03.10.2011 / Wort zum Tag

Lukas 22,32

Jesus sprach zu Petrus: Ich habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre.

Lukas 22,32

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Kennen Sie die Gefahr, dass der Glaube aufhören kann? Jesus wusste darum. Es war in jener Nacht, die für Petrus und die anderen Jünger in einer Katastrophe endete. Es war die Nacht des Abendmahls. Jesus hat mit seinen Jüngern Passa gefeiert. Nun redet er mit ihnen und sagt ihnen, was jetzt kommen wird – seine Verhaftung, sein Leiden und Sterben. Für die Jünger wird es schwer werden. Das weiß Jesus. Und da nimmt er den Petrus zur Seite und sagt ihm: Der Satan hat begehrt, euch zu sieben wie den Weizen. Ich aber habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre. Und wenn du dereinst dich bekehrst, so stärke deine Brüder.

Ja, Jesus wusste um die Gefahr, dass der Glaube aufhören kann. Im griechischen Urtext steht hier für aufhören das Wort: eklipein - über die Klippe fallen. Wenn man im Gebirge an einer steilen Felswand entlang wandert oder am tosenden Meer an einer Steilküste oben steht, dann kommt man in Gefahr, abzurutschen, hinunterzufallen. Dieses Wort steht hier für „aufhören“: Auch der Glaube kann abstürzen, hinunterfallen. Jesus sieht die Gefahr bei Petrus, bei dem Jünger, der so selbstsicher war. Der meinte, sein Glaube kommt doch nie ins Wanken. Aber Jesus sieht tiefer: Du Petrus, dein Glaube ist gefährdet. Er droht abzustürzen bei dem, was jetzt kommt. Der Satan wird euch durchschütteln. Wie viel Vertrauen fällt dann durch? Damals bei Petrus? Und bei uns? Wir kennen Momente, in denen der Glaube abzustürzen droht. Da sind Leiderfahrungen, Unglücksfälle, Krankheiten – oder einfach das Gefühl der Sinnlosigkeit: keine Perspektive mehr im Leben – wie auch Petrus in jener Nacht es empfand, als sie Jesus verhafteten und dann kreuzigten. Jesus hatte es noch vorher gesagt, dass seine Leute nicht von Leiden verschont werden. Im Gegenteil: es werden auch für Christen Zeiten des Leids kommen und Nächte, in denen man an Gott irrewerden könnte.

Aber gerade da tritt Jesus für uns ein. Er will nicht, dass unser Glaube über die Klippen geht. Dabei fällt mir eines auf: Jesus mahnt den Petrus gar nicht. Er sagt nicht: Reiß dich zusammen, Petrus. Er befiehlt nicht: nun glaube gefälligst! Sondern: Ich habe für dich gebeten. Jesus tritt betend für uns ein beim Vater – und das kurz vor seinem Sterben! Bald danach flohen sie alle, die Jünger. Sie verließen und verleugneten ihn, für Petrus ist es die dunkelste Stunde seines Lebens; am Ende stehen bei dem starken Mann die Tränen und der Zusammenbruch. Seine einzige Rettung ist die Zusage Jesu: Ich habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre.

Jesus tritt bittend für uns ein. Er tut das nicht erst, wenn Gefahr im Verzug ist. Jesus tut das längst vor der Gefahr. Das Vorzeichen jedes Scheiterns, jedes Versagens, jedes Zweifels ist das Versprechen Jesu: Ich habe längst vor allem mein Wort für dich eingelegt beim Vater. Damit zeigt er: Sein Gebet für uns geht allem voraus, was uns entgegenkommt an negativen Erlebnissen und Brüchen und Scheitern. Jesu Gebet ist immer allem, was kommt, voraus. Und dann gibt Jesus dem Petrus einen Auftrag mit: Wenn du dich dereinst bekehrst, dann stärke deine Brüder. Jesus weiß, dass Christen sich füreinander brauchen – gerade in schweren Zeiten. Niemand glaubt ja für sich allein, und erst recht soll niemand mit seinen Fragen einsam sein und mit Erfahrungen, die den Glauben über die Klippe fallen lassen. Darum: Stärke deine Brüder, deine Schwestern.
 

Autor/-in: Prälat Ulrich Mack