16.07.2009 / Wort zum Tag

Lukas 18,29-30

Jesus sprach: Es ist niemand, der Haus oder Frau oder Brüder oder Eltern oder Kinder verlässt um des Reiches Gottes willen, der es nicht vielfach wieder empfange in dieser Zeit und in der zukünftigen Welt das ewige Leben.

Lukas 18,29-30

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Tränen standen ihnen in den Augen. Es war ihnen anzusehen, wie schwer es ihnen fiel: Der Abschied stand bevor. Jetzt hieß es wieder einmal loslassen und die Kinder für lange Zeit nicht sehen zu können. Doch nicht nur die Kinder, sondern auch die inzwischen lieb gewordenen Enkelkinder.

Es war bei der Aussendungsfeier von Missionaren, bei denen ich die Predigt zu halten hatte. Während der Predigt - als ich die Großeltern im Blickfeld hatte - wurde mir bewusst, wie schwer es ihnen fällt, ihre Kinder loszugeben. Mit dem Abschied ist eine große Unbekannte verknüpft. Werde ich meine Familie wieder sehen? Es macht einen Unterschied aus, ob ich jemand verabschiede und damit rechne, ihn in einigen Tagen wiederzusehen oder ob es Jahre dauern wird, bis wir uns – so Gott will und wir leben – wieder sehen werden. Für die Großeltern bedeutete es Abschied zu nehmen und zu wissen: Ich kann meine Enkelkinder in den nächsten vier Jahren nicht an mein Herz drücken, nicht mit ihnen spielen und sie nicht in meiner Nähe haben. Das tut weh!

Wer Jesus nachfolgt, der kommt auch an diesen Punkt, wo es heißt loszulassen. Das erlebten die zwölf Jünger von Jesus wie unzählige Menschen nach ihnen, die bereit waren, lieb gewordenes um Jesu willen aufzugeben. Auch wir als Familie haben das etliche Male erlebt, als wir ins Ausland als Missionare gezogen sind. Es war der Abschied aus Deutschland, aber auch der Abschied vom Einsatzland wieder zurück nach Deutschland. Beides ist uns schwer gefallen. Abschied betrifft sowohl die, die gehen, als auch die, die zurück bleiben. Jesus redet aber nicht nur von Loslassen, sondern er redet von dem Segen, der dadurch erwächst.

Und genau das ist es, was viele Missionare - und wir persönlich in besonderem Maße - erlebt haben. Ja, wir haben damals etliches aufgegeben: Unsere Wohnung; unsere Möbel, wir haben Vater und Mutter, Freunde zurück gelassen in dem Vertrauen, dass Jesus uns richtig führt.

Was wir geschenkt bekommen haben, war ein Vielfaches von dem, was wir entbehren mussten. Neue Freunde aus aller Welt kamen hinzu, neue Väter und Mütter im Glauben, wie wir Christen es oft bezeichnen, wurden uns geschenkt. Also Menschen, die einem so vertraut werden und zu einem Vorbild werden, dass sie zu Eltern im Glauben werden. Unzählige Menschen haben wir getroffen, so viele neue Namen von Personen, die ich mir oft alle gar nicht mehr merken kann. Manchmal denke ich darüber nach, wie groß unser Freundeskreis in den letzten Jahren geworden ist. Mir ist dabei aufgefallen, dass Menschen, die ein Herz für Mission haben, meistens auch einen weiten Kreis von Freunden haben, der sich oftmals über die ganze Welt erstreckt.

Wenn Missionare in die Länder der Erde ziehen, so sind es oft die Eltern, denen der Abschied am schwersten fällt. Eltern, die Jesus Christus nachfolgen, fällt der Abschied dabei genauso schwer wie anderen Eltern. Doch sie können getröstet sein, dass der Abschied von ihren Kindern nicht für immer ist. Oft wird in Gemeinden und Gottesdiensten für die Missionare gebetet. Das ist richtig und wichtig. Doch beten wir auch für die Eltern der Missionare, dass auch sie diesen Segen erleben, den Jesus in sein Wort für den heutigen Tag versprochen hat?

Bei den Großeltern, die mit Tränen in den Augen der Aussendungspredigt zuhörten, weiß ich nicht, ob sie ihre Enkelkinder hier auf dieser Erde noch einmal sehen werden. Doch vereint im Glauben an Jesus Christus gilt auch ihnen, was Manfred Siebald in einem Lied so ausdrückte: „Die, die Jesus Christus lieben, sehen sich nie zum letzten Mal, wenn nicht hier auf dieser Erde, dann bei ihm einmal.“
 

Autor/-in: Detlef Garbers