07.03.2011 / Wort zum Tag

Lukas 4,18

Christus spricht: Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat, zu predigen den Gefangenen, dass sie frei sein sollen.

Lukas 4,18

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Wie eine repräsentative Umfrage im November 2010 ergeben hat, glauben 28 % der erwachsenen Deutschen nicht, dass Jesus als Sohn Gottes vor 2000 Jahren auf dieser Erde gelebt hat. Viele von ihnen sind und bleiben dennoch Kirchenglieder. – Ist das nun ein weiterer Beweis für den viel beklagten Zerfall des Glaubens und der damit verbundenen Werte?

Ich denke anders: Offensichtlich hat sich seit Jesu Zeiten nicht viel geändert. Das Lukas-Evangelium erzählt, wie Jesus in seiner Heimatstadt Nazareth in die Synagoge ging. Dort las er ein Wort aus dem Propheten Jesaja: „Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat, zu verkündigen das Evangelium den Armen; er hat mich gesandt, zu predigen den Gefangenen, dass sie frei sein sollen, und den Blinden, dass sie sehen sollen und den Zerschlagenen, dass sie frei und ledig sein sollen, zu verkündigen das Gnadenjahr des Herrn“ (Lk 4,18f). Dazu sagte Jesus noch: „Heute ist dieses Wort der Schrift erfüllt vor euren Ohren!“ (Lk 4,21). Und dann ging der Tumult los. Nur wenige hörten durch Jesus Gott selber zu ihnen reden und glaubten ihm. Viele wollten oder konnten nicht glauben. Sie machten sich lustig über Jesus oder wurden gar aggressiv und wollten Jesus wegen Gotteslästerung bestrafen.

Umfragen wie die zu Beginn zitierte bestätigen nur: Glauben ist alles andere als selbstverständlich. Glaube ist ein Geschenk. Wenn jemand Jesu Wort hört und dann zur Überzeugung kommt: „Heute ist dieses Wort erfüllt“, ist dies etwas ganz Besonderes. Dies gilt nicht nur für jenen Tag vor langer Zeit in Nazareth. Es gilt überall und zu allen Zeiten: wenn Menschen in Jesus Gott erkennen, dann ist das ein Geschenk. oder anders gesagt: Gnade. Gottes Verheißungen erfüllen sich, wann und wo immer jemand Jesus begegnet. Und wo dies geschieht, beginnt das Gnadenjahr des Herrn, es öffnet sich der Himmel. Da werden Gefangene befreit. Blinden geht ein Licht auf. Geschlagene werden geheilt und Armen wird das Evangelium verkündigt. Dieses Versprechen erfüllt sich, Tag für Tag, bis heute, wann und wo immer Menschen Gottes Versprechen in der Bibel zu trauen anfangen … und dann erleben, wie sie tatsächlich Wirklichkeit werden.

Beweisen kann man das freilich nicht. Man kann nur davon erzählen. Darum philosophiert der Evangelist Lukas auch nicht über die Lehre, die Jesus in Nazareth gepredigt hat. Lukas erzählt Geschichten. Er erzählt von Menschen, welche die Erfüllung dieser alten Verheißung in der Person von Jesus erfahren haben. Sein ganzes Evangelium illustriert die Predigt, die Jesus in Nazareth gehalten hat, jede einzelne Geschichte ist ein Hinweis darauf, dass es stimmt: In Jesus von Nazareth erfüllen sich Gottes Versprechen. "Heute ist dieses Wort der Schrift erfüllt in euren Ohren", sagt Jesus. In euren Ohren, nicht in euren Augen. Die Verheißungen Gottes erfüllen sich nicht immer sofort vor unseren Augen. Oft haben wir keine eindeutigen Beweise. Die Fülle der Gnade empfangen wir nicht über unsere Augen, sondern über unsere inneren Ohren, durch das Wort, das Gott zu uns spricht. Wenn wir heute hören, wenn wir heute Jesus glauben, wenn wir heute darauf vertrauen, dass seine Worte gültig und wahr sind, dann erfahren wir: Jesus Christus ist die Erfüllung der Verheißungen Gottes.

Oder anders gesagt: Es kommt nicht zuletzt auf unsere Haltung an. Wenn wir nichts erwarten, werden wir auch kaum etwas erleben. Wenn wir aber mit Jesu Gegenwart rechnen, werden wir erfahren, wie uns Gott selbst in seinem Sohn nahe kommt und dass er zu seinen Versprechen steht. Lassen Sie sich doch diese Erfahrung schenken, gerade heute.
 

Autor/-in: Pfarrer Daniel Eschbach