Geht hinaus auf die Straßen und ladet zur Hochzeit ein, wen ihr findet.’ Und die Knechte gingen auf die Straßen hinaus und brachten zusammen, wen sie fanden, Böse und Gute; und die Tische wurden alle voll.“

Matthäus 22,9-10

Ihr Browser unterstützt HTML5 Audio nicht!

Eine Hochzeit der besonderen Art: Ein König lädt Hinz und Kunz zur Hochzeitfeier seines Sohnes ein! Nicht die Prominenten, Sternchen und Schönen der Gesellschaft werden eingeladen, sondern die, deren Namen normalerweise auf keiner Gästeliste stehen. Das königliche Personal macht sich auf den Weg und lädt kräftig ein. Leute, die auf der Straße herumlungern, die Heimat- und Obdachlosen, die Bettler und Tagelöhner aus der ganzen Gegend.
Schlägt man die Bibel auf, so erfährt man im 22. Kapitel bei Matthäus, dass diese besondere Hochzeitsfeier gar nicht stattgefunden hat. Von ihr wird im Rahmen eines Gleichnisses berichtet, das Jesus erzählt, um etwas vom Reich Gottes, oder wie es beim Evangelisten Matthäus heißt, vom „Himmelreich“ deutlich zu machen.
Der König hatte seine standesgemäßen Hochzeitsgäste aufgefordert: „Liebe Gäste, ihr habt die Einladung vor langer Zeit erhalten, grundsätzlich zugesagt und jetzt sage ich euch: Die Feier beginnt. Kommt jetzt bitte, wir fangen an!“ Aber die Gäste sagen spontan ab. Der König lässt nicht locker. Er lässt ausrichten: „Das Essen duftet schon, da läuft euch das Wasser im Mund zusammen. Kommt jetzt bitte!“ Die Gäste sagen wieder ab. Noch schlimmer. Sie machen sich über die königlichen Boten lustig und bringen diese sogar um. Der König reagiert nicht gelassen. Zitat: „Er schickte seine Heere aus und brachte die Mörder um und zündete ihre Stadt an.“ Eigentlich sollte doch Hochzeit gefeiert werden. Und jetzt: Mord, Totschlag und brennende Städte.
Der König möchte aber feiern. Und deswegen fordert er die Diener, die die Mordanschläge seiner ersten Gäste überlebt haben, auf: ‚Geht hinaus auf die Straßen (...) und ladet zur Hochzeit ein, wen ihr findet!“
Bei der Deutung von Gleichnissen ist Vorsicht geboten. Man sollte nicht jeden Punkt der erzählten Geschichte für uns heute übertragen. Worauf kommt es Jesus im Wesentlichen an, der diese Geschichte erzählt hat?  Christen aller Jahrhunderte haben darauf ihre jeweils eigene Antwort gefunden. Wie schlimm, wenn aus diesem Gleichnis abgeleitet wurde, dass Gäste, die die Einladung ablehnen, zu töten sind. Glücklicher- und selbstverständlicher Weise sehen wir das heute anders. Aber der Fortgang des Gleichnisses ist auch nicht gerade fröhlich. Unter den Eingeladenen findet sich ein Gast ohne angemessene Kleidung. Der wird von der Hochzeitstafel direkt vor die Tür geworfen. Von „Heulen und Zähneklappern“ ist dort die Rede.
Wenn Jesus vom Himmelreich spricht, dann spricht er auch vom Gericht Gottes. Bei Jesus ist nicht einfach alles heiter Sonnenschein. Das Dunkle, die Finsternis nennt er beim Namen. Aber das ist  bei Jesus nicht das Wesentliche, worauf es ihm ankommt. „Ladet zur Hochzeit ein, wen ihr findet!“. Das ist ein Satz, der Satz, den Jesus mit ganzem Ein-Satz, durch seine Taten und Worte auf vielfältige Weise unterstrichen hat. Deswegen ist der sogenannte Missionsauftrag auch das Wort Jesu, das der Evangelist Matthäus ans Ende seines Evangeliums stellt: „Gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker, taufet sie (...) und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe!“ Der Missionsauftrag könnte auch lauten: „Ladet zur Hochzeit ein, wen ihr findet!“ Das ist die Aufgabe der Christen. Über Gut und Böse haben sie nicht zu entscheiden. Das können sie getrost dem König überlassen. Und deswegen nennen Christen auch nicht in erster Linie Dinge beim Namen, sondern einen beim Namen: Jesus Christus!  
 

Autor/-in: Pastor Carsten Hokema