31.01.2009 / Wort zum Tag

Lukas 18,27

Was bei den Menschen unmöglich ist, das ist bei Gott möglich.

Lukas 18,27

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Kennen Sie das auch? Ich bin hin- und hergerissen zwischen dem, was meine Idealvorstellung vom Leben ist - was gut ist und richtig - und der Wirklichkeit, in der ich Tag für Tag lebe.

So erging es offensichtlich dem Mann, der sich im Gespräch mit Jesus Klarheit verschaffen wollte. Er war ein „Oberer“, wahrscheinlich Gemeindeleiter der Synagoge. „Was muss ich tun, damit ich das ewige Leben ererbe?“ Jesus erinnert ihn an die Gebote Gottes. Die kennt der Mann bestens. Und: „Das habe ich alles gehalten von Jugend auf.“ Toll, wenn das jemand sagen kann. Er lebt sein Leben so, dass das Gott nur gefallen kann. Alles in Ordnung, oder? Ewiges Leben gesichert, oder?

Die Reaktion Jesu trifft ihn unvermittelt. Jesus spricht ein Thema an, das der Mann wohl ganz aus dem Blick verloren hatte. Er erinnert ihn an seinen Reichtum und an die Verantwortung, die er damit für seine armen Mitmenschen hat. Wer Gott vertraut, hat nicht nur Verantwortung für sich selber, sondern auch für seine Mitmenschen. Und wem Gott irdischen Reichtum geschenkt hat, der soll auch seine bedürftigen Mitmenschen nicht vergessen. „Verkaufe alles, was du hast, und gib‘s den Armen“, fordert Jesus ihn auf. Seine Reaktion? "Als er das hörte, wurde er traurig; denn er war sehr reich." Plötzlich wird deutlich, woran sein Herz wirklich hängt: Nicht an Gott, sondern an seinem Reichtum.

Ist Reichtum denn etwas Schlechtes? Ganz gewiss nicht. Geld und Besitz als solches sind weder gut noch schlecht. Alles, was Geld an Gutem oder Schlechtem zu bewirken vermag, hängt davon ab, wie Menschen damit umgehen. Wer aber sein Herz daran bindet, für den wird es bald zum „Mammon“, der den Menschen beherrscht und ins Chaos stürzen kann. Die weltweite Finanzkrise, deren Folgen wir erleben, ist ein drastisches Beispiel dafür.

„Wer kann dann ins Reich Gottes kommen?“, fragen entsetzt die Zuhörer, die das Gespräch Jesu mit dem Mann mitbekommen haben. „Was bei den Menschen unmöglich ist, das ist bei Gott möglich.“ Menschen können sich nicht den Weg ins Reich Gottes ebnen, ganz gleich, was sie an frommen Leistungen erbringen oder wo und wie sie versagen. Den Weg hat Gott allein möglich gemacht. Durch Jesus. Er macht durch sein Leben und Sterben den Weg frei zu einem neuen Leben. Als der Auferstandene begleitet er die Seinen in ihrem Leben. Ganz gleich, ob sie arm sind, wie die meisten Zeitgenossen Jesu, oder reich, wie der Synagogenvorsteher. Und wenn einer reich ist, dann kann er unter Jesu Anleitung verantwortlich mit seinem Besitz umgehen.

Verantwortlicher Umgang mit Reichtum kann dann so aussehen, wie John Wesley das vor 250 Jahren in England für seine Leute formuliert hat: "Erwirb, soviel du kannst (auf ehrliche Art und Weise). Spare, soviel du kannst. Gib, soviel du kannst. Gottes Segen wird dich begleiten." Das ist auch heute noch ein guter Maßstab. Auch für uns; ganz gleich wie viel oder wenig wir auf dem Bankkonto haben. Gott schenke uns offene Herzen für Jesu Wort und offene Hände für den bedürftigen Nächsten. "Was bei den Menschen unmöglich ist, das ist bei Gott möglich."
Autor/-in: Pastor i. R. Harald Stein