27.11.2009 / Wort zum Tag

Lukas 10,16

Jesus sprach: Wer euch hört, der hört mich; und wer euch verachtet, der verachtet mich; wer aber mich verachtet, der verachtet den, der mich gesandt hat.

Lukas 10,16

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Das war schon eine spannende Zeit damals, als die Jünger Jesu mit ihm durch Israel zogen. Es waren ja nicht nur die zwölf späteren Apostel, sondern eine ganze Schar, Männer und Frauen, die mit dabei waren, als Jesus predigte, mit den Leuten redete, Kranke heilte und den Menschen die Vergebung ihrer Sünden zusprach.

Eines Tages sagte Jesus zu siebzig von diesen Jüngern: Nun wird es Zeit, dass ihr selbst losgeht und das Evangelium ausbreitet. Ich sende euch aus. Ihr sollt in die Städte und Dörfer gehen, immer zu zweit, und sollt jetzt eigene Erfahrungen machen und die frohe Botschaft vom Reich Gottes weitersagen. Und dann gibt er ihnen genaue Anweisungen, bereitet sie darauf vor, was alles passieren kann. Sie werden großartige Dinge erleben. Menschen sollen verändert werden und auch manche Wunder geschehen. Aber er sagt ihnen auch, dass nicht alle Leute sie freundlich aufnehmen werden. Die Jünger werden dieselbe Ablehnung zu spüren bekommen, wie Jesus selbst sie auch erlebte. Das soll sie dann nicht wundern. Aber es wird ihnen schon schwer fallen.

Das ist dann den Jüngern Jesu zu allen Zeiten so gegangen: Obwohl sie eine so wunderbare Botschaft für die Welt haben, haben sie immer auch die Ablehnung der Menschen zu spüren bekommen. Allerdings bekommen die Jünger auch eine große Zusage, die uns in unserem heutigen Bibelwort aus dem Lukasevangelium, Kapitel 10, mitgeteilt wird: Christus spricht: ”Wer euch hört, der hört mich; und wer euch verachtet, der verachtet mich.”

Jesus sendet seine Jünger als Boten aus. Ein Bote kommt im Auftrag eines anderen. Er geht nicht aus eigenem Antrieb, nicht weil es ihm Spaß macht, kommt nicht in eigener Autorität und hat deshalb auch nur das zu sagen, was ihm der Sendende aufträgt. Er sagt nicht seine eigene Meinung, er darf nichts weglassen und auch nichts Eigenes hinzutun. Er ist nur Bote und redet und handelt für einen anderen. Man kann einen solchen Boten gering achten, weil er ja nicht sein eigener Herr ist. Aber ein solcher Bote kann größte Bedeutung haben, sein Wort kann allergrößtes Gewicht besitzen, weil seine Autorität nicht in ihm selbst liegt, sondern er die Autorität des Sendenden hat.

So ist z. B. der Botschafter eines Landes auch nur ein Bote - aber hinter ihm steht die Regierung eines ganzen Landes. Niemand kann es wagen, den Botschafter eines großen Landes zu verachten. Jesus überträgt dieses Beispiel auf seine Jünger, die er sendet. Sie reden in seinem Auftrag. Das ist so, als wenn er selbst es sagen würde. ”Wer euch hört, der hört mich!” Nun wird vielleicht mancher lächeln und sagen: Na und? Wer bist du schon, Jesus von Nazareth? Ein Wanderprediger, einer, der keine Macht hat, einer, der gekreuzigt wurde, vielleicht ja auch auferstanden ist. Aber was hat das heute schon für eine Bedeutung? Wer so denkt, ahnt nicht, wer Jesus wirklich ist. Jesu Worte haben allerhöchste Autorität, denn er ist als Gottes Sohn von Gott selbst gesandt und redet die Worte Gottes.

In der Bibel heißt es an anderer Stelle: ”Das Wort, das ihr hört, ist nicht mein Wort, sondern das des Vaters, der mich gesandt hat.” Hier wird sehr deutlich, wie sich Jesus seiner Autorität bewusst ist. Er ist Sohn Gottes. Hinter ihm steht der Vater. Dieser Vater ist der Schöpfer der Welt, von dem alles ist und der alles in seinen Händen hält. Er regiert die Welt, an jedem Ort und zu jeder Zeit - und das gilt auch dann, wenn es oft nicht so aussieht, oder wenn Menschen meinen, sie können mit Gott machen, was sie wollen. Jesus sagt: ”Wer euch hört, der hört mich und wer euch verachtet, der verachtet mich!” Menschen zu allen Zeiten haben geglaubt, sie könnten mit den Boten Gottes umspringen, wie sie wollen. Sie haben Gottes Boten verachtet, sie haben sie verfolgt, sie haben sie getötet und sie wollten letztlich damit ihre Macht über Gott beweisen. Aber keiner dieser Machthaber hat überlebt.

Ich komme aus der ehemaligen DDR. Und wir haben in der Jungen Gemeinde damals mit Begeisterung ein Lied mit folgendem Text gesungen: ”Seht, man musste sie begraben, die der Welt Gebote gaben, und ihr Wort hat nicht Bestand. Ihre Häuser wurden Trümmer, ihre Münzen gelten nimmer, die man in der Erde fand. Ihre Namen sind verklungen, ihre Lieder ungesungen, ihre Reiche menschenleer. Ihre Siegel sind zerbrochen, ihre Sprachen ungesprochen, ihr Gesetz gilt längst nicht mehr." Wir konnten nicht ahnen, dass wir es erleben, wie sich dieses Wort 1989/90 buchstäblich vor unseren Augen bewahrheiten sollte. Viele der DDR-Größen sind heute bereits begraben, ihre Denkmäler abgerissen, das DDR-Geld, die wertlosen Alu-Chips, wurden in einem tiefen Stollen eingelagert, bevor sie vernichtet wurden. Und die FDJ-Lieder, die wir in der Schule lernen mussten, werden auch nicht mehr gesungen.

Aber Gottes Wort wird nach wie vor von seinen Jüngern verkündigt. Gott steht zu seinen Boten, auch wenn es oft nicht so aussieht, und er steht zu seinem Wort. Deshalb können wir ganz getrost und mutig sein Wort weitersagen in unserer Umgebung, in die Jesus uns heute sendet.
 

Autor/-in: Pfarrer Reinhard Holmer