23.10.2012 / Wort zum Tag

Matthäus 10,20

Denn nicht ihr seid es, die da reden, sondern eures Vaters Geist ist es, der durch euch redet.

Matthäus 10,20

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Jesus sagt zu seinen Jüngern: „Denn nicht ihr seid es, die da reden, sondern eures Vaters Geist ist es, der durch euch redet“ (Matth. 10,20).

Im Zusammenhang hören sich diese Worte Jesu so an: „Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe. Darum seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben. Hütet euch aber vor den Menschen; denn sie werden euch den Gerichten überantworten und werden euch geißeln in ihren Synagogen. Und man wird euch vor Statthalter und Könige führen um meinetwillen, ihnen und den Heiden zum Zeugnis.
Wenn sie euch nun überantworten werden, so sorgt nicht, wie oder was ihr reden sollt; denn es soll euch zu der Stunde gegeben werden, was ihr reden sollt“ (Matth.10,16-20).

Diese Worte Jesu machen unmissverständlich deutlich: Wer sich für ihn einsetzt, begibt sich in Gefahr – in welcher Form auch immer.

Die Statthalter damals waren die römischen Prokuratoren wie Pontius Pilatus, Felix, Festus und die Könige, das waren zum Beispiel solche wie z. B. Herodes Agrippa. Wer vor ihnen die Sache Gottes vertrat, war ein Märtyrer, d. h. ein Zeuge. Aber immer mehr wurden diese Märtyrer dann Blutzeugen. Sie mussten ihren Glauben an Jesus Christus mit dem Tod bezahlen.

Warum wurden die ersten Christen verfolgt? Sie wurden verfolgt, weil sie nicht mit den Wölfen heulten, sondern gegen den Strom schwammen und das wurde als Provokation verstanden. Die römischen Kaiser beanspruchten für sich göttliche Verehrung und Opfer. Die Christen aber verehrten keine Götter und opferten keinen Göttern, auch dem Kaiser nicht. Das konnte kein Kaiser dulden. Deshalb Verfolgung.

Aber ebenso gilt damals bis heute: Wenn Christen sich vor irgendeinem Gericht oder auch anderswo verantworten müssen, dürfen sie mit dem Beistand des Heiligen Geistes rechnen. Wenn Jesus mich beruft, gibt er mir auch die Fähigkeit zu der Aufgabe, die ich für ihn erledigen soll. Es hat mal einer zu Recht gesagt: „Der Wille Gottes sendet dich nirgendwohin, wo die Gnade Gottes dich nicht aufrecht erhalten kann.“

Aber Jesus hat keinem seiner Jünger ein leichtes Leben verheißen. Es ist ein einzigartiges Vorrecht, ein Botschafter dieses Königs Jesus Christus zu sein, aber es hat auch seinen Preis. Wer sein Christsein konsequent praktiziert, übt ganz automatisch auf seine Mitmenschen einen Druck aus, auf den sie mit mehr oder weniger starkem Gegendruck reagieren, wenn sie sich nicht auch für Jesus Christus gewinnen lassen wollen. Jesus, der Versöhner, hat von vornherein eine unversöhnliche Welt als Arbeitsfeld für die vorausgesetzt, die ihm nachfolgen.

Es gehört eben einfach dazu, dass wir, wenn wir mit unserem Christsein ernst machen, von vielen nicht gemocht werden, um es mal ganz vorsichtig auszudrücken. Wobei es uns hier im deutschsprachigen Raum als Christen noch einigermaßen gut geht. Anderswo auf der Welt werden so viele Christen verfolgt wie noch nie. Aber wie gesagt, das ist nichts Neues. Der römische Geschichtsschreiber Tacitus (gestorben nach 116) sprach schon von den Menschen, die „um ihrer Verbrechen willen gehasst und vom Volk als Christen bezeichnet wurden“.
Und der römische Schriftsteller Suetun (gestorben nach 140) nannte die Christen „eine Rasse von Menschen, die einem schlimmen Aberglauben anhängen“.

Trotzdem bleibt der Auftrag Jesu bestehen. Sein Versöhnungsangebot gilt einer gottfeindlichen Welt. Aber dann und da, wo wir uns bewusst zu Jesus Christus bekennen, hilft er uns. Viele Zeugnisse treuer Christen belegen das. Ich selbst habe die Erfahrung gemacht: Wenn ich mich in schwierigen Situationen zu Jesus bekannt habe – leider war ich oft zu feige -, aber wenn ich mich zu ihm bekannt habe, dann hat er mir auch die richtigen Worte gegeben.

Von einem Geistlichen im Irak habe ich gelesen, nachdem in den vergangenen Jahren zwei seiner Bischöfe von Moslems ermordet  wurden, dass er entschlossen ist dort zu bleiben, auch wenn er der letzte Christ im Irak wäre. Er sagt: „Ich habe nicht darum gebeten, herkommen zu können, und werde nicht darum bitten, gehen zu dürfen. Ich hätte sonst das Gefühl, den Willen meines Herrn zu verraten.“

Ich wünsche keinem solch eine Herausforderung, aber ich vertraue auf das, was der Theologe Dietrich Bonhoeffer gesagt hat, dass Gott mir zwar nicht im Voraus seine Kraft gibt, so dass ich jederzeit darüber verfügen könnte, sondern dass er sie gerade dann gibt, wenn ich sie brauche: seinen Heiligen Geist.
 

Autor/-in: Pastor Udo Vach