24.05.2011 / Wort zum Tag

Matthäus 14,28-29

Petrus sprach: Herr, bist du es, so befiehl mir, zu dir zu kommen auf dem Wasser. Und er sprach: Komm her! Und Petrus stieg aus dem Boot und ging auf dem Wasser und kam auf Jesus zu.

Matthäus 14,28-29

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Ich kann mir gut vorstellen, wie den alltagserprobten Männern der Schreck ins Gesicht geschrieben stand: Ein Mann kommt ihnen auf der stürmischen See entgegen. Das kann nicht sein! Das geht nicht mit natürlichen Dingen zu! Das ist ein Gespenst! Bis Jesus die beruhigenden Worte ausspricht: „Seid getrost, ich bin´s; fürchtet euch nicht!“ Da fasst auch Petrus Mut und wagt das Unglaubliche.

Mehrere Dinge gehen mir da durch den Kopf. Zum einen: Jesus will zu uns kommen in den Stürmen des Lebens und wenn uns das Wasser bis zum Hals steht. Gott versprach einmal ähnliches seinem Volk Israel: „Fürchte dich nicht! Auch wenn du durchs Wasser gehst, will ich bei dir sein“ (Jes. 43, 1+2). Das hatte Israel sogar selbst einmal erlebt: „Der HERR macht im Meer einen Weg und in starken Wassern Bahn“ (Jes. 43,16).

Ein Zweites wird bei der Petrusgeschichte deutlich: Jesus kommt nicht, wenn wir meinen, dass er kommen muss. Warum? Weil er selbst am besten weiß, wann wir ihn am dringendsten benötigen. Jesus hatte am Ufer gewartet, bis das Schiff außer Reichweite war. Menschlich gesehen gab es keine Hoffnung mehr. - So prüft Gott oftmals unseren Glauben. Er geht manchmal soweit, damit wir uns noch nicht einmal auf einen Strohhalm verlassen können, sondern allein auf ihn. Um aber dann zu entdecken, dass es uns näher zu Gott bringt.

Neugierigerweise frage ich mich aber auch: Warum geht Jesus auf dem Wasser? Vielleicht will er den Jüngern zeigen, dass sogar das, was sie fürchten, ihm dienen muss. 

Gewundert habe ich mich auch darüber, dass die Jünger, die so oft mit Jesus unterwegs waren, ihn nicht erkannten. Es kann daran gelegen haben, dass sie nicht mit ihm rechneten. Wenn sie ihn im Glauben erwartet hätten, hätten sie ihn sicher sofort erkannt. Gleichzeitig Furcht und Glaube im Herzen zu haben, macht oft blind für die Gegenwart Gottes. Elisas Knecht sah das Heer der Feinde, aber nicht die göttliche Streitmacht (2.Kö.6).

Gottes Anliegen bei der „Petrus-geht-auf-dem-Wasser–Geschichte“ ist es, im Glauben zu wachsen. Eines Tages würde Jesus nicht mehr sichtbar bei seinen Nachfolgern sein. Viele Stürme würden ihren Dienst erschweren. Da gilt es zu lernen, Jesus zu vertrauen, auch wenn er nicht zu sehen ist. Dass er Acht hat auf die Seinen, auch wenn nichts zu fühlen ist von seiner Gegenwart.

Petrus hat seine Lektion gelernt. Auf besondere Weise. Gut; er reagierte oft anders als andere. So auch hier. „Im Boot sitzen und zuzuschauen, das kann jeder“, hat er sich vielleicht gedacht. Und anfangs klappte alles wunderbar. - Warum ging es dann schief? Weil er von Jesus wegschaute auf den Wind. „Warum zweifelst du“, fragte Jesus. Zweifel meint hier so etwas wie „zwischen den Stühlen sitzen“. Petrus war hin und hergerissen zwischen den Umständen und dem Herrn über alle Umstände. Das verunsicherte ihn. Und so vergaß er, sich auf den einen zu konzentrieren, der ihn herausgerufen hatte.

Gerade noch rechtzeitig, bevor er versank, schrie er zu Jesus. Eine richtige Entscheidung. Die ihn fürs Leben prägte. So hatte er erfahren, wie groß sein Gott ist.

Stürme des Lebens sind nicht leicht. Aber sie sind oft nötig. Sie lehren uns, allein auf Jesus Christus zu vertrauen, egal wie die Umstände auch sind. „Und Petrus stieg aus dem Boot und ging auf dem Wasser und kam auf Jesus zu.“

Autor/-in: Pastor Mathias Fleps