20.01.2014 / Wort zum Tag

Markus 10,42-43

"Da rief Jesus sie zu sich und sprach zu ihnen: Ihr wisst, die als Herrscher gelten, halten ihre Völker nieder, und ihre Mächtigen tun ihnen Gewalt an. Aber so ist es unter euch nicht; sondern wer groß sein will unter euch, der soll euer Diener sein..:"

Markus 10,42-43

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Immer wieder hören wir davon, dass mächtige Leute ihre Macht missbrauchen. In der Politik zum Beispiel. Oder in der Wirtschaft. Die natürliche Reaktion ist sich aufzuregen und zu sagen: Wie können die nur! Es ist heute geradezu in Mode, über „die da oben“ zu schimpfen. Ändert sich durch solche Reaktionen etwas? Wahrscheinlich nicht. Besser ist es, selbst anders zu leben. Und auf diese Weise ein Zeichen zu setzen. So sagt es uns auch Jesus in unserem heutigen Bibelwort in Markus 10, 42 und 43: „Ihr wisst, die als Herrscher der Völker gelten, unterdrücken sie, und ihre Großen setzen ihre Macht gegen sie ein. Unter euch aber sei es nicht so, sondern: Wer unter euch groß sein will, sei euer Diener.“

Statt andere zu unterdrücken sollen wir Christen also dienen. Jesus selbst hat das getan. Er, der als Sohn Gottes alle Macht hat, er hat uns gedient. Sein ganzes Leben auf dieser Erde war ein Dienen. Bis zum Tod am Kreuz, wo er sein Leben für uns gegeben hat. Um uns zu erlösen von unserer Schuld und vom Tod. Jesus hat sich ganz eingesetzt. Wenn wir mit ihm leben wollen, ist das ein Vorbild für uns. Dass auch wir unser Leben als Dienst verstehen und ganz konkret für andere da sind, zum Beispiel indem wir Zeit für sie haben und ihnen zuhören. Indem wir mit ihnen teilen und ganz konkret helfen, wenn jemand in Not ist. Und indem wir uns dafür einsetzen, dass noch mehr Menschen Jesus kennen lernen. Wenn wir anderen dienen, setzen wir ein Zeichen. Ein Zeichen, das anderen Mut macht, auch mit Jesus zu leben.

Manchmal können dabei ganz kleine Dinge entscheidend sein. Ich kann mich noch an eine Situation erinnern, wo mir das persönlich so gegangen ist. Als ich noch ein junger Student war, hat ein Rektor eines theologischen Studienhauses mir die Tür aufgehalten. Er wartete dabei extra auf mich, denn ich war noch etliche Meter von der Tür entfernt. Eigentlich eine Kleinigkeit. Aber diese Geste hat mir gezeigt: Dieser Mann ist ein Diener. Das hat mir Mut gemacht, mich im Sinne dieses Studienhauses auch im Studium ganz auf Jesus einzulassen.

Dass Macht missbraucht wird, können wir nicht ändern. Auch Jesus hat keine Revolution angezettelt, sondern ganz nüchtern festgestellt: Dass Herrscher ihre Macht missbrauchen, so etwas geschieht. Aber Christen können anders leben. Sie können ganz bewusst dienen. Sie verändern damit nicht die ganze Welt. Aber sie zeigen, dass es auch anders geht. Sie bilden sozusagen eine „Kontrastgesellschaft“, wie es der Theologe Norbert Lohfink einmal ausgedrückt hat. Eine Kontrastgesellschaft, in der andere Werte gelten. In der es nicht um persönliche Macht geht, sondern darum, sich gegenseitig zu dienen. Wenn Christen so leben, strahlt das aus auf eine ganze Gesellschaft. So kann sich etwas verändern. Mehr als wenn wir uns aufregen und meckern. Also: Überlegen Sie: Wem können Sie heute dienen? Wer braucht Sie?

Autor/-in: Pfarrer Dr. Christian Schwark