08.03.2012 / Wort zum Tag

Matthäus 11,28

Christus spricht: Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.

Matthäus 11,28

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Manchmal, in scheinbar unbeobachteten Momenten, entschlüpft mir ein tiefer Seufzer. Wenn es dann doch jemand wahrgenommen hat, dann bekomme ich zu hören: „Das kam aber von ganz tief unten“.

„Aufschnaufen“ heißt das im Schwäbischen. Dieses „Aufschnaufen“, das Aufatmen, tut richtig gut, da wird es einem leichter. Jesus lädt uns ein zu einem solchen Aufatmen. In Matthäus 11,28 heißt es: „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken.“ Jörg Zink übersetzt dieses Bibelwort: „Kommt her zu mir, die ihr müde seid und ermattet von übermäßiger Last! Aufatmen sollt ihr und frei sein.“

Jesus lädt die Mühseligen und Beladenen ein, Menschen, die müde geworden sind und schwer tragen an ihren Belastungen. Der Maler Rembrandt hat diese Szene in seinem Hundertguldenblatt aus der Zeit um 1648 eindrücklich dargestellt: Im Zentrum dieses Bildes steht Jesus, mitten im Dunkel umgeben vom Licht und mit weit offenen Armen. Aus der Dunkelheit kommen die Menschen zu ihm oder werden gebracht. Zwei Frauen knien vor ihm und flehen ihn um Hilfe an. Eine Mutter trägt ihr Kind auf den Armen und bringt es zu Jesus. Ein Kranker wird auf der Schubkarre herangefahren. In den Gesichtern spiegelt sich die Not dieser Menschen. Mühsal und Lasten bringen sie mit und eine große Sehnsucht nach Hilfe. Wie gerne würden sie aufatmen und frei werden.

Und Jesus steht mit offenen Armen da und wendet sich all diesen Menschen zu. Jesu Einladung gilt. Er lädt uns ein, ihm zu bringen, was uns belastet und müde macht:

„Kommt und bringt diese Lasten zu mir!“ – lädt Jesus uns ein. Das Licht, die Wärme, die Güte und Liebe, die Jesus in Rembrandts Hundertguldenblatt ausstrahlt, die bekommen auch wir bei ihm zu spüren.

„Ich will euch erquicken“, sagt Jesus. Erquicken ist ein Wort, das wir in unserer Alltagssprache kaum mehr gebrauchen. Es bedeutet: stärken und wieder lebendig machen. Erquickung gibt es an der Quelle, aus der frisches, lebendiges Wasser fließt. Jesus ist diese Quelle, aus der wir neue Kraft schöpfen. Er lässt uns aufatmen und befreit in unseren Alltag gehen. Vielleicht bleiben die Lasten und Mühen dieselben, und doch lassen sie sich anders tragen, mit neuer Hoffnung und neuer Kraft. Bei Jesus kommt es zu einem „Aufschnaufen“, das uns wirklich weiterhilft.

Hedwig von Redern hat diese Erfahrung in einem Gedicht so beschrieben:

„Du weißt zu erquicken, wie kein Mensch es kann.
Du mein Hirt und Heiland, staunend bet’ ich an
und glückselig ruh’ ich in Dir allezeit,
bis ich jubelnd schaue deine Herrlichkeit.“
 

Autor/-in: Pfarrer Werner Schmückle