16.09.2023 / Serviceartikel

„Mama, welcher Gott ist der richtige?“

Wenn Kinder existenzielle Glaubensfragen stellen.

Meine Tochter ist vor kurzem sechs geworden. Sie spielt gerne mit ihrer Puppe Annabell und dem Playmobil-Pferdestall. Sie streitet sich mit ihrer kleinen Schwester über eine Lego-Schildkröte und verkleidet sich als Prinzessin.  

Und dann überrascht sie mich plötzlich mit folgenden Fragen: „Mama, gibt es Gott denn überhaupt? Und wenn ja: Manche Menschen glauben doch an einen anderen Gott als wir. Aber es kann nur einen richtigen Gott geben. Woher weiß ich denn, dass ich an den richtigen Gott glaube – und wie kann ich das herausfinden?“  

Puh… bei diesen Fragen gerate ich gehörig ins Schwitzen. Ich bin keine ausgebildete Theologin, und diese Fragen rühren stark an meinem eigenen Glaubensfundament – und an meinen eigenen Zweifeln.
 

Kinderfragen ernst nehmen 

Als Mama darf ich zugeben, dass ich nicht alles weiß. Aber meine Tochter soll wissen, dass sie mit ihren Fragen immer zu mir kommen kann. Denn Kinder sind von Natur aus neugierig und haben viele Fragen über das Leben, den Tod und das Göttliche. Gerade im Grundschulalter entwickeln Kinder eine stärkere Vorstellung von Ursache und Wirkung. Sie können nach Gründen für Dinge fragen und beginnen, abstraktere Gedanken über den Glauben zu entwickeln.  

In diesen Fragen möchten sie unbedingt ernst genommen werden und keine Angst vor Verurteilung haben müssen. Doch nicht immer können wir Erwachsenen uns gedanklich sofort darauf einlassen oder haben eine direkte Antwort. So war es auch mit der Gottesfrage meiner Tochter. Daher habe ich ihr angeboten, dass ich darüber nachdenke und wir später darüber sprechen.
 

Die Schöpfung und die Sinnfrage 

Zur ersten Frage meiner Tochter, ob es überhaupt einen Gott gibt, habe ich für mich zwei Antworten gefunden.  

Zum einen spricht für mich die Existenz dieser Welt dafür. Die Natur ist wahnsinnig komplex, und zugleich ist sie wunderschön. Für mich ein Zeichen von Schöpfung – und ein Zeichen dafür, dass dahinter ein intelligenter Designer steht: ein Gott.  

Als ich mit meiner Tochter erklärt habe, wie komplex ein Bienenschwarm sich organisiert, sagte ich zu ihr: „Schau mal, ich glaube, dass Gott sich das so ausgedacht hat.“ Gleichzeitig habe ich sie mit unserer menschlichen Verantwortung vertraut gemacht: Dass wir gut für die Natur sorgen, sie schützen und Mitgefühl gegenüber anderen Lebewesen zeigen sollen. 

Zum anderen sehe ich in der Sinnfrage einen Hinweis auf Gott. Die menschliche Seele hat ein tiefes Verlangen nach etwas Größerem, das über das Irdische hinausgeht. Diese Sehnsucht nach spiritueller Bedeutung hebt uns Menschen von allen anderen Geschöpfen ab. In der Bibel findet sich der Satz, dass Gott für diese innere Suche verantwortlich ist: „ Er [Gott] hat alles schön gemacht zu seiner Zeit, auch hat er die Ewigkeit in ihr Herz gelegt; nur dass der Mensch nicht ergründen kann das Werk, das Gott tut, weder Anfang noch Ende." (Prediger 3,11 LUT). 

Und wie erkläre ich das meiner Tochter? Zum Beispiel so: „Manchmal fragen wir Menschen uns, warum wir hier auf der Welt sind und was das Leben bedeutet. Wenn wir darauf keine Antwort finden, kann das uns traurig machen. Ich glaube, dass Gott uns diese Fragen ins Herz gelegt hat, damit wir nach ihm suchen.“  

Die menschliche Seele hat ein tiefes Verlangen nach etwas Größerem, das über das Irdische hinausgeht.

Was spricht für den biblischen Gott? 

Vielleicht habe ich meiner Tochter nun überzeugend dargelegt, was für einen Gott spricht. Doch die zweite Frage ist noch nicht geklärt: Welcher Gott ist der Richtige?  

Für mich lässt sich das folgendermaßen eingrenzen: Wenn jemand in der Lage ist, die Welt zu erschaffen, dann muss er allmächtig und allwissend sein. Nun treffen diese Zuschreibungen auf alle drei monotheistischen Religionen zu. Und hier gebe ich ganz ehrlich zu: Ich kann nicht beweisen, dass unser Gott der richtige ist.

Doch was meiner Meinung nach dafür spricht, ist folgendes: Wir Menschen sind durch und durch Beziehungswesen. Warum sollte ein Gott Menschen auf diese Weise schaffen, wenn er nicht auch an einer persönlichen Beziehung mit ihnen Interesse hätte? Nur in der Bibel finde ich einen Gott, der sogar einen Preis dafür bezahlt, um uns nahe sein zu können. Zudem heißt es in der Bibel, dass Gott die Menschen sogar nach seinem Ebenbild geschaffen hat. Auch das spricht dafür, dass Gott ein Beziehungswesen ist.

Im Paradies konnten sich Gott und Menschen ursprünglich auf Augenhöhe begegnen. Doch Adam und Eva zerstörten diese Beziehung mutwillig. Und nun kommt der Hammer: Gott fand sich nicht damit ab, dass die Beziehung zu seinen Geschöpfen zerstört war. Er setzte alle Hebel in Bewegung, um die Schuld der Menschen wiedergutzumachen und die Beziehung wiederherzustellen. Diese bedingungslose Liebe Gottes hat sich in Jesus Christus verkörpert. Er hat die Schuld der Menschen auf sich genommen und eine Brücke zwischen Gott und Mensch geschaffen, sodass Beziehung wieder möglich ist.  

In anderen Religionen kann sich der Mensch nicht sicher sein, ob er vor Gott Gnade erlangen wird oder nicht. Er kann nur durch ein rechtschaffenes, gottesfürchtiges Leben darauf hinarbeiten und hoffen, dass es am Ende reicht. Im christlichen Glauben geht es jedoch nicht um Regeln, sondern um Beziehung. Und darum, dass wir vor Gott Gnade finden, wenn wir ihn darum bitten.

Meiner Tochter versuche ich das folgendermaßen zu erklären: „Ich glaube an den Gott der Bibel, weil er der einzige ist, der eine enge Freundschaft mit uns haben will. Er will nicht nur bestimmen, sondern auch für uns da sein. Dem Gott der Bibel geht es nicht darum, dass wir hart für ihn arbeiten und uns an seine Regeln halten. Jesus macht uns wertvoll, egal was passiert. Außerdem bin ich überzeugt, dass Gott sich jedem Menschen zeigen kann, wenn wir ihn bitten.“ 

Gott fand sich nicht damit ab, dass die Beziehung zu seinen Geschöpfen zerstört war. Er setzte alle Hebel in Bewegung, um die Schuld der Menschen wiedergutzumachen.

Gemeinsam Gott kennenlernen 

Ich habe mir vorgenommen, mit meiner Tochter regelmäßig in der Kinderbibel zu lesen. So erfährt sie mehr über den biblischen Gott, über sein Wesen und sein Handeln. Und sie lernt Jesus kennen und wie gern er Kinder hatte. Zentral finde ich die Geschichte in Markus 10,13-16. Dort wird berichtet, wie Jesus die Kinder segnete. Er verteidigte sie gegenüber seinen Jüngern und sagte, dass die Erwachsenen so werden sollten wie die Kinder. 

Außerdem erzähle ich meiner Tochter manchmal, wie ich Gott erlebt habe. Dass er mich getröstet hat, wenn ich verzweifelt war. Dass er konkret auf Gebete geantwortet hat. Und dass ich Gottes Segen in vielen kleinen und großen Dingen des Lebens erfahre. Und ich ermutige sie, mit mir gemeinsam oder alleine zu beten.
 

Und die Moral von der Geschicht‘?  

Auch wenn ich es ungern zugebe: Einen glasklaren Existenzbeweis konnte ich meiner Tochter nicht liefern. Denn das Kennzeichen eines Gottes ist nun mal seine Souveränität. So heißt es über den biblischen Gott in Jesaja 55,8-9, dass seine Wege und Gedanken höher sind als unsere Gedanken und Wege. Schon Mose wollte Gott sehen, und Gott hat es ihm verweigert – zu Moses eigenem Schutz. Kann eine Sechsjährige diesen Gedankengang verstehen? Ich denke schon: wenn man eine  altersgerechte Sprache verwendet und komplexe Ausdrücke vermeidet.  

Den letzten Schritt auf Gott zu kann meine Tochter nur selbst gehen. So, wie sie nur schwimmen lernt, wenn sie eines Tages ins Becken steigt, wird sie Gott selbst erfahren, wenn sie sich auf ihn einlässt. Denn ich traue Gott zu, dass er sich finden lässt. Auch von meiner Tochter.
 

Autor/-in: Theresa Folger

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