27.03.2011 / Wort zum Tag

Maelachi 3,20

Euch, die ihr meinen Namen fürchtet, soll aufgehen die Sonne der Gerechtigkeit und Heil unter ihren Flügeln.

Maleachi 3,20

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Das Wort für heute steht in den letzten Zeilen des Alten Testamentes. Der Prophet Maleachi beschreibt an dieser Stelle den kommenden Tag Gottes. Seine Vision ist voller Spannungen. Es ist die Rede von einem brennenden Backofen und von Stoppeln, die vom Feuer verzehrt werden. Laut dem Propheten werden die Frommen über die Asche dieses Feuers hinwegschreiten. Das erinnert im ersten Moment an die Taktik der verbrannten Erde, eine heute als völkerrechtswidrig geltende Kriegsführung, die ich Gott nicht zutrauen will. Andere biblische Texte, in denen Gott Gnade vor Recht ergehen lässt, haben für mich mehr Gewicht.

Der Prophet Maleachi schildert aber auch die Zukunft der Menschen, die Gott die Treue gehalten haben. Er tut dies in farbenprächtigen und leuchtenden Bildern: Die aufgehende Sonne, welche der beängstigenden Finsternis ein Ende macht, wird zum Symbol der strahlenden Gegenwart Gottes. Und wie die jungen Kälber, wenn sie im Frühjahr zum ersten Mal auf die Weide gelassen werden, werden die Frommen Freudensprünge machen. Ein Bild ausgelassener Freude. Dies ist verbunden mit dem Zuspruch: „Euch aber, die ihr meinen Namen fürchtet, soll aufgehen die Sonne der Gerechtigkeit und Heil unter ihren Flügeln!“ (Mal 3,20).

Wer würde dieses Versprechen nicht gerne für sich in Anspruch nehmen? Wer würde nicht gerne ‚die anderen‘ nur in denen erkennen, deren Tun dem Urteil Gottes nicht standhält? Aber aufgepasst: Es sind nicht immer die anderen, "die gott-los handeln". Leider befinden wir uns auch nicht immer – jedenfalls nicht uneingeschränkt – auf der Seite derer, "die seinen Namen fürchten" und darum unter der Sonne der Gerechtigkeit das Leben gewinnen. Die Warnung gilt allen: Menschliche Größe und Leistung halten der Prüfung durch Gott nicht Stand. Nur das, was in unserm Leben aus dem Vertrauen auf Gott entstanden und gewachsen ist, wird bestehen bleiben, bis in alle Ewigkeit. Der Prophet Maleachi will uns aber nicht ängstigen, sondern ermutigen. Er tut dies mit einem hilfreichen Ratschlag: „Lebt nach Gottes Gerechtigkeit! Erkennt in den Geboten Angebote seiner Liebe!“ Ohne Gottvertrauen verwahrlosen wir, und mit uns die Welt. Wir ruinieren uns selbst, wie uns die Nachrichten aus aller Welt tagtäglich bestätigen.

Doch dann bleibt die Frage: Wie soll es mir gelingen, die Liebe Gottes zu verwirklichen und zu leben, wenn ich doch immer wieder erfahre, wie mir mein Egoismus und meine Machtgier immer wieder in die Quere kommen? Zwei Herzen wohnen in meiner Brust, und diese Tatsache kann mich fast zerreißen! Tatsächlich, aus eigener Kraft müssten wir an dieser Herausforderung scheitern. Zu oft wollen wir nicht, was Gott will. Doch Gott lässt uns in dieser Spannung nicht allein. Er hat den Menschen immer wieder seine Boten gesandt, für uns im Neuen Testament: Jesus Christus. Er hilft uns, das zu überwinden, was immer uns von Gott, von gelebtem Gottvertrauen und von konkreter Mitmenschlichkeit abhalten will.

Das letzte Blatt des Alten Testaments ist - Gott sei Dank - nicht der Schluss der Bibel. Schon auf der nächsten Seite beginnt das Neue Testament, und damit das Evangelium mit einer frohen Botschaft. Sie zeigt, wie Gott sein Wort wahr macht, von Bethlehem bis Golgatha. Aus dem Evangelium klingt an jeder Stelle die Botschaft Gottes an uns: "Ich habe euch lieb" und "Ich schenke euch das Leben, das ihr eigentlich verwirkt habt." Darin besteht das Geschenk Gottes an uns. Er schenkt uns das ewige Leben in Jesus Christus. Mit ihm geht sie auch uns auf: die Sonne der Gerechtigkeit .
 

Autor/-in: Pfarrer Daniel Eschbach