17.12.2022 / Wort zum Tag

Lob verleiht Flügel

Lobet, ihr Völker, unsern Gott, lasst seinen Ruhm weit erschallen, der unsre Seelen am Leben erhält und lässt unsere Füße nicht gleiten.

Psalm 66,8–9

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Wann sind Sie das letzte Mal gelobt worden? Von Vorgesetzten? Von Freunden? Von Ihrem Partner? Von Ihren Kindern?

Wir sind eine Gesellschaft, die mit Lob zurückhaltend ist. Wie schade, denn es tut gut, gelobt zu werden. Ich fühle mich bestärkt: Das, was ich gemacht habe, war gut! Ich bin motiviert: So mache ich jetzt weiter! „Lob verleiht Flügel“ heißt es in einer Redewendung.

Warum loben wir trotzdem so wenig? Bei einer Umfrage gaben 2/3 der Befragten an, in ihrer Berufstätigkeit selten oder nie Anerkennung zu erhalten (Umfrage der Plattform „Kraftwerk Anerkennung“). Umgekehrt sagten über 80 % der Vorgesetzten, dass sie sehr oft loben. Merkwürdig, dass diese Zahlen so auseinandergehen, dass Loben und Gelobt zu werden so unterschiedlich wahrgenommen werden.
Vielleicht wird Lob nicht in guter Weise ausgesprochen.
Wenn ich gelobt werde, dann möchte ich, dass mein Gegenüber es ernst meint und es nicht nur so dahin sagt.
Wenn ich gelobt werde, dann möchte ich spüren, dass der andere sich wirklich über das freut, was ich getan habe.
Wenn ich gelobt werde, dann möchte ich keine allgemeinen Floskeln, sondern es soll konkret gesagt werden, wofür das Lob ausgesprochen wird.

„Lob verleiht Flügel“ – dem, der gelobt wird, auf jeden Fall.
Und was ist mit dem, der lobt? Dem sicher auch! Wenn ich selbst lobe, dann nehme ich den anderen bewusst wahr. Ich interessiere mich für ihn. Ich erkenne, dass es wichtig und wertvoll ist, was er macht. Ich bin dankbar dafür.
Selbst zu loben verändert meinen Blick auf den anderen.

Loben und gelobt zu werden tut uns Menschen gut.
Wie ist es aber mit Gott? Braucht Gott Lob?
In den Psalmen der Bibel quellen die Texte nur so über davon, dass Gott dort gelobt wird. So heißt es in einem der Psalmen: „Lobet, ihr Völker, unsern Gott, lasst seinen Ruhm weit erschallen, der unsre Seelen am Leben erhält und lässt unsere Füße nicht gleiten.“

Und wenn ich weiterlese, erfahre ich auch, wofür ganz konkret der Psalmbeter Gott lobt und dankt. Loben ist keine Floskel für ihn. Freut sich Gott über dieses Lob? Ich glaube bestimmt, auch wenn er es nicht braucht, so wie wir Menschen es brauchen.

Vor allem aber verändert das Lob zu Gott etwas in mir. Ich mache mir bewusst: er ist der Schöpfer. Er hält mich am Leben. Er schaut auf mich und behütet mich. Er tut immer wieder Gutes für mich.
Und ich spüre beim Loben und Danken, wie nahe er mir ist.

Darum stimme ich gern in dieses Lob mit ein: „Lobet, ihr Völker, unsern Gott.“

Autor/-in: Dorothee Döbler