26.02.2015 / Wort zum Tag

Lukas 23,42

"Und er sprach: Jesus, gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommst!"

Lukas 23,42

Ihr Browser unterstützt HTML5 Audio nicht!

Neulich sah ich einen Cartoon: Ein Frosch steckt schon halb verschlungen mit dem Kopf im Hals eines gierigen Storches. Doch beide Hände des Frosches schauen noch heraus, und mit diesen umkrallt er mit aller Macht den Hals des Storches, um ihn zu erwürgen. Und unter dem Bild stehen die Worte: „Niemals aufgeben!“

Manchmal geben wir zu schnell auf. Resignieren ist manchmal einfacher als weiter zu hoffen und weiter zu kämpfen. Da kann uns ein solcher Cartoon schon einmal ins Nachdenken bringen. Aber wir alle wissen, dass positives Denken und eine kämpferische Grundeinstellung nicht immer weiterhelfen. Es gibt Situationen, wo alle menschlichen Möglichkeiten wirklich erschöpft sind und wir uns mit dem Unausweichlichen abfinden müssen.

Umso erstaunlicher ist der Bibelvers aus dem Lukasevangelium: „Einer der Übeltäter, die am Kreuz hingen, sprach: Jesus, gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommst!“ (Lukas 23,42). Das Kreuz ist nun wirklich der allerletzte Ort dieser Welt, wo man noch Hoffnung haben könnte! Ausgepeitscht, angenagelt, nackt zur Schau gestellt. Gaffende Menschen, die das Folterschauspiel genießen. Das Kreuz ist der Punkt der tiefsten Ohnmacht und Demütigung. Das eigene Scheitern wird einem auf die brutalst mögliche Art und Weise demonstriert. Wer am Kreuz hängt, kann sich nicht einmal die Fliegen aus dem Mundwinkel verscheuchen oder den quälenden Durst löschen. Der Gekreuzigte kann auch nichts gegen die fürchterlichen Krämpfe unternehmen, die ihn so sehr überfallen, dass er sich alle Gelenke auskugelt. Das Kreuz ist das Ende. Das Ende der Hoffnung. Das Ende des Lebens. Definitiv. Unwiderruflich. Endgültig.
Dabei war dieser Mann, der da hing, einmal ein sehr aktiver Mann gewesen. Vermutlich war es nicht einfach ein Krimineller, sondern ein revolutionärer Aufständischer. Jemand, der etwas tun wollte. Einer, der gegen die römische Besatzungsmacht mit Gewalt angehen wollte und nicht einfach nichts tun, wie die meisten anderen Juden. Er wollte sein Schicksal und das seines Volkes in die Hand nehmen. Und nun das Kreuz. Endstation. Schicksal. Es wird über ihn verhängt, wehrlos. Nun ist er das Opfer.

Und doch! Nein! Neben ihm hängt noch so einer. Ein Wehrloser. Ein Hilfloser. Ein Gescheiterter. Aber er ist anders – ganz anders. Wir wissen nicht, woher dieser Übeltäter Vertrauen in Jesus fasste. Ob er ihn von früher kannte? Ob die Art und Weise des Leidens von Jesus ihn so tief beeindruckte?
Ob er ihn beten hörte? Hatte er mitbekommen, dass er für seine Feinde um Vergebung bat? Wie auch immer: Am tiefsten Punkt seines Lebens schreit dieser Verbrecher zu Jesus um Hilfe. Die Hand kann er nicht mehr ausstrecken. Den Kopf kann er nicht mehr wenden. Aber schreien kann er. „Jesus! Jesus! Gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommst!“ Vielleicht war es auch nur ein Flüstern. Fast unhörbar. Doch Jesus hat es gehört. Und er antwortet ihm: „Ich verspreche dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.“ Was für eine Wende! Was für eine Hoffnung!

Das ist etwas anderes als positives Denken. „Niemals aufgeben!“ ist nicht schlecht. Wirklich, wir sollten uns das mehr zu Herzen nehmen. Aber an den wirklichen Tiefpunkten, den Kreuzpunkten unseres Lebens, hilft uns das nicht. Und angesichts des Todes, beladen mit Schuld und Sünde, vor den Toren der Ewigkeit da hilft uns nur einer. Der Gekreuzigte. Der an unserer Stelle getötete Sohn Gottes. Der für seine Feinde gebetet hat. Jesus Christus hat die Schlüssel zum Totenreich und zum Himmelreich. Er holt uns in sein Reich, wenn wir zu ihm rufen. Und wenn es in letzter Sekunde ist.

Autor/-in: Pastor Dr. Christoph Schrodt