17.03.2014 / Wort zum Tag

Lukas 6,36-37

"Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist. Und richtet nicht, so werdet ihr auch nicht gerichtet. Verdammt nicht, so werdet ihr nicht verdammt. Vergebt, so wird euch vergeben."

Lukas 6,36-37

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Ein Bekannter fährt meistens zügig mit seinem Auto durch den Straßenverkehr. Aber, sagt er, an einem Zebrastreifen halte ich gerne an!  Er freut sich, wenn ältere Menschen sicher über die Straße können, und vor allem die Kinder. Aufeinander Acht haben, sich gerne zurücknehmen und Freude daran, dass es gelingt. 
Niemand kommt am Zebrastreifen auf die Idee darüber zu verhandeln, wer, wann, wo rübergehen darf.  Eine kleine Szene aus unserem Alltag. Sie zeigt etwas von dem, was in der Bibel „Schalom“ genannt wird. In der Regel wird es im Deutschen mit Frieden übersetzt,  ist aber weit umfassender.
So ereignet sich Schalom, wo sich die Verhältnisse unter Menschen gegenseitig begünstigen. Wo das Leben stimmig wird. Wo man es einander recht machen will. Wo Gerechtigkeit aufblüht. Wo alle zu ihrem Recht kommen, ohne es sich nehmen zu müssen. Wo die Sorge um ein gutes menschliches Miteinander nicht eine Pflicht, sondern Freude ist. Wo das Wohlergehen Menschen beruhigt. Heil sein, das alles umfasst, was zum heilen Leben gehört. 
Wir sind leider daran gewöhnt, dass sich das Negative schnell ausweitet. Im Schalom atme ich Geborgenheit ein. Geborgenheit eines einzelnen Ichs und seiner Gemeinschaft.
Und in diese Gemeinschaft gehört selbstverständlich Gott hinein. Gott selbst nimmt an diesem Schalom Anteil. Von Gott, der hoffen lässt, sind Freude und Friede in Fülle zu erwarten.
Gefährdet ist der Schalom, wo jemand sich das Gute nicht gönnen kann, das Gott ihm zugedacht hat. Oder zugespitzt gesagt: wo einer dem anderen Gott nicht gönnen kann.
Darum sagt Jesus im Lukasevangelium Kapitel 6, Vers 36-37:
„Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist. Und richtet nicht, so werdet ihr auch nicht gerichtet. Verdammt nicht, so werdet ihr nicht verdammt. Vergebt, so wird euch vergeben“.
Einander Gottes Nähe gönnen -  barmherzig sein. Dann kann ich Menschen sehen, wie sie im Schalom Gottes gemeint sind. Ich habe es nicht mehr nötig, über sie herzufallen und in Gedanken und mit Worten zu vernichten. Niemand ist ein aussichtsloser Fall mehr. Er kann darum immer der werden, als der er von Gott gemeint ist.
Der Schalom ist Geben und Nehmen. Für’s  Richten z. B.  ist kein Platz. Es sei denn ich will  den eignen Frieden gefährden.
Einander Gottes Nähe gönnen - mit Vergebung. Vergeben ist der Testfall des Schalom.  Wird das, was geschehen ist, den Schalom gefährden können? Oder wird das Vergeben das  Vergangene entmachten? So dass es keinen Zugriff mehr ins gegenwärtige Leben haben darf.  Es  bekäme dann seinen Platz, ohne dass das Vergangene das Zusammenleben im Schalom weiter hindern darf.
Dafür steht Jesus mit seinem Wort ein.
 

Autor/-in: Pastor Manfred Kasemann