21.03.2009 / Wort zum Tag

Lukas 17,16.17

Der Geheilte fiel nieder auf sein Angesicht zu Jesu Füßen und dankte ihm. Und das war ein Samariter. Jesus aber sprach: Sind nicht die zehn rein geworden? Wo sind aber die neun?

Lukas 17,16.17

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Wie gehen wir damit um, wenn uns etwas Gutes widerfahren ist? – Zunächst freut man sich wahrscheinlich zuallererst einmal. Dann wird der eine sagen: „Das war nicht mehr als recht, das habe ich verdient!“ Ein anderer: „Da habe ich Glück gehabt!“ Oder: „Das war Zufall!“ Und wieder ein anderer ist vielleicht ganz stolz auf sich und sein Erleben. Mancher nimmt das Gute wie selbstverständlich hin, ohne groß darüber nachzudenken. Andere können es nicht für sich behalten und müssen davon erzählen.

Im Bibelwort für heute hören wir von Menschen, denen auch Gutes widerfahren ist. Und wir hören, wie unterschiedlich sie damit umgegangen sind. Es sind zehn „Leidensgenossen“. Was sie verbindet, ist ihre Krankheit – sie sind aussätzig. Eine gefürchtete Krankheit. Man hatte Angst davor, sich anzustecken. Deshalb wurden Aussätzige aus der Gemeinschaft ausgestoßen und man vermied den Kontakt mit ihnen. Wenn sie gesunden Menschen begegneten, dann mussten sie schon von weitem auf sich aufmerksam machen, um die Gesunden nicht zu gefährden. Diese zehn Kranken begegnen nun Jesus. Aber anstatt zu schreien: „Sei vorsichtig! Steck dich nicht an! Mach einen Bogen um uns!“, schreien sie etwas anderes: „Jesus, lieber Meister, erbarme dich unser!“ – Offensichtlich ist Jesus für sie einer, von dem sie noch etwas erwarten. Vermutlich hatten sie davon gehört, dass er Kranke geheilt hatte. - Warum nicht auch sie?

Jesus legt ihnen nicht die Hand auf und er heilt sie nicht blitzartig. Er schickt sie zum Priester. Und sie gehen. Sie hören auf Jesus. Und sie werden gesund. – Was passiert? Fangen sie an zu tanzen und zu singen: „So ein Tag, so wunderschön wie heute ...“? Fallen sie sich gegenseitig um den Hals und klatschen sich auf die Schultern? Erzählen sie sich schnell noch, was sie jetzt alles vorhaben, bevor sie in die unterschiedlichsten Richtungen auseinanderströmen? Was die Familienangehörigen zu Hause Augen machen werden, wenn sie wieder aufkreuzen – und gesund sind?

Einer – so wird berichtet – kehrt um. Er hat offenbar begriffen, wem er seine Heilung zu verdanken hat. „Der Geheilte fiel nieder auf sein Angesicht zu Jesu Füßen und dankte ihm. Und das war ein Samariter. Jesus aber sprach: Sind nicht die zehn rein geworden? Wo sind aber die neun?“ – Der Samariter führt seine Heilung nicht auf den berühmten „Zufall“ zurück. Es ist auch nicht einfach nur „Glück“ gewesen, das ihn gesund gemacht hat. Er dankt Jesus, weil er erfahren hat: von ihm geht Heilendes aus, ich bin durch Jesus gesund geworden. – Jesus erfährt Anbetung und Dankbarkeit von einer Seite, von der es eigentlich nicht zu erwarten war. Denn dieser Geheilte war ein Samariter. Fromme Juden zur Zeit Jesu verachteten die Samariter, weil sie in ihren Augen nicht „richtig“ glaubten. Ja, im Leiden da gab es keine Unterschiede, aber sonst im Leben. Ausgerechnet so einer betet Jesus an und dankt ihm.

Jesus hakt nach: „Wo sind die anderen neun?“ – Ist Jesus jetzt beleidigt oder enttäuscht, weil nur ein einziger den Weg zurück zu ihm gefunden hat? Würde er am liebsten den anderen neun jetzt mal ordentlich „den Marsch blasen“ oder „den Kopf waschen“, wegen so viel Undankbarkeit? Für mich steckt in dieser Frage Jesu auch die Frage: „Wie sind sie umgegangen mit dem Guten, das ihnen widerfahren ist?“ Was hat es aus ihnen gemacht? Ja, sie sind gesund geworden. Aber haben sie auch verstanden, dass ihnen in Jesus der lebendige Gott begegnet ist? Haben sie den Durchblick dafür bekommen, dass hinter ihrer Heilung die Kraft des liebenden Gottes steckt? – Dem einen sagt Jesus am Ende: „Dein Glaube hat dir geholfen.“ Er ist nicht nur gesund geworden, sondern sein Leben ist vor Gott heil geworden.

Dieses Bibelwort für heute ermutigt mich, von Jesus Großes zu erwarten und auf sein Erbarmen und seine Hilfe zu hoffen. Es erinnert mich aber auch, dankbar zu sein für alles Gute, das mir widerfährt. Ich will mich darin einüben, es zu beachten und bewusster damit umzugehen – mit den Spuren der Liebe Gottes auch in meinem Leben, an jedem Tag.
Autor/-in: Pfarrer Jürgen Barth