28.11.2010 / Wort zum Tag

Lukas 1,68

Gelobt sei der Herr, der Gott Israels! Denn er hat besucht und erlöst sein Volk.

Lukas 1,68

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Die gemeinsamen Gespräche des alten Ehepaares waren verstummt. Er wollte reden, doch er konnte es nicht mehr. Er öffnete den Mund, doch seine Stimme war weg. Es war kein Schlaganfall, keine Lähmung des Sprachzentrums. Der lebendige Gott hatte ihn zum Schweigen gebracht. Ein Engel hatte dem alten Zacharias die Geburt eines Sohnes angekündigt. Zacharias reagierte darauf ungläubig und zweifelnd. Als Zeichen dafür, dass Gott seine Zusagen wahr machen wird, sollte Zacharias verstummen. Und es geschah genau so wie der Engel es angekündigt hatte. Zacharias verschlägt es nicht die Sprache für einen kurzen Moment. Über neunte Monate kann er mit seiner Frau nicht reden.

Was dieser Mann in der Zeit der Schwangerschaft seiner Frau durchlebt hat, wird uns nicht beschrieben. Wir mögen es erahnen. Doch dann kommt das Kind zur Welt und nach jüdischer Sitte findet am achten Tag die Namensgebung statt. Alle wollen den kleinen Jungen „Ben Zacharias“ nennen: Sohn des Zacharias. Doch seine Mutter besteht darauf „Johannes“ soll er heißen. Zacharias greift zur Schreibtafel, schreibt „Johannes“ drauf und hält die Tafel den Nachbarn und Verwandten vor die Nase. Während die nur ungläubig den Kopfschütteln und vor dem stummen Zacharias stehen, fängt dieser plötzlich zu reden an.

„Gelobt sei der Herr, der Gott Israels, denn er hat besucht und erlöst sein Volk“, so sprudelt es aus diesem alten Mann heraus, der sein ganzes Leben mit seiner Frau in den Dienst Gottes gestellt hat.

Das Lob auf den lebendigen Gott ist die Antwort des Zacharias nach neun Monate Schweigen. Gott ist ein Gott, der sich auf macht, um uns Menschen zu suchen und zu retten. Gott bietet uns sein Heil an. Er will Schuld vergeben und barmherzig sein. So bezeugt es Zacharias in dem weiteren Verlauf seines Lobliedes.

Gott kommt auf diese Erde. Deswegen feiern wir Advent, d. h. die Ankunft. Gott wird Mensch in Jesus Christus. Der Sohn des Zacharias war Johannes der Täufer, der Vorbote für die Ankunft von Jesus. Vor zweitausend Jahren ist das geschehen. Zacharias erlebte hautnah: Der Gott seiner Vorfahren ist derselbe Gott, der ihm begegnet ist. Ist der Gott Israels, der Gott des Zacharias auch Ihr Gott?

Sprudelt das Lob aus mir heraus wie bei einem Zacharias? Vor Augen habe ich eine persische Christin. Wenn sie im Gottesdienst zum Gebet ihre Kopfbedeckung anlegte und in ihrer Muttersprache betete, dann sprudelte es nur so hervor. Ihre Sprache verstand ich mit Ausnahme weniger Wortfetzen nicht. Doch es hat mich jedes Mal neu zutiefst berührt. Hier war ein Mensch, dessen Inneres voll war mit dem Lob auf den lebendigen Gott.

Gott möchte uns begegnen, damit wir sein Wesen erkennen. In der Bibel lese ich, dass Menschen oft in die Stille geführt werden, um sein Reden zu hören. Das Hören auf Gott mündet dann ein ins Loben.

Nutze ich diesen Tag und die vorliegende Adventszeit dazu, Gott zu loben? Ich persönlich muss bekennen, dass ich es mir öfters überschwänglicher wünschte – das mit dem Loben. Liegt es daran, dass ich oft zu viele Worte mache, zu beschäftigt bin und nicht ausreichend Stille erlebe? Unser Lob erwächst aus der Stille, aus der Begegnung mit Gott.

Autor/-in: Detlef Garbers