18.01.2012 / Wort zum Tag

Markus 9,24

Der Vater des kranken Kindes schrie: Ich glaube; hilf meinem Unglauben!

Markus 9,24

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Welch ein Schrei! Wer vermag da noch unberührt bleiben? Ich nicht! Es ist der Schrei eines Vaters, auf der Suche nach Hilfe für seinen unheilbar kranken Sohn. Aber dieser Schrei ist auch ein Ruf nach Glaubenshilfe(!): „Ich glaube, hilf meinem Unglauben!“ Das Gespräch Jesu mit dem Vater im Bibeltext, führt uns zu der zentralen Frage einer jeden Lebensgeschichte. Sie heißt: Glauben leben - aber wie?

Es geht zu Herzen, wenn eine Lebenssituation so eingehend beschrieben wird: Ein Vater mit seinem einzigen, unheilbar kranken Sohn. Die Berichte schildern auffällige Symptome seiner Anfallserkrankung: Schlafwandeln, zerrende, böse Geister, auf den Boden werfen, Zähneknirschen, Mundschaum, Verletzungen, Schreien, Krankenstarre. Und das immer wieder, unberechenbar, von Kindheit an, hoffnungslos! Niemand und nichts kann helfen. Auch die Jesusjünger nicht. Auch sie erfuhren, dass Notsituationen Glaubensprüfungen sein können. Für den Vater aber und seinen Sohn galt: Wie lange noch werden wir Kraft zum Durchhalten haben?
           
Doch die Hilfe ist vorbereitet. Jesus kommt. Er kommt vom Berg der Verklärung. Und er kommt in das Tal weltlicher Leiden. Himmel und Bosheit treffen aufeinander. Welch ein Kontrast! Doch alle einzelnen Leiderfahrungen dieser Welt suchen nach einem Ausweg der Hilfe. So auch dieser Vater. Er hat erfahren, dass Menschen nicht mehr helfen können. Deshalb ruft er Jesus zu: „Wenn du aber etwas kannst, so erbarme dich unser und hilf uns!“ Was für ein Ausdruck der Sehnsucht und Unsicherheit zugleich! Ist es ein letzter Versuch? Oder ist es schon geringer Glaube? Noch weiß er nicht, dass bei Jesus alles möglich ist. Aber seine große Not führt ihn auf den Weg zum einzigen Helfer.
    
Und Jesus reagiert. Er wendet sich der Not zu. Der Sohn soll geheilt werden. Der Vater aber wird dabei in eine besondere Glaubensschule genommen. Seine zweifelnde Anfrage lenkt Jesus auf ihn zurück. Er sagt zu ihm: „Wenn ich kann? Nein, wenn du Glauben hättest, denn alle Dinge sind möglich dem, der glaubt.“ Ja, der Glaube ist wie eine Hand, die sich ausstreckt und Jesus völlig vertraut. Und zu dieser Erkenntnis will Jesus den Vater führen. Wer so glaubt, weiß sich in jeder Situation in Gottes Hand. Und der Vater betritt diesen Glaubensweg: „Ich glaube!“, ruft er Jesus zu. Es ist sein Glaubensgebet. Aber, er weiß auch, wie schwach noch sein Glaube ist, darum bittet er: „Hilf meinem Unglauben.“
  
Und Jesus handelt. Auch der „kleine Glaube“ genügt. Der böse Geist wird beschwört. Der kranke Sohn wird aufgerichtet. Er ist geheilt! Wie dankbar bin ich über den guten Ausgang dieser Familiengeschichte. Aber ich will mich nicht daran gewöhnen. Um der Schreie willen auch heute, wünsche ich mir und anderen ein zunehmendes Vertrauensverhältnis zu diesem Herrn.

Autor/-in: Pastor i. R. Michael Zimmermann