11.09.2013 / Wort zum Tag

Markus 10,43

Wer groß sein will unter euch, der soll euer Diener sein.

Markus 10,43

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Da sitzen sie nun: Petrus, Johannes, Andreas, Jakobus, Judas…
Spannung liegt in der Luft.

Drei Jahre haben sie zusammen erlebt.
Immer sprach Jesus von dem Reich, vom Friedensreich, das jetzt anfängt.
Drei großartige Jahre voller Abenteuer.
Drei verwirrende Jahre: Viel Ablehnung, viele Missverständnisse, manche Misserfolge.
Wann sehen sie endlich Erfolge? Wann wird ihr Meister endlich allgemein akzeptiert?
Und sie mit ihm!

Petrus sagt zu Andreas: Eins will ich hier gleich mal klar stellen: Wenn Jesus an die Regierung kommt, dann gehöre ich zu seinem Kompetenzteam. Dann bin ich Minister.
Andreas erwidert: Das glaubst auch nur du.
Petrus: Ich bin der Fels in der Brandung.
Andreas: Du bist der eher manchmal der Sand im Getriebe.
Jakobus:  Petrus, kannst du nicht mal dein vorlautes Maul halten?
Petrus sieht, wie Johannes leise lächelnd mit geschlossenen Augen da sitzt.
Du mit deinem blöden Gegrinse gehst mir ja am meisten auf den Keks.
Judas schaut mit gerunzelter Stirn auf den Boden. Keiner hat eine Ahnung, was er denkt, aber er sieht so aus wie ein Vulkan, der jeden Moment in die Luft fliegt.
Kriegt Jesus überhaupt mit, was hier abgeht?

Offenbar hat er etwas anderes mitgekriegt: Nämlich, dass alle mit ihren Dreckfüßen von draußen reingekommen sind und lauter  dunkle Flecken auf dem kostbaren Teppich machen. Offensichtlich hat keiner, der hier reingekommen ist, darauf geachtet.
Jesus steht auf, streift sich den Mantel ab, nimmt sich eine Schürze vom Haken. Gießt Wasser in ein Schüssel, nimmt sich ein Handtuch und beginnt, seinen  Jüngern den Dreck von den Füßen zu rubbeln.
Helles Entsetzen. Petrus ruft, nein, nie und nimmer machst du das  - und will Jesus den Lappen aus der Hand reißen. Jesus wäscht ihm trotzdem die Füße.

Wer  groß sein will unter euch, der soll euer Diener sein.
Das sagt Jesus nicht nur. Das lebt er.
Warum ist das so?
Weil Jesus weiß, wie wir Menschen ticken. Von oben herab lassen wir uns überhaupt nichts sagen. Vielleicht von unten. Deshalb macht sich Jesus klein.

Als alle mit frisch gewaschenen Füßen da sitzen, nimmt Jesus Brot und Wein. Dankt. Hält ihnen den Kelch hin: Mein Blut, für eure Sünden vergossen.

Wieder helles Entsetzen. Keiner wagt mehr, Jesus zu widersprechen.
Die Jünger  tuscheln. Hören Sie mal zu:
Jedes kleine Kind weiß doch ganz genau, dass man kein Blut essen darf.
Blut  - das ist das Kostbarste vom Lebewesen. Blut – da ist das Leben drin. Blut – das ist Gottes Herrlichkeit.  Gottes Schöpferkraft. So hat das Gott gesagt. Deshalb darf man das nicht trinken.

Mein Blut, für eure Sünden vergossen.
Was ist bloß mit Jesus los, dass er so was sagt?
Johannes grinst nicht mehr. Er schaut die anderen an.
Jesus meint das mit dem Blut genauso, wie er es gesagt hat: Genau das will er: Uns Gottes Herrlichkeit schenken. Uns mit sich verbinden. Eine Brücke zwischen seiner ewigen Herrlichkeit und unserer vergänglichen Beschränktheit bauen.

Jesus will groß sein unter uns. Deshalb wurde er unser Diener. Er machte sich ganz klein. Damit wir groß rauskommen. Nicht so, wie Petrus und Freunde sich das dachten. Sondern unendlich viel größer.

Und für heute gilt sein Wort: Wer groß sein will unter euch, der soll euer Diener sein. Machen Sie mit?

Autor/-in: Pfarrer Matthias Adt