05.04.2015 / Wort zum Tag

Lukas 10,21

Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du dies den Weisen und Klugen verborgen hast und hast es den Unmündigen offenbart. Ja, Vater, so hat es dir wohlgefallen.

Lukas 10,21

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Dieser Gott stellt alles auf den Kopf. Nicht genug, dass er geflohene Sklaven zu seinem Volk macht. Und den jüngsten Sohn eines armen Bauern zu seinem größten König. Nicht genug, dass er verlangt, Böses mit Gutem zu vergelten und die Feinde zu lieben. Nun sichert er auch noch den Dümmsten exklusiv das kostbarste Wissen zu, das der Mensch haben kann. Wirklich: Dieser Gott stellt alles auf den Kopf.

Aber können wir das so einfach hinnehmen? Wo wären wir ohne Bildung und Wissen? Bietet Jesus mit seinem Wort nicht eine probate Ausrede für Lernfaule und Bildungsmuffel?

Wir müssen genauer hinhören, wovon Jesus redet und wovon nicht. Es geht hier nicht um Weltwissen und Lebensweisheit. Autofahren oder einen Blinddarm herausoperieren – das lernt man nicht durch eine himmlische Offenbarung. Dazu muss man sich schon ein wenig anstrengen.

Hier aber redet Jesus vom Sieg über die Macht des Bösen. Und davon, dass Gott diesen Sieg gerade durch das Leiden und Sterben Jesu vollbringt. Er redet vom Geheimnis des Kreuzes. Und das erschließt sich eben nicht durch gedankliche Anstrengung. Weder klassische Bildung noch überdurchschnittliche Intelligenz verschaffen hier einen Erkenntnisvorsprung. Dieses Geheimnis erschließt sich nur im Vertrauen darauf, dass Jesus uns die Wahrheit sagt.

Dieses Vertrauen entdeckt Jesus vor allem in den Menschen, die er hier die Unmündigen nennt. Zunächst meint er sicher einfach Kinder. An anderer Stelle sagt Jesus: „Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, dann werdet ihr Gottes Herrschaft nicht wahrnehmen.“ Kinder nimmt man nicht für voll. Kinder sind nicht geschäftsfähig. Das galt damals, und das gilt heute.

Es stimmt ja auch, dass Kinder manche Zusammenhänge noch nicht überblicken können. Dafür haben sie meist keine Probleme, sich helfen zu lassen, und schließen sich gern anderen an. Auch Menschen mit einer geistigen Behinderung kann man so erleben. Wir sollen also gerade von denen lernen, denen wir üblicherweise am wenigsten zutrauen. Denn ihnen gelingt das schlichte Vertrauen oft am besten, ohne das Jesus nicht wirklich entdeckt werden kann.

Es geht nicht darum, sich künstlich dumm zu stellen. Die Bibel nennt es auch töricht, wenn sich jemand der Frage nach Gott einfach verweigert, weil er darüber nicht nachdenken will. Gott hat dem Menschen den Verstand gegeben, damit er ihn gebraucht. Nicht nur im praktischen Leben, auch im Glauben. Aber wirklich kluge Menschen sind auch darin klug, dass sie wissen: Es ist nicht meine Klugheit, die mich zu Gott bringt, sondern seine Liebe.

Autor/-in: Martin Leupold