15.03.2011 / Wort zum Tag

Matthäus 16,18

Jesus sprach zu Petrus: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen.

Matthäus 16,18

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In der römisch-katholischen Kirche hat dieses Wort Jesu sein besonderes Gewicht. In großen Buchstaben ist es oben in der mächtigen Kuppel des Petersdoms in Rom zu lesen, also dort, wo der Überlieferung nach Petrus begraben liegt. „Petrus“ – eigentlich heißt er Simon, aber Jesus gibt ihm den Namen Kephas, das ist hebräisch und heißt „Fels“, auf griechisch: „Petros“.

Wie kommt es dazu? Matthäus berichtet genau in der Mitte seines Evangeliums davon. Jesus ging mit seinen Jüngern in die Gegend von Cäsarea Philippi. Das ist eine Stadt im Norden Israels, ganz in der Nähe eines der Quellflüsse des Jordan. Banjas heißt die Quelle. Sie entspringt am Fuß eines mächtigen Felsens, und wer dort steht, wo das klare Wasser ans Tageslicht tritt, kann neben der Quelle am Fuß des Felsens einen dunklen Höhleneingang erkennen. Der Name Banjas erinnert heute noch an ein berühmtes Heiligtum des Gottes Pan. Das stand einst neben der Quelle. Pan wurde nicht nur als Gott der Hirten verehrt, sondern als Gott der Unterwelt. Die Höhle neben der Quelle sei, so dachte man, der Eingang zur Unterwelt, zur Hölle. Und wer davor stand und in das Dunkel der Höhle blickte, konnte Angst bekommen. Panik – das Wort erinnert an Pan und das Dunkle seines Herrschaftsbereichs.

Dorthin, so können wir im Evangelium lesen, dorthin kam Jesus mit seinen Jüngern. Weit weg vom See Genezareth, weit weg vom Beifall der Leute. Dort im Norden waren nur noch wenige bei ihm. Und gerade dort fragt Jesus: „Was denkt ihr, wer ich bin?“ Simon antwortet: „Du bist der Christus. Du bist der Sohn des lebendigen Gottes.“

Und nun können wir uns vorstellen, wie Jesus auf den mächtigen Felsen an der Banjasquelle sieht, auf das hohe, stabile Felsmassiv. Und dann sieht er den Jünger, der ihn eben als Christus, als Messias bekannte. „Du bist der Fels“, sagt er zu Simon, „du bist Petrus. Auf dich will ich meine Gemeinde bauen.“ Warum gerade auf ihn, den früheren Fischer? Den treuen, aber manchmal auch vorlauten Jünger? Den, der in der Nacht zu Karfreitag seinen Herrn dreimal verraten wird? Jesus nennt ihn deshalb den Fels, weil Petrus es verstanden und laut gesagt hat: „Du bist der Christus. Du bist der Retter, der von Gott kommt. Du bist es, der am Ende Herr aller Herren und Richter der Welt sein wird.“

Dieses Bekenntnis ist die Grundlage der Gemeinde, das Fundament aller kirchlichen Lehre. Und indem Petrus es zum ersten Mal laut und öffentlich bekennt, ist er die personifizierte Basis der christlichen Gemeinde. Wenn sie beim Bekenntnis des Petrus bleibt: „Du, Jesus, bist der Christus“, dann muss sie keine Angst haben, auch wenn schwierige Zeiten kommen. Vielleicht sah Jesus gerade hinüber zum Pantempel und zum Höhleneingang unten am Fels, zum, wie man sagte, Eingang in die Unterwelt, in die Hölle. Seiner Gemeinde sagt Jesus jedenfalls zu: „Die Pforten der Hölle sollen dich nicht überwinden.“

Die Kirche hat immer wieder Zeiten erlebt, in denen es viel Grund gab, in Panik zu verfallen. In die Sorge, wie es denn weiter geht, in die Angst, dunkle Mächte oder politische Gewalten könnten die Kirche Jesu auslöschen. „Nein“, sagt Jesus, „keine Panik.“ Die Gemeinde hat in den von Jesus berufenen Jüngern, hat besonders in Petrus und seinem Messiasbekenntnis das stabile Fundament. Die Inschrift in der mächtigen Kuppel des Petersdoms in Rom erinnert daran, auch über Konfessionsgrenzen hinweg.
 

Autor/-in: Prälat Ulrich Mack