13.01.2011 / Wort zum Tag

Lukas 13,13

Jesus legte die Hände auf die Frau, und sogleich richtete sie sich auf und pries Gott.

Lukas 13,13

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Ich denke an eine ältere Bäuerin aus meinem Bekanntenkreis. Die mühevolle Arbeit ihres Lebens, die schweren Lasten, die sie zu tragen hatte, haben ihren Rücken gekrümmt. Nach vorne gebeugt kommt sie daher, sie kann sich nicht mehr aufrichten.

Die Bibel erzählt von einer Frau, die so gebeugt daherkommt, schon achtzehn Jahre lang.
Lange schon kann sie nur auf die eigenen Füße schauen, durch die Krankheit zur Demutshaltung gezwungen. Schmerzfreie Tage kennt sie nicht. Ihre Krankheit hat ihre Sehnsucht nach einer liebevollen Beziehung und ihren Kinderwunsch zunichtegemacht. Oft ist sie verzweifelt und fragt: Warum? „Was habe ich verbrochen, dass ich so leiden muss?“ Sie spürt diese Frage auch in den mitleidigen und vorwurfsvollen Blicken der anderen. Von unsichtbaren Stricken gefesselt fühlt sie sich. Seit achtzehn Jahren vom Satan gebunden, so sagt es auch Jesus von dieser Frau.

Sich als gebunden und festgelegt empfinden, das gibt es auch bei Menschen, die aufrecht gehen können, bei Menschen, denen man die Not nicht ansieht.
Da ist jemand festgelegt durch seine Krankheit und kann an nichts anderes mehr denken als an das, was er jetzt nicht mehr kann. Ein anderer trägt an dem Verlust der Beziehung zu einem geliebten Menschen wie unter einer schweren, nicht zu bewältigenden Last. Alles dreht sich nur um diese Sache und hält den Menschen wie mit Stricken fest. Jemand, der Gott nicht kennt, sei ein solcher in sich selbst verkrümmter Mensch, hat Martin Luther einmal gesagt. Einer, der nur immer um sein eigenes Ich und die eigenen Probleme kreist und keine Augen mehr hat für den anderen und vor allem für den lebendigen Gott.

Jesus sieht das Leiden der in sich verkrümmten Frau. Er sieht ihre Not. Sie geht ihm zu Herzen. Er sieht auch unsere Nöte und Belastungen. All das, was uns niederdrückt.
Jesus ruft die Frau zu sich. Sie lässt sich rufen aus ihrer Niedergeschlagenheit und Verzweiflung. Was hat sie wohl alles schon ausprobiert, um Hilfe und Heilung von ihrer Krankheit zu erfahren. Alles hat nichts geholfen. Aber jetzt keimt Hoffnung in ihr auf.
Ja, dieser Jesus sieht meine Not. Er kümmert sich um mich. Er schaut nicht über mich hinweg oder verlegen an mir vorbei, wie die anderen Menschen. Er hat Vollmacht von Gott, zu befreien aus aller Gebundenheit. Und ihre Hoffnung wird nicht enttäuscht.
Jesus spricht zu ihr: „Frau, sei frei von deiner Krankheit.“ Und dann heißt es – es ist das Bibelwort für den heutigen Tag – aus Lukas 13, Vers 13: „Jesus legte die Hände auf die Frau, und sogleich richtete sie sich auf und pries Gott.“

Die Hände Jesu, das sind wohltuende und helfende Hände, Hände, die segnen, Hände, die aufrichten, Hände, die heilen. Seine Hände reichen bis in die tiefsten Tiefen unseres Lebens. Wir sind in seinen Händen. Die verkrümmte Frau erfährt die Kraft der Hände Jesu und sie preist darüber Gott. „Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten und du sollst mich preisen“ – so hat sie es von Kindheit an gelernt. So hält sie es und bringt damit ihre Freude und ihre Dankbarkeit zum Ausdruck.

Bei uns Menschen geht es oft nach der anderen Melodie: „Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten, und danach kannst du mich getrost wieder vergessen“. Nein! Gott will unsere Dankbarkeit und unser Lob. Unser ganzes Leben soll etwas darstellen zum Lob seiner Herrlichkeit.

Autor/-in: Pfarrer Werner Schmückle