31.03.2013 / Wort zum Tag

Lukas 24,5-6

Sie aber erschraken und neigten ihr Angesicht zur Erde. Da sprachen die zu ihnen: Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier, er ist auferstanden. Gedenkt daran, wie er euch gesagt hat, als er noch in Galiläa war...

Lukas 24,5-6

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Wenn wir uns den Himmel mit unseren menschlichen Verhältnissen vorstellen dürften, würden wir wohl sagen: Es muss an diesem Ostermorgen im Himmel ein Kopfschütteln gegeben haben, das nicht enden wollte. „Was machen sie nun schon wieder?“, könnte man es in Worte fassen. „Da hat er ihnen doch ein paar Mal deutlich gesagt, dass er nach drei Tagen auferstehen wird, dass er nicht im Grab bleiben wird – und was machen sie jetzt? Sie rennen zum Grab und wollen ihn einbalsamieren! Unglaublich. ungläubig, diese Menschen!“

Lukas, der eines unserer Evangelien geschrieben hat, erzählt die Begebenheit am Grab Jesu aus menschlicher Perspektive so: „Die Engel sprachen zu den Frauen: Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier, er ist auferstanden.“ Wie sich die Frauen (und die Männer übrigens auch) am Ostermorgen verhalten haben, lässt uns tief in die menschliche Seele blicken. Für die Vorstellung, es könnte nach einem richtigen Sterben noch irgendwie weiter gehen, gibt es offenbar in uns überhaupt keinen Raum. „Sterben – tot – aus“, das ist unsere Logik. Tausende, Millionen, Milliarden von Beispielen könnten wir zum Beweis anführen. Die Behauptung der Engel am Ostermorgen ist zu unglaublich. Was Gott mit Jesus getan hat, ist zu unglaublich. Er hat nämlich an Ostern sein „Veto“ eingelegt gegen die Macht des Todes über die Menschen.

Was ein „Veto“ ist, wissen wir genau. „Veto“ ist lateinisch und bedeutet übersetzt: „ich verbiete“. Im Weltsicherheitsrat gibt es eine Handvoll großer Staaten, gegen deren „Veto“ kein Beschluss gefasst werden kann. Übertragen wir es auf Ostern: Die klammheimliche Schadenfreude des Teufels und seines Gehilfen, des Todes, darüber, dass Gott und Mensch doch nur auf Zeit beieinander sein können, nicht für immer – die hat Gott mit seinem österlichen „Veto“ vom Tisch gefegt. Das lässt Gott nicht zu. So stark ist sein Wille für seine Menschen. So stark ist seine Liebe zu seinen Menschen. So stark ist seine Kraft beim Armdrücken mit dem Teufel.

Für uns bedeutet das zweierlei:

Erstens: Wir können dem Wort Gottes vertrauen. Die Jünger und Jüngerinnen damals haben Jesus zwar toll gefunden und verehrt, aber sie haben ihm nicht wirklich vertraut. Sonst hätten sie nämlich getan, was er ihnen gesagt hatte. Sie hätten an Ostern auf ihn gewartet.

Zweitens: Wenn wir heute, an Ostern, auf den Friedhof gehen und die vielen Grabsteine sehen, auf denen ein Leben zu einem kurzen Strich zwischen zwei Jahreszahlen zusammenschmilzt; und wenn wir daran denken, dass ja auch unserem irdischen Leben ein Ende gesetzt ist, dann darf, ja dann soll in uns die Hoffnung aufkommen: „Und es ist doch noch nicht alles gewesen! Mein Leben ist in Gottes Hand gut aufgehoben. Er wird mich zu neuem Leben rufen, so wie er an Ostern Jesus gerufen hat.“ Glauben wir das?

Autor/-in: Dekan Dr. Heinz-Werner Neudorfer