19.11.2022 / Rezension

Lotta und Luis und der Tod von Oma Lene

Wie erleben Kinder den Tod? Wie kann man sie beim Trauern begleiten? Ein Hörspiel bietet Kindern und Eltern wertvolle Impulse.

Kinder und Tod – das sind zwei Themen, die Erwachsene nicht gerne zusammenbringen. Wir wünschen uns, dass Kinder ihr Leben unbeschwert genießen können und nicht durch schwierige Erlebnisse belastet werden. Trotzdem kommt fast unausweichlich früher oder später ein Moment, in dem ein Kind Tod und Trauer erlebt. Sei es, weil das geliebte Haustier gestorben ist oder weil ein Großelternteil verstorben ist.

Viele Eltern fühlen sich in einer solchen Situation hilflos. Sie sind unsicher, wie man mit der Trauer des Kindes umgehen soll oder wie sie es durch den Trauerprozess begleiten können. Dazu kommt, dass die Eltern in der Regel ja selbst auch von dem Trauerfall betroffen sind und mit ihren eigenen Gefühlen klar kommen müssen.

Das Hörspiel „Lotta und Luis und der Tod von Oma Lene“ von Kirsten Brünjes nimmt vor allem die Kinder an die Hand und begleitet sie durch die ersten Stationen und Situationen des Trauerprozesses. Aber auch Eltern haben etwas davon.

Tränen und Wut im Bauch

Die Zwillinge Lotta und Louis sind die Hauptpersonen in den Kinderbüchern und -hörspielen von Kirsten Brünjes: Die beiden Sechsjährigen erleben zusammen mit ihren Eltern manches Abenteuer, entdecken aber auch Spannendes im ganz gewöhnlichen Alltag. Dabei merken sie immer wieder: Gott ist bei uns. In der Geschichte „Lotta und Luis und der Tod von Oma Lene“ verstirbt ihre Großmutter nun unerwartet – und zwar nur ein paar Tage, nachdem sie die Zwillinge noch besucht und mit ihnen gespielt hatte.

Der plötzliche Tod trifft die beiden Kinder und ihre Eltern hart. Vor allem Luis kommt mit der Situation nicht klar. Seine Schwester kann weinen und ihre Gefühle und ihre Trauer herauslassen und verarbeiten. Luis hingegen hat einen dicken, fetten Kloß im Bauch. Er fühlt sich wütend und hilflos. Der Junge versteht auch nicht, dass seine Mutter Trost beim Lesen in der Bibel findet, wo Gott doch nicht eingegriffen und Oma Lene gerettet hat.

Als Mama zur Vorbereitung der Beerdigung verreisen muss, bleiben die Zwillinge schließlich ein paar Tage bei ihrer Tante. Diese hat ihren Mann nach nur wenigen Jahre Ehe durch eine Krankheit verloren und weiß, wie man sich beim Verlust eines geliebten Menschen fühlt. Bei ihr, aber auch in vielen vorhergehenden Gespräch mit Mama, Papa und ihren Schulfreunden, können Lotta und Luis ihre Fragen zum Thema Tod und Beerdigung loswerden. Auch Luis findet am Schluss seinen eigenen Weg, um seiner Trauer Raum zu geben und sich von Oma Lene zu verabschieden.

Sensible und ehrliche Antworten auf schwierige Fragen

Das knapp 40 Minuten lange Hörspiel eignet sich für Kinder ab sechs Jahren und greift folgende Themen aus der Sicht eines Kindes auf:

Ein Hörspiel nicht nur für Kinder

Die Autorin Kristen Brünjes nähert sich dem schwierigen Thema auf einfühlsame und kindgerechte Weise. Allerdings erhalten nicht nur die Kinder in der Geschichte altersgerecht Antworten auf ihre Fragen. Auch als Mutter habe ich einiges für mich mitgenommen. Denn unwillkürlich stellt man sich die Frage, wie man selbst reagieren würde, wenn das Telefon klingelt und man erfährt, dass ein Elternteil verstorben ist.

Zu hören, wie die Familie von Lotta und Luis diesen Moment und die Tage danach erlebt, gestaltet und verarbeitet, hat mich dazu angeregt, dass ich mich selbst mit der Thematik auseinandersetze und darüber nachdenke. Denn auch Erwachsene wünschen sich ja, dass Tod und Trauer die eigene Familie so lange wie nur irgend möglich verschonen. Aber auch Erwachsen müssen letztlich mit der Tatsache fertig werden, dass irgendwann der Moment kommt, in dem der Tod eines Angehörigen schmerzliche Realität wird.

Deswegen ist es gut, wenn wir auf Geschichten, Bilder und Gedanken zugrückgreifen können, die uns im Ernstfall – und vielleicht auch schon früher – als Familie durch die Trauer begleiten können. Die CD „Lotta und Luis und der Tod von Oma Lene“ leistet hier aus christlicher Sicht einen ehrlichen, tiefgehenden und zugleich Hoffnung schenkenden Beitrag.
 

Autor/-in: Hanna Willhelm

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