07.01.2013 / Wort zum Tag

Lukas 8,21

Jesus sprach: Meine Mutter und meine Brüder sind diese, die Gottes Wort hören und tun.

Lukas 8,21

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Blut ist dicker als Wasser.

Mit diesem Satz erklärte mir jemand vor einiger Zeit, dass im Ernstfall die Familie immer Vorrang habe, vor aller Freundschaft und natürlich vor allen Bekanntschaften.
Auf wen kann ich mich im Ernstfall verlassen? Natürlich auf die Familie. Die regelt die Dinge. Das Erbe, die Ausbildung. Das war zu Zeiten Jesu völlig klar. Die Familie hat absolute Priorität.

Ich  nehme Sie jetzt mit hinein nach Galiläa. Jesus predigt in einem Haus. Es ist kein Platz mehr drin. Da wird die Nachricht durchgegeben: „Jesus, draußen möchten dich deine Mutter und Brüder sprechen.“ Wie sollen die jetzt hier hinein oder wie soll Jesus jetzt hier hinaus? Jesu Antwort lässt die Zuhörer zusammenzucken. Die leiblichen Familienbande werden relativiert zugunsten einer neuen Ordnung. Ja, die gute alte Ordnung wird komplett verschoben. Priorität hat für Jesus das Hören auf das Wort Gottes. Er sagt: „Meine Mutter und meine Brüder sind diese, die Gottes Wort hören und tun.“ Das Wasser der Taufe, das Wort der Predigt, die Antwort des Glaubens sind „dicker als das Blut der leiblichen Abstammung“? Fieberhaft arbeitet es in den Köpfen der Menschen, die Jesus zuhören. Was hat das für Konsequenzen, was Jesus da sagt? Gibt es nicht ein biblisches Gebot, das dazu klar im Widerspruch steht? Nein: In den zehn Geboten heißt es: „Du sollst Vater und Mutter ehren.“ Aber du bist ihnen nicht zu unbedingtem Gehorsam verpflichtet, auch wenn sie das gerne wollen. Aus Familienloyalität kann und darf ich nicht alles mitmachen, vor allem wenn Unrecht geschieht.

Die Gemeinde Jesu, also die Christen, sind im Hören und Tun des Wortes Gottes engstens miteinander verbunden: Mutter, Brüder, Schwestern im Glauben. Die Stellung des leiblichen Vaters wird hier interessanterweise ausgespart. Sie bleibt Gott, dem Vater Jesu Christi, vorbehalten.

Was heißt das für uns heute? Wem gelten die letzten Loyalitäten? Der Familie? Der Clique? Dem Vaterland? Jesus macht deutlich: Wer zu ihm gehört, der ist mit ihm verbunden, weil er auf das Wort Gottes hört und es tut. Das kann manchmal Spannungen in Familien hineinbringen, wo es ein Ringen um den Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes gibt. Damit wir uns recht verstehen: Das ist keine Rechtfertigung von Halsstarrigkeit, Rechthaberei oder Prinzipienreiterei, die es auch im frommen Gewand geben kann. Nein, bei aller Achtung sollen wir deutlich machen, wo die Grenzen der Loyalität und des Gehorsams sind. Da, wo es um das Wort Gottes geht. Das Hören und das Tun.

„Du sollst Gott mehr gehorchen als den Menschen.“ Übrigens – die Familie Jesu hat nicht beleidigt reagiert und Jesus wegen seiner starken Worte ihrerseits vor die Tür gesetzt. Sie haben die besondere Berufung Jesu erkannt. Maria ist Jesus bis unter das Kreuz gefolgt, ein Bruder Jesu war eine Säule der Urgemeinde. So gilt auch uns, was Jesus sagt: „Meine Mutter und meine Brüder sind diese, die Gottes Wort hören und tun.“

Autor/-in: Pfarrer Hans-Georg Filker