09.04.2009 / Wort zum Tag

Lukas 22,42-43

Jesus sprach: Vater, willst du, so nimm diesen Kelch von mir; doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe! Es erschien ihm aber ein Engel vom Himmel und stärkte ihn.

Lukas 22,42-43

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Ich möchte mir das vor Augen führen, dem nahe kommen, was damals geschah. Wie ist das in der Nacht wohl gewesen? Mit ganzer Energie hat Jesus in den letzten drei Jahren gearbeitet, die Botschaft von der Königsherrschaft Gottes verkündet, Kranke geheilt und seine Jünger geschult. Er weiß, dass er sich damit bei der herrschenden Klasse nicht beliebt gemacht hat. Ihm ist nicht entgangen, dass sie heimlich seinen Tod beschlossen haben. Trotzdem ist er auf Gottes Befehl aus der einigermaßen sicheren galiläischen Heimat in das gefährliche Jerusalem aufgebrochen. Es steht ihm vor Augen, dass damit sein Leben zum Ziel kommt. Aber er fühlt sich nicht wie ein Selbstmordattentäter, der mit einer letzten heroischen Tat sein Leben hingibt und mit Freude in den Tod geht. Er empfindet in dieser Nacht den Weg in den Tod so sinnlos. Irgendwie muss es doch einen Weg geben, der nicht zum Leiden und zum Kreuz führt. Seine Seele ist betrübt bis in den Tod, voller Angst, ja in tiefer echter Verzweiflung. Jesus macht das durch. Er steht nicht darüber. Er fürchtet sich vor dem grausamen Tod.

Noch schrecklicher ist für ihn die Trennung von Gott. Er spürt, dass jetzt konkret wird, was ihm zugedacht war, dass er, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht wird und damit die Lebensgemeinschaft mit Gott zerreißt. Sein Kopf sagt ihm, dass er damit den Heilsplan Gottes erfüllt, aber alles in ihm wehrt sich dagegen, dass es so geschehen soll. Die Jünger lässt er im Hof des alten Landgutes zurück, nur seine drei liebsten Freunde nimmt er mit. Auch der Sohn Gottes braucht ihre Nähe und ihre Gebete, aber sie lassen ihn allein, der Schlaf ist stärker. Letztlich muss Jesus den Gebetskampf ganz allein ausfechten. Es ist so menschlich, Gott dringend zu bitten, doch einen Weg am Kreuz vorbei zu suchen. Und es ist diese unbedingte Hingabe, die Jesus beten lässt: „Doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe.“ Das ist nicht nur dahingesagt, wie wir vielleicht im Vaterunser sagen: „Deine Wille geschehe!“ Jesus bietet alle Kraft auf, um seinen Willen in den Willen Gottes einzuordnen.

Und Gott antwortet so, dass ein Engel vom Himmel kommt und Jesus stärkt. Angst und Zweifel verschwinden. Jesus hat seinen Weg klar vor Augen und Mut und Kraft, ihn zu gehen. Das Gebet hat nicht die Situation verändert. Das Verhaftungskommando ist schon auf dem Weg. Aber es hat den Beter verändert, der nun in Gelassenheit und königlicher Sicherheit seinem Verräter begegnen kann.

Das bewegt mich so sehr an dieser Geschichte, dass Jesus auch diese Ängste und Zweifel kennt, dass er Menschen versteht, die bitter darum kämpfen müssen, zu dem ja zu sagen, was Gott ihnen zumutet. Das macht mich getrost, dass der Gebetskampf nicht immer die Situation verändert, der Beter aber erlebt, wie er selbst verändert wird und er getrost einen Weg gehen kann, der ihm Angst macht.
Autor/-in: Pastor Erhard Baum