31.03.2009 / Wort zum Tag

Lukas 15,20

Jesus sagte im Gleichnis: Der Sohn machte sich auf und kam zu seinem Vater. Als er aber noch weit entfernt war, sah ihn sein Vater und es jammerte ihn; er lief und fiel ihm um den Hals und küsste ihn.

Lukas 15,20

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Wir können uns die Szene nicht drastisch genug vorstellen. Haarsträubend, was da vorher abgelaufen ist. Der Sohn hält‘s zu Hause nicht mehr aus. Das kann ja vorkommen. Er sucht sein Glück in weiter Ferne. Vorher aber lässt er sich vom Vater das Erbe auszahlen. Man muss ja leben und genießen können!

Doch dann geht alles schief. Nach Saus und Braus der erbärmliche Frust. Das Vermögen ist aufgebraucht, die Freunde und Gespielinnen haben sich verkrümelt. Das Ende vom Lied: gar Hartz Nr. V bei den Schweinen. Elend hoch drei. Runtergekommen und abgewirtschaftet. Alles verjubelt. Während die Schweine umhertollen, sich im Schmutz suhlen und sich schmatzend über ihr Futter hermachen, hat der junge Mann viel Zeit zum Nachdenken. Leise kommt ihm der Gedanke an sein Zuhause. Das waren Zeiten! Je länger er darüber nachdenkt, desto mehr setzt sich in ihm der Gedanke fest: „Ich will wieder nach Hause. Dort gehöre ich hin, sicherlich nicht mehr als Kind. Das habe ich verspielt. Aber als Knecht wird es für mich vielleicht ein Auskommen geben. Das reicht mir.“

Gedacht, getan. Der Sohn hatte in der Zwischenzeit seinen Vater abgehakt und vergessen. Aber der Vater sein Kind nicht. Immer wieder hat er aus dem Fenster geschaut und am Hoftor gestanden. Er hat gewartet, die gesamte lange Zeit. Nun traut er seinen Augen kaum: Da kommt er, mein Junge. Der trabt langsam und stockend heran: zerlumpt, nichts auf den Knochen, schmutzig obendrein. Je näher er kommt, desto stärker liegt der Gestank von Schweinen in der Luft. Was macht der Vater? Er lässt alle orientalische Würde fahren. Er vergisst, was vorgefallen war. Er läuft dem Heimkehrer entgegen, fällt ihm um den Hals, drückt ihn ab und küsst ihn, diesen schmutzigen, heruntergekommenen Sohn. Aber der Vater riecht nicht den Dreck, sondern er sieht sein Kind. Die Liebe zu ihm bringt ihn völlig aus der Fassung. Endlich ist mein Sohn wieder zu Haus!

Diese Geschichte erzählt uns Jesus. Wenn er vom Vater redet, meint er damit Gott. Der freut sich riesig über jeden, der zu ihm kommt, ganz gleich, was bisher in seinem Leben gelaufen ist und wieviel Dreck er am Stecken hat. Gott sieht nicht zuerst das Böse, das wir getan haben. Er sieht in uns seine Menschen, seine Geliebten, die sich verrannt haben. Die verstrickt sind in Bosheit und Versagen. Die Gott den Rücken gekehrt und nicht nach ihm gefragt haben. Aber dann — so soll es gehen - besinnen wir uns und treten den Heimweg zu Gott an. Der freut sich, wenn wir zu ihm zurückkommen und bei ihm und für ihn leben wollen. Gott ist unser wahres Zuhause. Dort gehören wir hin.

Gott wartet auf uns. Er sehnt sich nach jedem, wohin sich einer auch verlaufen hat. Wir fehlen ihm. Er hält nach uns Ausschau. Und er kommt uns weit entgegen. Wohl uns, wenn wir aus der Ferne in Gottes Nähe treten. Uns ergeht‘s dabei wie dem Sohn. Er hört keinen Vorwurf: „Ja, ja, hättest du mal gleich auf mich gehört. Ich hab‘s doch kommen sehen. Und - wo ist eigentlich das schöne Geld?“ Nein, nichts dergleichen. Einfach nur Liebe. Völlig unerwartet und überwältigend. Deshalb sind wir heute eingeladen, vielleicht zum ersten Mal und dann immer wieder: Komm nach Haus zu Gott. Gott wartet auf Sie. Er sucht Sie. In seiner Gegenwart blühen Sie auf. Hier kommt Ihr und mein Leben auf die Reihe. Gott macht das möglich.
Autor/-in: Präses i. R. Dr. Christoph Morgner