02.02.2009 / Wort zum Tag

Lukas 19,10

Der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.

Lukas 19,10

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Ich gehöre zur Generation, die schon mal einen Regenschirm dabei hat, wenn der Wetterbericht nichts Gutes verheißt. Ich besaß ein Prachtexemplar, ein Werbeprodukt einer bekannten Firma. Durch die Jahre hatte er aber in manchen Sturmböen gelitten, er zeigte kleine Risse und rostige Stellen. Bei einem Stadtbummel war es dann passiert, ich hatte ihn in einem Geschäft stehen lassen. Doch ich war zu bequem, auf die Suche zu gehen. Im Grunde war ich froh, ihn so einfach entsorgt zu haben. Ich kann mir ja echt einen neuen leisten, man schämt sich doch geradezu mit so einem Wrack von Schirm.

Gott ist da anders. Er würde auf die Suche gehen. Er geht auf die Suche nach seinen Menschen, auch wenn sie noch so abgewrackt sind.

Der Spruch über diesem Tag ist aus dem Lukasevangelium Kapitel 19, Vers 10 und heißt: „Der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.“ Dabei sucht Gott keine Regenschirme oder verlorene Geldbörsen, sondern seine geliebten Menschen. Prachtexemplare, die er mit Liebe und Fantasie geschaffen hat. Menschen, die er als Werbeträger seiner Liebe in die Welt schickte und die ihm dennoch davongelaufen sind. Sie haben sich aus seiner Nähe verdrückt, sind ihre eigenen Wege gegangen und sind gescheitert. Wie Rost und Risse legt sich das eigenmächtige Handeln von uns Menschen als Schuld über unser Leben. Der Weg zu Gott zurück ist mühsam und von uns allein nicht zu schaffen.

Und da ist es dieser Gott, der sich nicht wegen uns schämt, der uns nicht peinlich entsorgt, sondern der sagt: Ich will euch suchen! Ich schicke euch den Menschensohn, den Menschenfreund Jesus, der sich durch das Labyrinth der Mächte und Verstrickungen kämpft. Er gibt sich in die Gewalt der Verlorenen, um sie zu retten. Nicht nur, dass das Leben erträglicher wird, dass Liebe und Rücksicht das Leben bestimmen. Nicht nur, dass Armen geholfen wird und Benachteiligte zum Vorteil kommen, sondern es geht ihm um das volle Leben. Und das volle Leben ist eben mehr, als die 70 bis 90 Jahre auf der Erde. Mit vollem Leben meint er ein Leben, das über den Tod hinaus reicht – hinein in die Gegenwart Gottes und hinein in sein ewiges Gottesreich. Auch wenn die Tagesnachrichten das ignorieren und leider oft nur wenige Predigten dazu ermutigen, so ist es doch Tatsache. Jesus will uns selig – also ewig – machen. Dazu ist er gekommen. Dazu sucht er in den Armenvierteln und in den Chefetagen, dazu sucht er unter den Benachteiligten und unter den Privilegierten, dazu sucht er weltweit – und heute mit diesen Worten bei Ihnen. Jesus ist unterwegs und sucht Sie.

Er lässt sich nicht davon abhalten, dass da Schandflecken und Brüche in einem Leben sind. Gott sucht seine Kinder, die Werbeträger seiner Liebe, was auch immer mit ihnen geschehen ist. Wenn Sie sich vom Leben in die Ecke gestellt vorkommen wie ein alter Regenschirm, Jesus sieht Sie anders. Er ist unterwegs und will Sie mitnehmen und – ich bleibe mal bei dem Bild – er will sie neu bespannen, reparieren und die Rost- und Schandflecken beseitigen. Er schämt sich nicht, Sie mitzunehmen, auch wenn das Leben Sie hart gezeichnet hat. Er möchte, dass Sie wieder Ihre Bestimmung finden. Er möchte, dass das Leben nicht mehr stumpf und sinnlos ist. Er möchte Sie neu entfalten für diese Welt, für Menschen, die so oft im Regen stehen.
Autor/-in: Albrecht Kaul