20.07.2009 / Wort zum Tag

Lukas 11,13

Wenn ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben geben könnt, wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist geben denen, die ihn bitten!

Lukas 11,13

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Teilen mit anderen? Das, was ich mir mühsam erarbeitet habe? Das geht gar nicht. Das geht gar nicht, dass die begabter ist, als ich. Dass ihr die Worte nur so zufliegen und ich mühsam nach Varianten suche.
Gedanken, die z. B. durch meinen Kopf huschen. Die aber nicht an Gott vorbeihuschen. Er kennt meine Gedanken. Er weiß, dass ich böse bin, auch wenn ich mich selbst oder andere mich nicht für böse halten.

Ehrlicherweise muss ich Gott zustimmen. Deshalb kann ich den Vergleich von Jesus auch nachvollziehen, wenn er sagt: "Wenn ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben geben könnt, wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist geben denen, die ihn bitten!" (Lukas 11,13). So heißt es im Lukasevangelium.

Was meint Jesus damit? Will er mich abstempeln? Nein. Aber er sagt, wie es ist, ohne um den heißen Brei herumzureden: Ich bin böse – Gott ist gut. Dieser Unterschied haftet mir seit meiner Geburt an. Ich kann mich an keine Phase meines Lebens erinnern, in der Jesu Worte nicht für mich passend gewesen wären. D. h. aber nicht, dass ich nichts Gutes tun kann. Dass ich alles Böse, das sich jemand ausmalen kann, in mir vereinige. Jesus malt nicht schwarz-weiß. Er gesteht mir zu: ich kann z. B. meinen Patenkindern gute Dinge vermitteln. Ich kann Gaben in ihnen entdecken und fördern. Das ist möglich – obwohl ich manchmal über mich und meine Gedanken erschrecke. Auch das nennt Jesus einfach so beim Namen und sagt nicht: Dass geht gar nicht.

Und nun kommt die Steigerung. Wenn das schon bei mir geht, dass ich Gutes tue, obwohl ich böse bin, dann erst recht bei Gott, der gut ist. Durch und durch gut in seinen Gedanken und Plänen. In der Art, wie er uns begegnet, wie er es uns ermöglicht, mit ihm ins Gespräch kommen zu können. Da vertun sich nämlich viele. Mit Gott reden, das ginge gar nicht, wenn Jesus nicht für unsere Sprachlosigkeit ihm gegenüber am Kreuz von Golgatha gestorben wäre und uns mit seiner Auferstehung die Sprache schenkt, mit der Gott und ich uns verständigen können. Damit ich diese Sprache richtig verstehe, brauche ich den Heiligen Geist. Sonst reibe ich mich immer wieder an Gottes Gedanken. Ohne den Heiligen Geist reibe ich mich an der Art, wie Gott mir seine Liebe zeigt, nämlich an seinem Sohn, der für mich gelitten hat. Ohne den Heiligen Geist reibe ich mich an seinen Plänen mit mir. Möchte ich meine Vorstellungen von meinem Leben Gott aufzwingen und bin nicht bereit, in den Weg einzuwilligen, den Gott mich führt – so unvollkommen wie er in meinen Augen auch sein mag. In Gottes Augen ist dieser Weg gut.

Den Heiligen Geist verteilt Gott großzügig. Er teilt ihn nicht in kleinen Dosen aus, damit wir so gerade die Kurve bekommen. Mit dem Heiligen Geist werden wir mehr und mehr mit Gott und seiner Welt vertraut und gut darin, zu glauben, dass ich durch Jesus für Gott gut bin und nicht mehr böse. Auch wenn da noch Gedanken in mir auftauchen, die für Gott gar nicht gehen. Der Heilige Geist macht mich in dem Falle darauf aufmerksam, wo diese Gedanken hingehören, nämlich ans Kreuz von Jesus. Damit sind sie raus aus meinem Kopf. Und der Heilige Geist hat die Chance, mir neue Gedanken zu schenken. Gedanken des Friedens und nicht des Leids. Z. B. solche: Warum nicht mit anderen teilen? Ich habe doch genug. Oder: Wie schön, dass du die andere so begabt hat, dass sie einfach toll mit Worten umgehen kann. Gott schenkt den Heiligen Geist gerne, wenn er darum gebeten wird.

Autor/-in: Pastorin Elke Drossmann