22.04.2009 / Wort zum Tag

Lukas 11,23

Jesus sprach: Wer nicht mit mir ist, der ist gegen mich; und wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut.

Lukas 11,23

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Ein harter Satz! Der klingt so absolut, so autoritär, so abweisend, überhaupt nicht einladend. Wenn ich so etwas höre, fühle ich mich unter Druck gesetzt und gehe erst einmal auf Abwehr. Wie kann Jesus so etwas sagen? Wie passt das zu dem, was er sonst sagt?

Ich denke, die Antwort liegt in dem zweiten Satz: „Wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut.“ Jesus will einladen, die noch abseits stehen, will zurückholen, die sich verirrt haben, will sammeln, die nicht wissen, wo sie hingehören. Da sieht er seinen Auftrag. Das ist sein Anliegen. Und dazu will er auch Menschen, die ihm folgen wollen, motivieren.

Mit diesem Anliegen stellt sich Jesus gegen den Zeitgeist. Da waren alle abgeschrieben, die wie die Zöllner Dreck am Stecken oder auch wie die Fischer nur einen schlechten Ruf hatten. Da wurde denen, die unheilbar krank waren, Schuld angedichtet, für die Gott sie angeblich so strafen musste. Da wurden die Samariter verachtet, weil sie offensichtlich den falschen Glauben hatten. Und alle miteinander waren sie „außen vor“. Sie hatten sich selbst um ihre Würde gebracht.

Jesus räumt mit diesem Denken auf und reißt diese Grenzen ein. Deshalb war er auch zu finden bei denen, die durch Schicksalsschläge, durch eigenes Verschulden oder gesellschaftliche Sanktionen im Abseits, im Schatten standen. Er weitete die Liebe Gottes selbst zu denen hin aus, die das nie mehr für möglich gehalten haben. Er schenkt ihnen damit Wertschätzung, Anerkennung, ein neues Selbstwertgefühl. In seiner Umgebung haben auch Leid, Behinderung und Schwäche ihren Platz. Er macht sich auf, alle zu sammeln.

Und nun sagt er: Und wer da nicht mitmachen will, passt nicht zu mir, der stellt sich eigentlich gegen mich, auch wenn er noch so fromm redet und noch so fromm tut. Jetzt fängt das Jesuswort für mich an zu reden. Hier geht es nicht um blinden Kadavergehorsam. Hier geht es darum, sich dem Anliegen Jesu zu verschreiben. Hier geht es darum, die eigene Herzenshaltung zu überprüfen, gerade, wenn ich „fromm“ bin und mein Christsein ernst nehme.

Ist das auch mein Anliegen, die wert zu schätzen und auf die zuzugehen, die noch abseits stehen? Bin ich dazu bereit, mich durch ihre Situation in Mitleidenschaft ziehen zu lassen? Oder sind sie für mich nur Missionsobjekte? Ist es wirklich mein Herzensanliegen, sie „nach Hause zu lieben“?

Und wenn ich an die Gemeinde denke, in der ich bin? Ist das, was wir aus- und vorleben, einladend? Wie hoch sind die Hürden, die wir aufbauen, bevor einer dazu gehören darf? Laden wir ein oder stoßen wir ab? Sammeln oder zerstreuen wir? Lassen wir uns anstecken vom Traum Jesu, auf dass „das Haus voll werde“? Ich möchte Sie einladen mitzumachen.
Autor/-in: Pfarrer i. R. Herbert Großarth