21.05.2015 / Wort zum Tag

Lukas 10,39

"Maria setzte sich dem Herrn zu Füßen und hörte seiner Rede zu."

Lukas 10,39

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Es ist eine ständige Herausforderung, die Balance zwischen Tun und Ruhen, zwischen Pflichterfüllung und Muße richtig auszupendeln. Und das nicht erst im hektischen 21.Jahrhundert, sondern auch schon vor zweitausend Jahren. Der Evangelist Lukas berichtet von einer Begegnung Jesu im Hause von zwei Schwestern, Martha und Maria. Die beiden müssen seitdem als Namensgeber für ganz unterschiedliche Frömmigkeitstypen herhalten.

Das „Wort zum Tag“ hält fest, was für Maria typisch war: „Maria setzte sich dem Herrn zu Füßen und hörte seiner Rede zu.“ (Lukas 10,39)

Wenn Jesus in einem Haus einkehrt, wird der Alltag zum Festtag. Wodurch?

Für Martha ist klar: Für den Gast das Beste. Alles, was Küche und Keller hergeben, gehört jetzt auf den Tisch. Maria ist dagegen überzeugt: Es kommt jetzt nicht darauf an, ob wir Jesus etwas anzubieten haben, sondern ob wir das Wichtigste von Gott empfangen wollen . Darum setzte sie sich zu den Füßen Jesu hin und hörte zu, was er anzubieten hat. Ihr ist klar: Dieser Besuch ist vielleicht die letzte Chance, Jesus zuzuhören. Er ist nämlich unterwegs nach Jerusalem. Seinen Jüngern hat er bereits zweimal angekündigt, dass er in Jerusalem leiden und sterben wird (Lukas 9,21-23,44-45,51).

Worauf kommt es also in dieser Situation an? Was ist zu tun? Was ist zu lassen?

Man kann unterschiedliche Schwerpunkte setzen. Da gilt es abzuwägen: Was ist jetzt dran? Was ist wichtig? Was ist weniger wichtig? Als der unverhoffte Besuch bei Martha und Maria anklopfte, mussten sich die beiden Schwestern nicht zwischen gut oder böse entscheiden. Da hätten sie gewusst, was zu tun ist. Es ging vielmehr darum, herauszufinden, was jetzt, was in diesem unwiderruflichen Augenblick wesentlich ist und was unwesentlich ist. Martha hat übersehen, dass unser Leben mehr ist als die Speise und der Leib mehr ist als die Kleidung (Lukas 12,23). Diese Einsicht lernt man nicht beim Hantieren in der Küche. Das lernt man, wenn man Jesus zuhört. Das „Besorgen“ der unzähligen Dinge, von denen Martha meinte, dass sie unverzichtbar zur Gastfreundschaft gehören, macht Sorgen. Und Sorgen nahmen sie in Anspruch. Und deshalb konnte sie nicht angesprochen werden. Dazu muss man zuhören, was Jesus zu sagen hat. Und das tat Maria. Und was hat Jesus zu sagen? Brot auf dem Tisch ist wichtig. Aber davon wird man nicht für immer satt. Lebensmittel sind keine Mittel zum Leben. Alles, was wir treiben und schaffen hat immer schon ein Verfallsdatum. Ewig, unzerstörbar ist nur eines: Die Nähe Jesu suchen. Auf ihn hören. Sein Wort ist Speise ohne Verfallsdatum. Dieses „Eine ist not“, sagt Jesus (Vers 42).  Das hat Maria begriffen. Jesus bescheinigt ihr, dass sie in dieser entscheidenden Stunde, die so für sie nicht wiederkommt, das „gute Teil“ (V42) erwählt hat. Es gibt für sie später noch viele Möglichkeiten, den Tisch für andere zu decken. In dieser Stunde war es aber nötig, am gedeckten Tisch Jesu Platz zu nehmen und sich beschenken zu lassen. Das ist die Rangfolge: Erst alles von Jesus erwarten und dann nachgeordnet  bedenken, was alles für Jesus tun.

Autor/-in: Pastor i. R. Eckhard Schaefer