13.12.2012 / Wort zum Tag

Lukas 15,20

„Als der Sohn noch weit entfernt war, sah ihn sein Vater und es jammerte ihn; er lief und fiel ihm um den Hals und küsste ihn.“

Lukas 15,20

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„Als der Sohn noch weit entfernt war, sah ihn sein Vater und es jammerte ihn; er lief und fiel ihm um den Hals und küsste ihn.“
Jesus hat Umgang mit Zöllnern und Sündern. Das passt der Elite in Israel nicht. Und das werfen ihm die Pharisäer und Schriftgelehrten vor. Jesus antwortet darauf mit Gleichnissen. Mit dem Gleichnis vom verlorenen Schaf, vom verlorenen Groschen und mit dem vom verlorenen Sohn.
Wenn etwas verloren ist, dann befindet es sich nicht an dem Platz, wo es hingehört. Was verloren ist, muss gesucht werden, oft sehr lange und oft mit großen Schwierigkeiten.
Der junge Mann in diesem Gleichnis ist für den Vater auch verloren. Nicht nur, weil er in ein fernes Land gezogen ist. Sondern auch, weil er vor der Reise seinen Anteil am Erbe forderte.
Das war ein Unding damals in Israel. Denn dadurch hatte der Sohn seinen Vater erbrechtlich für tot erklärt. Wird doch ein Erbe normalerweise erst nach dem Tod des Erblassers angetreten.
Der Sohn zog in ein fernes Land und die Geschichte nimmt ihren Lauf. Und sie endet bei den Schweinen, in Armut und im Dreck. Dort angekommen, dachte sich der jüngere Sohn: Lieber ein Gelegenheitsarbeiter bei meinem Vater sein und sich satt essen können, als hier vor Hunger zu sterben. Dann steht er auf. Überlegt, mit welchen Worten er sich beim Vater die Tür öffnen will. Und macht sich auf den Weg zurück. In Lumpen und nach Schweinen stinkend.
Bis hierher konnten die Zuhörer sicher folgen. Wenn vielleicht auch kopfschüttelnd. Wegen dem unmöglichen Verhalten des Sohnes. Ob sie weiter den Kopf geschüttelt haben? Wegen dem von Jesus beschriebenen Verhalten des Vaters?
Der wartet nicht beleidigt und verbittert im Arbeitszimmer auf den reuigen Sünder. Obwohl ein großer Teil seines Vermögens offensichtlich abgeschrieben werden musste. Sondern der Vater scheint ständig nach seinem Sohn ausgeschaut zu haben. Und eines Tages ist es dann soweit. Der Sohn kommt zurück und sein Vater erkennt ihn schon von weitem.
Den Vater jammert es. Trotz der großen Entfernung konnte der Vater bereits sehen, wie es um seinen Sohn stand.
An dieser Gestalt in der Ferne war nichts mehr zu sehen von der Pracht vergangener Tage. Da gab es nichts mehr, was den Sohn sympathisch machte.
Trotzdem läuft der Vater zu ihm hin. Doch eigentlich ging das in jenen Tagen gar nicht. Denn ein wohlhabender Landwirt läuft nicht. Nicht in der Öffentlichkeit und schon gar nicht diesem zerlumpten Sohn entgegen. Der Vater lässt für seinen Sohn einen Moment seine Würde zurück.
Jesus erzählt dieses Gleichnis vor dem dörflichen Hintergrund jener Tage. Und dazu gehören auch die Nachbarn. Die kopfschüttelnd sehen, wie dieser Sohn vom Vater umarmt und geküsst wird.
Diese Menschen kann ich verstehen. Ich bin selber Vater von vier Söhnen. Aber wenn einer von ihnen den Weg des verlorenen Sohnes gehen würde, ich weiß nicht, ob ich mich wie der Vater im Gleichnis verhalten könnte.
Aber es ist ja auch kein menschlicher Vater, den Jesus hier beschreibt. Sondern Jesus redet von Gott, dem Vater im Himmel. Und er redet von Versöhnung. Hier im Gleichnis zwischen einem Vater und seinem Sohn. Als Beispiel für die Versöhnung zwischen Gott und den verlorenen Menschen.
Der verlorene Sohn kehrt um und bekennt seine Schuld. Dann bekommt er neue Kleidung und wird wieder aufgenommen als Sohn des Vaters.
Es wird ihm nicht nur vergeben und erlaubt, sich im Haus aufzuhalten. Nein, er wird willkommen geheißen und mit einem Fest begrüßt.
Und was sagt der Vater? „Denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden, war verloren und ist gefunden worden.“
Können Sie das auch sagen? Ich war für Gott verloren und bin gefunden worden? Ich war tot und habe jetzt ewiges Leben in Jesus Christus?
 

Autor/-in: Herbert Laupichler